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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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fahren, worauf wartest du noch!»

    Sie fuhren. Vielmehr Kommissar Baumann fuhr. Etwas zu schnell, etwas zu aggressiv, schaltete ruppig.
    Ich sage nichts, dachte Laura. Ich sage nichts, ich sage nichts.
    «Warum sagst du nichts?», fragte er nach einer Weile empört – während er schwungvoll in die Veterinärstraße einbog, die am Englischen Garten entlangführte.
    «Weil Frühling ist!» Laura öffnete ihr Seitenfenster. «Hörst du, wie die Vögel singen?»
    Baumann lachte. «Du hast Antworten drauf.»
    «Was hast du erwartet?»
    «Dass du mir den Autoschlüssel abnimmst oder damit drohst, an der nächsten Ampel auszusteigen. Wäre nicht das erste Mal, oder?»
    «Klar. Aber ich habe keine Lust dazu.»
    Peter Baumann fuhr langsamer, ließ ebenfalls sein Seitenfenster herab. Plötzlich fiel ihm auf, dass der Himmel über dem Park die Farbe von Himbeersirup hatte und die Luft, die jetzt ins Wageninnere strömte, jene kaum merkliche Süße in sich trug, die den Frühling ankündigte. Eine Süße, die einem irgendwie das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ und Lust auf Leben machte. Er fuhr jetzt beinahe Schritttempo, dachte, dass er seine Verabredung nur ein paar Stunden nach hinten verschoben hatte, und freute sich plötzlich.
    «Gut», lächelte Laura, die seine allmähliche Verwandlung beobachtet hatte. «Weißt du irgendwas über diese Dr.   Denner?»
    «Du bist hinterlistig», grinste Baumann zurück. «Es gibt zwei Dr.   Denners, eine Frau und einen Mann. Sie heißt mit Vornamen Renata und ist Augenärztin. Er ist so eine Mischung aus Gynäkologe und Schönheitschirurg.»
    «Wie hast du das so schnell rausgekriegt?»
    «Blitzrecherche, während du auf dem Klo warst.»
    «Noch was?»
    «Liegt nichts gegen sie vor. Aber sie wohnen genau da, wo ich auch immer wohnen wollte. Werd ich aber nie!»
    «Tja, so ist das», seufzte Laura. «Ich auch nicht!»
    «Na, du hast gut reden. Dein Vater besitzt immerhin eine Eigentumswohnung direkt am Englischen Garten, und ich nehme an, dass er sie nicht dem Roten Kreuz vermachen wird.»
    «Mann!», stöhnte Laura. «Hast du heut noch mehr auf Lager?»
    Er lachte laut heraus. «Eine Frage noch: Wie bist du auf die Idee gekommen, dass die Tote Italienerin ist?»
    Laura schaute zum Park hinüber. Die hohen Buchen waren noch kahl. Wieder kroch dieses seltsame Angstgefühl durch ihren Körper. «Ich wusste es einfach», murmelte sie. «Kann es nicht erklären.»

DAS HAUS der Denners lag in einer dieser verschwiegenen Schwabinger Sackgassen, in die sich selbst Einheimische selten verlaufen. Als Laura und Peter Baumann aus dem Wagen stiegen, schienen die Vögel noch lauter zu singen, und sie konnten sogar das leise Glucksen des Eisbachs hören, der offensichtlich die Gärten der Häuser begrenzte. Blühende Forsytienzweige hingen über die Mauern des Dennerschen Anwesens. Die Eingangspforte war hoch und verwehrte den Einblick in den Garten. Baumann drückte auf den Klingelknopf, und sie lauschten der klaren Stimme, die aus der Gegensprechanlage erklang.
    «Sie wünschen?»
    Baumann erklärte sein Anliegen, und es wurde sofort geöffnet.
    Der Garten war sehr gepflegt, Tulpen und Krokusse standen bereits in voller Blüte. Mandelbäumchen säumten in ihrer rosaroten Pracht die Mauer. Auf den Treppenstufen wuchsen zwei hochstämmige Buchsbäume in teuren Terrakottakübeln, die Erde bedeckt mit Vergissmeinnicht. Diese wunderbare dekorative Ordnung wurde nur von einem roten Spielzeugauto gestört. Es lag auf der Seite und sah aus wie nach einem Unfall.
    Dr.   Renata Denner öffnete selbst die Tür. Das war Laura und Baumann augenblicklich klar, als ihnen die große schlanke Frau mit den glatt zurückgekämmten blonden Haaren gegenüberstand. Streng sah sie aus und gleichzeitig mädchenhaft, eine merkwürdige Mischung. Sie trug Perlenohrringe und eine Perlenkette, einen hellgrauen Hosenanzug mit Nadelstreifen. Ihr Gesicht war blass, die Haut um die Augen transparent, hellblaue Äderchen schimmerten durch. Angestrengte Augen. Die Mundwinkel neigten sich, obwohl sie höchstens Ende dreißig war. Jetzt lächelte sie. Doch die Mundwinkel hoben sich kaum.
    Unglücklich, dachte Laura spontan. Kein blühendes Mandelbäumchen jedenfalls.
    Sie stellten sich vor, schüttelten die weiße, etwas schlaffe Hand.
    «Kommen Sie herein!» Ihre Stimme, weder hoch noch tief, war belegt. Jetzt räusperte sie sich. «Ich nehme an, dass sich die Sache von allein aufklären wird. Es ist mir fast peinlich, dass
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