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Die Liste

Die Liste

Titel: Die Liste
Autoren: John Grisham
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sogar Morden war schließlich der Drogenhandel gefolgt, und noch immer war niemand eingebuchtet worden. Sie waren clever, vorsichtig, umsichtig und geduldig.
    Doch dann wurde Danny Padgitt, Gills jüngster Sohn, verhaftet. Man beschuldigte ihn, Rhoda Kassellaw vergewaltigt und ermordet zu haben.
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    m nächsten Morgen erzählte mir Mr Deece, was in der letz
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    ten Nacht passiert war. Er hatte gewartet, bis an Rhodas Tod kein Zweifel mehr bestehen konnte, und sie dann in der Hollywoodschaukel auf der Veranda liegen gelassen. Er war ins Badezimmer gegangen und hatte geduscht, um Rhodas Blut von seinem Körper abzuspülen.
    Dann zog er Arbeitskleidung an und wartete auf die Polizei und den Krankenwagen. Die ganze Zeit über bewachte er das Haus mit der geladenen Schrotflinte, jederzeit bereit, auf alles zu schießen, was sich bewegte.
    Aber ihm fiel nichts auf. Es war still, nur aus der Ferne war leise eine Polizeisirene zu hören.
    Seine Frau hatte sich mit den Kindern im Schlafzimmer eingeschlossen und war zu ihnen unter die Bettdecke gekrochen. Michael fragte weiterhin nach seiner Mutter und diesem seltsamen Mann, Teresa war zu traumatisiert, um sprechen zu können. Sie brachte nur ein leises Stöhnen heraus, lutschte am Daumen und zitterte, als wäre ihr kalt.
    Es dauerte nicht lange, bis die Polizei und der Krankenwagen eintrafen und die Benning Road in flackerndes rotes und blaues Licht getaucht war. Vor dem Abtransport wurde Rhodas Leiche fotografiert. Ihr Haus wurde von ein paar Deputys abgesperrt, unter der persönlichen Aufsicht von Sheriff Coley. Mr Deece, die Schrotflinte noch in der Hand, machte seine Aussage, erst gegenüber einem Untersuchungsbeamten, später gegenüber dem Sheriff.
    Kurz nach zwei Uhr morgens traf ein anderer Deputy mit der Nachricht ein, er habe einen Arzt benachrichtigt, der sich die beiden Kinder in der Stadt ansehen wolle. Sie wurden mit einem Streifenwagen hingebracht. Michael 37

    klammerte sich an Mr Deece, seine Frau hatte Teresa auf dem Schoß. Im Krankenhaus verabreichte man ihnen ein leichtes Beruhigungsmittel und führte sie in ein Zimmer für das Personal, wo ihnen vor dem Schlafengehen Plätzchen und Milch gebracht wurden. Am nächsten Morgen wurden sie von einer Tante aus Missouri abgeholt.

    Mein Telefon klingelte ein paar Augenblicke vor Mitternacht. Es war Wiley Meek, der Fotograf der Zeitung. Er hatte die Story im Polizeifunk aufgeschnappt und lauerte bereits im Gefängnis auf ein Foto des Tatverdächtigen. Seinen Worten zufolge wimmelte es nur so von Cops. Er konnte seine Aufregung kaum bändigen und trieb mich zur Eile an. Das konnte die ganz große Story werden.
    Zu jener Zeit wohnte ich über einer alten Garage, direkt neben einem verfallenden, aber immer noch imposanten, im viktorianischen Stil erbauten Herrenhaus, das unter dem Namen Hocutt House bekannt war. Darin lebten drei alte Schwestern mit ihrem nicht minder alten Bruder. Die Hocutt-Geschwister gefielen sich darin, abwechselnd für mich den Pensionswirt zu spielen. Das fünf Morgen große Anwesen lag ein paar Häuserblocks vom Clanton Square entfernt, und das Haus war vor einem Jahrhundert mit Familienvermögen erbaut worden. Auf dem Grundstück gab es reichlich Bäume, überwucherte Blumenbeete, jede Menge Unkraut und ausreichend Tiere, um einen halben Zoo damit bestücken zu können: Kaninchen, Eichhörnchen, Stinktiere, Opossums, Waschbären, eine Million Vögel, eine beängstigende Kollektion grüner und schwarzer Schlangen – sämtlich ungiftig, wie mir beruhigend versichert wurde – und Dutzende Katzen. Aber keine Hunde. Die Hocutts hassten Hunde. Jede Katze hatte 38

    einen Namen, und eine wichtige Klausel in meinem mündlichen Mietvertrag besagte, dass ich die Katzen respektvoll zu behandeln hatte.
    Ich tat es. Die Vierzimmerwohnung war geräumig und sauber und kostete mich lächerliche fünfzig Dollar pro Monat. Für den Preis hatte ich keine Probleme damit, mich den Katzen gegenüber respektvoll zu verhalten.
    Der Vater der Geschwister, Dr. Miles Hocutt, war ein exzentrischer Arzt gewesen und hatte jahrzehntelang in Clanton praktiziert. Ihre Mutter war im Kindbett gestorben, und in der Stadt erzählte man, Dr. Hocutt sei nach dem Tod seiner Frau sehr besitzergreifend geworden.
    Um seine Kinder von der Welt abzuschirmen, hatte er angeblich eine der größten Lügen erfunden, die je in Ford County aufgetischt worden waren: Er erzählte seinen Kindern, in der Familie gebe es erblichen
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