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Die Liste

Die Liste

Titel: Die Liste
Autoren: John Grisham
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mehr zu atmen.
    Sie hatte ihren Frieden gefunden. Ihr Mann und ihre Kinder berührten sie, und das Weinen war herzzerreißend.
    Ich stand in einer Ecke, eingeklemmt hinter Glorias Mann und Als Frau, und konnte einfach nicht glauben, was geschehen war.
    Als Max seine Gefühle unter Kontrolle hatte, berührte er Miss Callie am Arm und sagte: »Lasst uns beten.« Wir senkten die Köpfe, und die Tränen versiegten fast völlig, zumindest vorübergehend. »Großer Gott, nicht unser Wille geschehe, sondern der Deine. In Deine Hände legen wir den Geist Deiner treuen Dienerin. Wir bitten Dich, gib ihr einen Platz in Deinem Himmelreich. Amen.«

    Bei Sonnenaufgang saß ich auf dem Balkon vor meinem Büro. Ich wollte allein sein. Ich wollte allein weinen. Bei mir zu Hause flossen mehr Tränen, als ich ertragen konnte.
    Wenn ich davon geträumt hatte, in der Welt herumzureisen, hatte ich mir immer vorgestellt, wie ich mit Geschenken für Miss Callie nach Clanton zurückkam.
    Ich wollte ihr eine Silbervase aus England mitbringen, Bettwäsche aus Italien, Parfüms aus Paris, Pralinen aus Belgien, eine Urne aus Ägypten, einen kleinen Diamanten aus den Minen Südafrikas. Ich malte mir aus, wie ich meine Gaben auf der Veranda ausbreitete, bevor wir uns zum Mittagessen niedersetzten und über die Orte sprachen, von denen sie stammten. Ich hatte ihr von jeder Station meiner Reisen Postkarten schicken und nach meiner Rückkehr meine Fotos mit ihr ansehen wollen. Sie würde da sein, auf meine Rückkehr warten, neugierig darauf, was ich ihr mitgebracht hatte. Sie würde ihr Haus 493

    mit vielen Souvenirs aus der ganzen Welt schmücken und Dinge besitzen, die niemand, weder schwarz noch weiß, in Clanton je besessen hatte.
    Der Tod meiner lieben Freundin zerriss mir fast das Herz. Es war grausam, dass er so plötzlich gekommen war. Mein Schmerz war so groß, dass ich mir nicht vorstellen konnte, jemals darüber hinwegzukommen.
    Als die Stadt unter mir langsam zum Leben erwachte, ging ich zu meinem Schreibtisch, schob ein paar Kartons beiseite und setzte mich. Ich nahm einen Stift und starrte lange Zeit auf ein leeres Blatt. Dann, zögernd und mit Tränen in den Augen, begann ich meinen letzten Nachruf.
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    ANMERKUNG DES AUTORS
    Nur sehr wenige Gesetze bleiben gleich. Sind sie erst einmal in Kraft getreten, werden sie untersucht, geändert, ergänzt und häufig auch wieder aufgehoben. Diese
    »Bastelei« ist in der Regel etwas Gutes. Schlechte Gesetze werden ausgemerzt, schwache verbessert, gute optimiert.
    Bei einigen Gesetzen, die es in den Siebzigerjahren in Mississippi gegeben hat, habe ich mir große Freiheiten herausgenommen. Die Gesetze, mit denen ich in diesem Buch so fahrlässig umgegangen bin, sind inzwischen ergänzt und verbessert worden. Ich habe sie nur deshalb falsch dargestellt, um die Geschichte voranzubringen. Das tue ich die ganze Zeit, und ich habe auch nie ein schlechtes Gewissen deshalb, weil es immer diese Seite gibt, auf der ich die Dinge gerade rücken kann.
    Wenn Sie diese »Fehler« entdecken, schreiben Sie mir bitte keinen Brief deshalb. Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Aber das war Absicht.
    Mein Dank gilt Grady Tollison und Ed Perry aus Oxford, Mississippi, die mir bereitwillig Auskunft über alte Gesetze und Verfahren gegeben haben. Und Don Whitten und Mr Jessie Phillips vom Oxford Eagle. Bei Gary Greene bedanke ich mich für technische Ratschläge.
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