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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon
Autoren: Dorotea de Spirito
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noch.
    Das ist keine Neuigkeit. Ich bin auch faul, sehr faul sogar, aber Ginevra schlägt mich auf dem Gebiet um Längen.
    »Ihr könnt gerne zu ihr gehen«, sagt ihre Mutter, während sie uns reinlässt. »Vielleicht schafft ihr es ja, sie aus dem Bett zu schmeißen.«
    Sie hat schon lange alle Bemühungen aufgegeben, ihre Tochter zu einer zivilisierten Uhrzeit aufzuwecken.
    Wir betreten Ginevras Zimmer, wo es noch halb dunkel ist. Ich gehe zum Fenster und mache ganz langsam die Fensterläden auf. Ich lasse ein paar Sonnenstrahlen durch und das Zimmer wird ein klein wenig heller.
    Lorenzo setzt sich behutsam aufs Bett.
    Er küsst sie auf die Stirn.
    Ginevra bewegt sich kaum und schlägt langsam die Augen auf.
    »Amore   …«, flüstert sie und reibt sich die Augen. »Ich habe gerade etwas Absurdes geträumt. Du warst da und   …«
    In diesem Augenblick fällt ihr Blick auf mich.
    »…   auch Vittoria war da   … o nein, ich glaube, ich träume noch.«
    »Nein, du träumst nicht mehr!«, rufe ich und muss lachen. »Aber ganz sicher schläfst du noch.«
    |25| Auch Lorenzo prustet los und Ginevra blickt sich orientierungslos um.
    »Ich geh mal auf die Terrasse«, sage ich und verlasse das Zimmer. »Erzählt ihr euch nur in Ruhe eure Träume. Ich warte draußen.«
    Auf Ginevras Terrasse stehen jede Menge hoher Terracottatöpfe voller Blumen. Die Pflanzen ranken sich an dem alten Gemäuer entlang, sie verflechten sich an der hölzernen Pergola ineinander und hängen tropfenförmig in weichen Girlanden nach unten.
    Hier ist unser Privatgarten. Unsere grünbunte Ecke mitten in einer Stadt, die zwar wunderschön ist, aber in Fels geschlagen wurde.
    Ich lasse mich auf einen hölzernen Schaukelstuhl fallen und schließe die Augen. Ein leichter Wind weht und treibt süßen Blumenduft in meine Nase. Für einen Moment vergesse ich, wo ich bin. Ich mache die Augen auf und werfe einen Blick auf den klaren, leuchtend blauen Sommerhimmel, an dem nur wenige weiche weiße Wolken wie große luftige Wattebäusche hängen. Von hier oben scheint der Himmel sehr viel näher als die Straße zu sein. Wieder einmal frage ich mich, wo mein Platz zwischen Himmel und Erde ist.
    »Hallo Engelchen!« Ginevra winkt mir durchs Fenster, das zur Terrasse führt.
    Sie nennt mich immer so, auch wenn sie weiß, dass ich das nicht besonders mag, und ich ihr das sicher schon hundert Mal gesagt habe.
    »Guten Morgen, du Pappnase.«
    |26| Sie lacht und kommt mir entgegen. »Habt ihr schon gefrühstückt?«
    »Aber weißt du nicht, wie spät es ist?«
    Erstaunt guckt sie auf die Uhr. »Oh, ich hab wohl ein bisschen lang geschlafen   … Ich hol mir einen Kaffee und komm sofort zurück.«
    Ginevra verschwindet hinter dem Stoffvorhang, der die offene Tür verhängt.
    Lore setzt sich auf einen Stuhl und blinzelt in die noch immer sommerlich warme Sonne. In ein paar Tagen werden wir sie nur noch von dem Fenster unseres Klassenzimmers aus betrachten können.
    »An was denkst du?«, fragt er mich.
    Ich werde mich nie daran gewöhnen. Er kann von Weitem und selbst mit geschlossenen Augen meine Gedanken lesen und spüren, wie ich mich gerade fühle.
    »An vieles«, antworte ich leise. Mein Blick verfolgt weiter die Umrisse der Wolken.
    »Fühlst du dich nie von dieser Stadt eingeengt?«, frage ich ihn und bringe meine Gedanken auf den Punkt.
    »Sollen wir nach Rom fahren, bevor der Sommer zu Ende geht?«
    »Beantworte meine Frage jetzt nicht mit einer anderen. Aber du hast recht, das wäre eine gute Idee.«
    »Manchmal.«
    »Manchmal was?«
    »Manchmal wird es mir hier zu eng, manchmal auch nicht.«
    |27| »Tolle Antwort.«
    Ginevra betritt mit einem Tablett in der Hand den Balkon.
    »Ihr müsst unbedingt meine Kekse probieren. Ich habe sie gestern Abend gebacken!«
    Lorenzo und ich blicken uns einen Augenblick lang unbehaglich an, aber versuchen, uns nichts anmerken zu lassen.
    Ginevras Kekse nehmen den ersten Platz unter ihren »unvergesslichen« Kochexperimenten ein. Sie schaffen es, außen verbrannt und innen drinnen noch ganz roh zu sein. Ich wette darauf, dass sie, wenn man sie in der Küche liegen ließe, ganz von alleine vom Tablett in den Mülleimer hüpfen würden.
    Ich probiere einen Keks, aber nur um Ginevra glücklich zu machen.
    »Süße, du weißt, wie sehr ich dich mag.«
    »Was ist, schmecken sie dir nicht?«
    »Nein, nein, sie schmecken mir, aber   …«
    »Ich habe ein neues Rezept ausprobiert, ich muss es nur noch perfektionieren!«,
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