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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens
Autoren: Cecelia Ahern
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auf dem verlassenen Gelände gesucht. Natürlich nicht in der heruntergekommenen Siedlung als solcher, sondern in der glücklichen Erinnerung, die ich mit dieser Stelle verband.
    Es war ein Cricket-Match gewesen, Clontarf gegen Saggart. Ich war fünf Jahre alt, Mum war erst vor ein paar Monaten gestorben, und ich weiß noch, dass es ein sonniger Tag war, der erste nach einem langen, dunklen, kalten Winter. Meine Schwestern und ich waren da, um Dad spielen zu sehen. Der gesamte Cricket-Club war draußen, ich erinnere mich an den Geruch von Bier und den salzigen Geschmack der Erdnüsse, die ich päckchenweise verdrückte, auf meinen Lippen. Das Spiel neigte sich dem Ende entgegen, Dad war Werfer, und ich sah seinen angespannten Gesichtsausdruck, den gleichen, den ich in den letzten Wochen jeden Tag gesehen hatte, den dunklen Blick, bei dem seine Augen praktisch unter den Augenbrauen verschwanden. Beim dritten Wurf verschätzte sich der Schlagmann und verpasste den Ball, der das Wicket traf, und der Spieler war draußen. Dad brüllte laut, stieß die Faust in die Luft, und gleichzeitig brach um uns herum so lauter Jubel aus, dass ich im ersten Moment Angst bekam. Es war eine Massenhysterie, die Menschen benahmen sich, als hätten sie plötzlich einen sonderbaren Virus eingefangen, wie in einem Zombie-Film, und ich schien die Einzige zu sein, die dem Virus nicht zum Opfer gefallen war. Aber dann sah ich wieder ins Gesicht meines Vaters und wusste plötzlich, dass alles in Ordnung war. Er grinste so breit wie schon lange nicht mehr, und ich erinnere mich auch noch gut an die Gesichter meiner Schwestern. Sie interessierten sich nicht allzu sehr für Cricket, genau genommen hatten sie auf der ganzen Fahrt zum Platz gestöhnt und gejammert, weil sie lieber weiter mit ihren Freunden auf der Straße spielen wollten, aber jetzt sahen sie unserem Dad beim Feiern zu, beobachteten, wie er von seinen Teamkollegen auf die Schulter gehoben wurde, alle lächelten, und ich erinnere mich, dass das der Augenblick war, in dem ich dachte: Wir werden es schaffen, alles wird gut.
    Und um dieses Gefühl wieder zu spüren, war ich an diesen Ort zurückgekehrt, aber als ich ankam, sah ich eine Geistersiedlung, und ich begegnete Simon.
     
     
    Auch nach meinem Besuch bei Simon im Krankenhaus setzte ich meine Suche nach Orten, die mir guttaten, fort. Inzwischen war ich schon seit sechs Wochen mit diesem Ziel unterwegs, hatte bereits meine alte Grundschule besucht, war auf einem Basketballfeld gewesen, auf dem ich einen Jungen geküsst hatte, den ich für absolut unerreichbar gehalten hatte, am College, beim Haus meiner Großeltern, im Gartencenter, das ich immer mit ihnen besucht hatte, im Park um die Ecke, im Tennisclub, wo ich den Sommer verbrachte, und noch an mehreren anderen Plätzen, an die ich schöne Erinnerungen hatte.
    Außerdem hatte ich spontan beim Haus einer alten Grundschulfreundin vorbeigeschaut, wo ich das peinlichste Gespräch meines Lebens führte und mir wünschte, ich hätte mir nicht die Mühe gemacht. Ich hatte sie besucht, weil ich, als ich vorbeigegangen war, plötzlich eine Erinnerung an den warmen, süßen Backgeruch in ihrer Küche hatte – jedes Mal, wenn ich dort zum Spielen gewesen war, hatte ihre Mutter irgendetwas zu backen. Aber jetzt, zwanzig Jahre später, war der Duft verschwunden, die Mutter war nicht mehr da, und an ihrer Stelle lernte ich die beiden Kinder meiner völlig erschöpften Freundin kennen, die sie als Klettergerüst benutzten und uns keine Sekunde Ruhe zum Reden ließen, was aber eigentlich ein Segen war, da wir uns ohnehin nichts zu sagen hatten – abgesehen von der stummen Frage auf ihren Lippen:
Was machst du hier eigentlich? So eng befreundet waren wir doch gar nicht
. Vermutlich dachte sie, ich wäre in irgendeiner Krise, was sie aber höflichkeitshalber nicht laut aussprach.
    In den ersten paar Wochen störte es mich wenig, dass ich meinen wohltuenden Ort nicht fand, die Suche war ein guter Zeitvertreib, aber nach drei Wochen begann ich mir doch Gedanken zu machen. Statt mir neue Energie zu schenken, zerstörte ich mit meiner Suche meine guten Erinnerungen.
    Nach dem Krankenhausbesuch brannte ich noch mehr darauf, einen Ort zu finden, brauchte ich dringend eine Aufmunterung, und ich wusste, dass es mich nicht trösten würde, in meine Übergangswohnung mit den magnolienfarbenen Wänden zurückzukehren.
    Damit war ich in dem Augenblick beschäftigt, als das gleiche höchst
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