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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag
Autoren: Erno Szep
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kann?
    Ja, ich auch. Wir waren uns einig, dass diese Vierbeiner die aufregendsten Kreaturen der Welt sind; in der Wohnung über ihnen gibt es eine Promenadenmischung, dieses Hündchen himmelt sie richtig an. Es pflegt sie morgens zu besuchen, und sie gibt ihm etwas von ihrem Kaffee, Mama mag das nicht, schade um den guten Kaffee, meint sie.
    Dann aber kam etwas wirklich Nettes, ganz nahe der Brücke lag ein Schleppkahn auf dem Strom, und von diesem Kahn führte ein Landungssteg zur Ufertreppe; mitten auf dem Steg stand ein kleiner schwarzer Köter, der aufgeregt zu bellen anfing, als wir näher kamen.
    Wir blieben stehen und amüsierten uns über den frechenkleinen Kerl. Er rannte auf dem Holzsteg vor, dann wieder zurück und bellte wie besessen.
    Kommen Sie, wir wollen seine Gnaden versöhnen.
    »Haben Sie keine Angst?«
    Kommen Sie nur mit, schön brav hinter meinem Rücken.
    Vor Frauen mimt man gern den Helden.
    Sie hielt sich an meinem Mantelsaum fest, der Steg war ziemlich schmal.
    Das Hündchen bekam es mit der Angst zu tun, es ist klein, und wir sind auch noch zu zweit. Es rannte zurück auf den Schleppkahn, von dort kläffte es uns, nun schon auf dem Rückzug, noch einmal an.
    Gehen wir hinauf, einverstanden? Auf beiden Seiten des Lastkahns befindet sich eine kleine Hütte. Die Tür der einen steht offen, ein Lichtschein dringt nach außen. Wie früh man jetzt schon die Lampe anzünden muss.
    Aus der Kajüte kam eine junge Frau in einem einfachen Kattunkleid.
    »Suchen die Herrschaften jemand?«
    Eigentlich wollen wir nur das Hündchen streicheln, es ist uns nämlich böse.
    Die Frau musterte unsere Gesichter; doch hegte sie nun offenbar nicht mehr die Befürchtung, wir könnten sie ermorden und ausrauben.
    Ihr nichtssagendes Gesicht klärte sich auf, sie wurde zugänglicher und wandte sich dem Hund zu.
    Der kleine Bursche drückte sich an die Wand des Schleppers unter einen Holzstoß, saß und behielt die Eindringlinge im Auge.
    Wie heißt denn der mutige Wächter?
    »Socke.«
    »Socke! Der Arme!«, bedauerte ihn das Mädchen, lachte aber doch über ihn.
    Komm, Socke, rief ich den Köter und schnippte dazu mitden Fingern; erfolglos. Das Hündchen blieb sitzen und lauerte. Es ruckte mit dem Kopf, als müsste es eine Fliege verscheuchen. Wir näherten uns dem Hund. Er brummte noch ein bisschen, beruhigte sich aber, als ich anfing, ihm den Nacken zu kraulen. Er senkte den Kopf und genoss es.
    Siehst du, was für ein braver Knabe er ist, er hat nur ein großes Maul. Ein Maulheld.
    Ich klärte das Mädchen auch darüber auf, dass sie Hunde nur unter der Schnauze oder im Nacken kraulen darf, wenn sie sich mit ihnen anfreunden will. Auch sie kauerte sich augenblicklich neben Socke hin, das linke Knie gegen das rechte gepresst, und sie begannen, sich miteinander anzufreunden.
    Ich begab mich mit der zugänglichen Frau vor die beleuchtete Kajüte, nicht wahr, Sie erlauben doch, dass ich einen Blick hineinwerfe? Der Verschlag war Küche und Kammer in einem.
    Die Frau bereitete gerade eine Fischmahlzeit. Es roch gut nach dem Paprikasch.
    Sie sind doch nicht allein auf diesem Kahn? Ach ja, da hängt doch ein Männerhut.
    Der gehört ihrem Mann. Er sei Flussschiffer, aber man habe ihn abgebaut. Die Frau kennt also diesen Ausdruck auch. Momentan ist er draußen in Mátyásföld, da werden Männer zum Straßenpflastern gesucht. Immerfort ist er hinter Arbeitsmöglichkeiten her.
    Auch Iboly kam näher, begleitet von Socke.
    »Oh, das duftet herrlich nach Fisch!«
    Sie schob ihre Nase an den Topf und roch. Die freundliche Frau bot uns gleich etwas davon an. Nein, nein, wir danken schön.
    Dann sahen wir uns auch die kleine Bude am anderen Ende des Kahns an; über der Eingangstür prangte die Aufschrift: GOTT SEI MIT DIR !
    Als sollte der Besucher auf der Stelle wieder verabschiedet werden, nicht wahr?
    Nein, dieser Spruch hat etwas mit den Schiffern zu tun. Die Tür steht offen, hier der Schlafraum und alles, was sie besitzen. Ein schmales Bett an der Wand, darauf ein ganz dickes Federbett. Sogar darunter erfriert man hier im Winter fast, sagt die Frau. Einen Tisch gibt es nicht, nur einen Stuhl und die Chaiselongue, dazu eine kleine Kommode. Die Bretterwand ist über und über mit Bildern tapeziert: Heiligenbildchen, das Konterfei des ungarischen Reichsverwesers, aus der Zeitung ausgeschnittene und angeklebte amerikanische Girls, Pferderennen, Hunde, Rennautos und Landschaften. Ein Haussegen hängt ebenfalls über dem Bett,
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