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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)
Autoren: Smila Spielmann
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leid“, meinte ein junger Mann, der fassungslos auf Lucthens Bein starrte. „Ich war zu langsam.“
    „ Schon gut. Konzentriere dich jetzt wieder.“ Lucthen versuchte sich umzudrehen, doch die rasenden Schmerzen, die er dabei verspürte, machten dieses Vorhaben zunichte. Also blieb er auf dem Bauch liegen und drehte sich nur so weit von Crystal weg, dass er nicht mehr halb auf ihr lag. Ihr Lied war kurz ins Stocken geraten, als er auf sie gefallen war. Frustriert schloss Lucthen die Augen und versuchte den Schaden abzuschätzen. Sein Unterschenkel war zertrümmert. Er verlor Blut. Doch das Fleisch würde wieder heilen. Nein, dieser Gedanke beunruhigte ihn nicht so sehr. Was ihm vor Wut die Tränen in die Augen trieb war das: Die Waffe hatte die Bahnen der Magie durchschlagen, die durch seinen Körper liefen und ihn so eines Teiles seiner Macht beraubt.
    Und Crystal spielte.
     

    Als sie fühlte wie der schwere Körper gegen sie fiel hatte sie einen Moment lang die Konzentration verloren. Lucthen, dachte sie. Es muss ihm etwas geschehen sein. Sie wollte sich nur einen Moment lang umdrehen, kurz nach ihm sehen, doch auf ihr lag ein Zwang zu spielen, dem sie sich nicht widersetzen konnte. Ein Teil von ihr wusste, dass sie kurz davor stand ihr Ziel zu erreichen, doch je länger sie spielte desto grausamer wurden die Bilder mit denen man sie quälte. Ihr unbekannte Angreifer schein sie gut zu kennen, denn er nutzte ihre Schwächen gekonnt aus. Ihr übertriebenes Schuldempfinden und ihren Drang es allen Leuten Recht machen zu wollen. Ihre Schreie waren mittlerweile verstummt, weil sie sich heiser geschrieen hatte. Doch sie hatte nicht aufgehört zu spielen. Sie spielte seit einer Ewigkeit, wie ihr schien. Ihre Finger fühlten sich taub an. Die Saiten schnitten in ihr Fleisch und Crystal hatte nur noch einen Wunsch: Dass sie endlich aufhören dürfe. Doch immer wenn sie stockte sah sie ein paar Silberaugen auf sich ruhen, die sie strafend anblickten und zum weiterspielen zwangen. Manchmal, wenn die Bilder vor ihrem Geist verblassten, sah sie die Umgebung vor sich und staunte. Sie verstand überhaupt nicht, dass es möglich sein konnte, dass sie dieses Wunder mit ihrer Stimme vollbrachte. Die Wiesen waren mittlerweile aufgetrocknet und sie saß nicht mehr auf einer Insel inmitten brackigen Wassers, sondern auf einer Lichtung auf der sattes, grünes Gras wuchs. Die Sumpfpflanzen waren auf wundersame Weise verschwunden und hatten Büschen und Sträuchern Platz gemacht, deren Namen sie kannte.
    Und dann sah sie plötzlich Dawn vor sich. Sie stand über einem verletzten jungen Mann und Crystal sah seine Augen, die flehendlich auf ihre Freundin gerichtet waren. Dawn würde ihm helfen, dachte Crystal. Doch sie kniete nur neben ihm nieder und begutachtete seine Wunde. Ihr Gesicht zeigte mildes Interesse, doch keine Spur von Mitgefühl. Fassungslos sah sie, wie Dawn ihr Schwert zog und den Mann schließlich rücksichtslos ermordete. „Dawn! Nein!“ Die Worte kamen krächzend über Crystals Lippen. Das war zu viel. Zitternd nahm sie die Hände von den Saiten, wollte sie vor die Augen schlagen, sich zusammenrollen und weinen. Einfach nur weinen, bis sie keine Tränen mehr hatte.
    Doch Crystal tat es nicht. Plötzlich wurde sie hochgehoben, fühlte etwas, wie Wind, unter ihr und keuchte erschrocken auf. Doch dann begriff sie. Eidos war zurückgekehrt, beanspruchte den Sumpf wieder für sich und half Crystal dem Wald zu helfen.
    Und Crystal spielte.
     

    Thistle hörte wie Crystal kurz stockte, nur um dann schöner und stärker als zuvor weiterzuspielen. Er hatte mittlerweile nicht mehr das Gefühl, als ob sie im Sumpf kämpfen würden, sondern irgendwo mitten im Wald. Ein junger, noch nicht besonders starker Wald, aber einer der wachsen würde und der eines Tages kräftig und schön sein würde. Der Wald war gerettet, begriff Thistle. Die Erkenntnis machte ihm bewusst, wie müde seine Arme waren, seine Augen. Am Liebsten hätte er seinen Bogen fallen gelassen und wäre einfach nur auf die Knie gesunken. Es war mittlerweile tiefe Nacht. Doch die Fort`mai griffen nach wie vor mit unverminderter Stärke an und wenn nicht bald irgendetwas passierte, würden sie überrannt werden. Thistle tastete nach einem Pfeil. Sein Köcher war beinahe leer. Und dann trat eine Gestalt auf die Lichtung auf der sie kämpften. Er konnte spüren, wie Alle den Atem anhielten, als sie die riesige Gestalt gewahrten. Sie stapfte auf die Lichtung und
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