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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage
Autoren: Dana Kilborne
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treffen uns im zweiten Untergeschoss der Tiefgarage der Klinik – sagen wir um fünf?“
    Grazia blickte auf ihre Armbanduhr – es war kurz nach drei. „Ja, das müsste ich schaffen. Ich muss jetzt auflegen, wir sehen uns dann später. Ciao!“
    Sie beendete das Gespräch und steckte ihr Handy zurück in ihre Jackentasche. Die ganze Zeit über spürte sie Zacks missbilligenden Blick auf sich ruhen.
    Sie seufzte. „Hör zu, ich muss das einfach tun. Patrizia braucht mich. Sie war immer für mich da, ich kann sie jetzt nicht im Stich lassen, verstehst du?“
    Zack verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ich verstehe, ist, dass du mit dieser Aktion alles aufs Spiel setzt, was wir bisher erreicht haben“, entgegnete er wütend. „Ich glaube, du bist es, die hier etwas nicht begreift, Grazia! Wir versuchen gerade die Welt davor zu bewahren, von den Mächten der Finsternis übernommen zu werden. Wenn wir jetzt scheitern, nützt es deiner Freundin auch nichts, dass du an ihrem Bett sitzt und ihr die Hand hältst!“
    Grazia atmete tief durch. „Du brauchst mich doch gar nicht mehr“, sagte sie und reichte ihm das Manuskript. „Hier drin findest du alles, was du benötigst, um die geheime Katakombe zu finden.“
    „Du kommst nicht mit?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Wir wissen doch beide, dass ich dich im Fall der Fälle nur behindern würde.“
    Die Bremsen quietschten laut, als der Zug in die Station einfuhr. „Schön, ganz wie du willst“, schleuderte ihr Zack zornig entgegen und nahm ihr das Manuskript aus der Hand. Dann stand er auf und trat ohne ein weiteres Wort durch die sich gerade öffnenden Türen hinaus auf den Bahnsteig.
    „Zack!“, rief Grazia ihm noch nach. „Ich wollte nicht …“
    Doch er war bereits von der Masse der Menschen auf der Plattform verschluckt worden.
    Etwas mehr als eine dreiviertel Stunde später saß Grazia in einem Café auf der gegenüberliegenden Seite des Krankenhauses. Von ihrem Platz aus hatte sie sowohl den Haupteingang als auch die Zufahrt für die Tiefgarage im Blick, doch bisher war ihr nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Vermutlich rechnete man nicht damit, dass sie hier auftauchen würde. Wenn überhaupt, dann hatte man wahrscheinlich einen einzelnen Streifenbeamten oben auf der Station in Patrizias Nähe postiert.
    Um nicht sofort erkannt zu werden, verbarg sie ihr dunkelbraunes Haar unter der Kapuze eines schwarzen Sweatshirts, das sie in einem kleinen Laden am Bahnhof gekauft hatte. In fetten, schreiend bunten Lettern war der Schriftzug ROMA darauf gedruckt. Grazia hoffte, dass sie damit wie eine Touristin aussah.
    Sie atmete noch einmal tief durch, dann verließ sie das Café und überquerte die Straße. Immer wieder fragte sie sich, ob sie das Richtige tat. Sie hatte sich entscheiden müssen, entweder Zack oder Patrizia. Und im Gegensatz zu ihrer Mitbewohnerin konnte Zack gut auf sich allein aufpassen. Wahrscheinlich wäre sie ihm ohnehin nur im Weg gewesen.
    Und was, wenn nicht? Wenn er dich nun immer noch braucht?
    Sie schob ihre Zweifel beiseite. Jetzt gab es sowieso nichts mehr, was sie daran ändern konnte. Zack war fort, und sie musste sich um Patrizia kümmern. Trotzdem konnte sie einfach nicht vergessen, wie enttäuscht er sie angesehen hatte, als sie ihm sagte, dass sie nicht mit ihm kommen würde.
    Die Tiefgarage war über die Aufzüge im Krankenhaus, aber auch durch eine Tür auf der Rückseite des Gebäudes zu erreichen, hinter der eine Treppe nach unten führte. Grazia entschied sich für die zweite Variante und erreichte das zweite Untergeschoss, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
    Bis hierhin war alles glatt gelaufen – aber der weitaus schwierigere Teil ihres Vorhabens stand Silvio und ihr noch bevor. Sie wusste nicht, wie er vorhatte, sie unbemerkt am Pflegepersonal vorbeizuschleusen. Selbst wenn Patrizias Zimmertür nicht von einem Polizeibeamten bewacht wurde, so waren die Klinikangestellten sicher längst mit einem Foto von ihr versorgt worden. Und der schwarze Kapuzenpulli würde sie auf Dauer nicht vor einer Entdeckung schützen.
    Doch sie würde sich jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen, sondern einfach abwarten, mit welchem Plan Silvio aufwarten würde. Suchend sah sie sich um, dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr.
    Fünf nach fünf. Eigentlich müsste er längst hier sein.
    Grazia begann, sich unbehaglich zu fühlen. Was, wenn Silvio aufgeflogen war? Und warum war sie sich überhaupt so sicher, dass sie ihm
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