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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage
Autoren: Dana Kilborne
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Kollegen zu fragen – ja, sogar Patrizia konnte ihm bestätigen, dass ihr die Bruderschaft der letzten Tage durchaus ein Begriff war. Und warum sollte ihm das auch jemand verheimlichen wollen, schließlich machte sie selbst ja nicht gerade ein Geheimnis daraus.
    „Was ist?“, stieß sie heiser aus. „Warum siehst du mich so seltsam an? Ich …“ Sie verstummte, als sie das feurige Lodern in seinen Augen erblickte. Sprachlos schaute sie ihn an, konnte kaum glauben, was sie da sah. Waren das wirklich Flammen, die in seinen Pupillen loderten?
    Wie gebannt stand sie da. Sie wollte weglaufen, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Es war, als hätte er sie mit einem düsteren Zauber belegt, aus dem sie sich nicht befreien konnte.
    Er trat auf sie zu. Langsam hob er die Hand und strich ihr sanft über die Wange. Immer noch konnte sie sich nicht bewegen.
    Die Berührung, so hauchzart sie auch sein mochte, erweckte ein Feuer in Grazia zum Leben, von dessen Existenz sie nicht einmal etwas geahnt hatte. Flammen jagten durch ihren Körper und verzehrten auf ihrem Weg alles, was sich ihnen entgegenstellte. Ein ersticktes Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, während sie plötzlich glaubte, eine Verbindung zu spüren, die sich zwischen Zack und ihr aufbaute. Zuerst war es nur ein vorsichtiges Tasten, schon bald wurde es drängender, fordernder.
    „Was tust du da?“, keuchte sie atemlos, doch im Grunde kannte sie die Antwort bereits. Er versuchte, in ihre Gedanken einzudringen, so wie er es schon einmal getan hatte. Dieses Mal konnte sie den Pfad auch in die entgegengesetzte Richtung beschreiten und einen Blick auf das werfen, was hinter seiner Stirn vor sich ging.
    Was sie sah, erschütterte sie bis ins Mark. Sie sah ein brennendes Inferno und widerwärtige Monstrositäten, die aus dem Schlund der Hölle hervorkrochen. Über allem spannte sich ein blutroter Himmel, an dem ein Mond schien, der so schwarz war wie die Nacht. Und …
    Die Verbindung wurde so abrupt unterbrochen, dass Grazia nach Atem rang. Zack taumelte zurück. In seinem Blick lag fassungsloses Entsetzen gepaart mit ungläubigem Staunen.
    „Wie … hast du das gemacht?“ Seine Stimme klang beinahe schockiert.
    Grazia hätte es ihm nicht sagen können, denn sie hatte selbst nicht den leisesten Schimmer, was da eben zwischen ihnen vorgefallen war. Sie wusste nur, dass es ihr einen höllischen Schreck eingejagt hatte und sie vermutlich in den kommenden Nächten bis in ihre Albträume verfolgen würde. Und zugleich hatte sie, ohne dass er es wollte, eine Seite von Zack kennengelernt, die sie faszinierte.
    Eine liebende, mitfühlende Seite. Da war diese Frau gewesen …
    Auf einmal gab es ein lautes Klirren draußen auf dem Korridor, und kurz darauf hörte sie Patrizia leise fluchen. Erschrocken drehte Grazia sich zur Tür um. Als sie sich nur Sekunden später wieder Zack zuwandte, war er verschwunden.
    Spurlos.
    Grazia trat hinaus auf den nur schummrig beleuchteten Flur. Ihre Mitbewohnerin kniete auf dem Fußboden und kehrte mit einem Handfeger die Überreste einer Glühbirne zusammen. Die Ohrstöpsel ihres MP3-Players – sie hörte oft laut Musik, wenn sie Hausarbeiten erledigte – hingen ihr rechts und links über die Schultern.
    „Tut mir leid“, sagte Patrizia zerknirscht.
    „Was?“ Verständnislos schaute Grazia sie an. Sie fühlte sich seltsam schwerelos, so als würde sie auf Wolken schweben. Waren das nur die Nachwirkungen des Schocks, oder steckte etwas anderes dahinter?
    „Na, dass ich dich geweckt habe natürlich!“ Sie runzelte die Stirn. „Obwohl … Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist. Die Lampe ist einfach so explodiert. Fast, als hätte irgendetwas eine Überspannung verursacht.“
    Sofort musste Grazia an Zack denken und die seltsame Verbindung, die zwischen ihnen bestanden hatte. War es möglich, dass die Glühbirne deshalb …?
    Nein! Was für eine absurde Idee! Für das, was da vorhin passiert war, gab es bestimmt eine ganz einleuchtende und logische Erklärung. Ebenso wie für die Tatsache, dass Zack in ihrem Zimmer aufgetaucht war, ohne dass irgendjemand ihn reingelassen hatte.
    So sehr sie sich auch das Hirn darüber zermarterte, ihr wollte einfach keine einfallen.
    „Was ist los mit dir?“ Patrizia musterte sie besorgt. „Fühlst du dich nicht gut? Ist es wegen der Sache auf dem Friedhof?“
    „Nein, nein.“ Grazia schüttelte den Kopf. „Ich bin okay“, entgegnete sie, und da ihre Freundin offensichtlich noch
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