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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung
Autoren: Patricia Lewin
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stach.
    Die Staubwolke wurde größer.
    Wenn jemand sich die Mühe gemacht hatte, hierher zu kommen, konnte das nur Ärger bedeuten. Ethan dachte an seine Waffe, eine Glock, die unter drei Jahre alten Fotos und Erinnerungsstücken in einer alten Blechkiste unter seinem Bett lag. In ein paar Minuten würde es zu spät sein, die Waffe zu holen; dennoch machte er keine Anstalten. Wenn die Firma ihn endlich gefunden hatte, sollte es eben so sein.
    Er war ohnehin schon lange tot.
    ***
    Dr. Paul Turner war ein toter Mann.
    Der Gedanke überfiel ihn mit eisiger Gewissheit, während er durch die Regenschauer den näher kommenden Helikopter betrachtete. Sie würden ihn nicht sofort umbringen – nicht, solange sie ihn noch brauchten –, doch es war nur eine Frage der Zeit. Dann würde es so aussehen, als hätte er einen Unfall gehabt. Vielleicht, wenn er auf dem Festland war und etwas für Haven Island erledigte, würde sein Wagen aus einer Kurve schleudern und über die Klippen rutschen. Oder er würde einen Herzanfall erleiden, hervorgerufen durch irgendeine seltene, nicht nachweisbare Droge, die sie ihm im Schlaf spritzten. Vielleicht würde er auch im Labor arbeiten und plötzlich einen Riss in seinem Bioschutzanzug entdecken.
    Wie immer sie es anstellten, niemand würde Fragen stellen oder den Tod des einst so berühmten Dr. Paul Turner untersuchen. Vor fast fünfzehn Jahren war er aus dem hehren Bund der Wissenschaftler ausgeschieden und wurde seitdem von seinen ehemaligen Kollegen für tot gehalten.
    Paul schauderte und unterdrückte seine morbiden Gedanken. Er musste sich jetzt auf die nächsten Stunden und das anstehende Meeting konzentrieren. Und wenn er klug und vorsichtig war, kam er aus der Sache vielleicht heil wieder heraus.
    Regen und Wind setzten dem Helikopter, der über der Landeplattform schwebte, heftig zu. Der Pilot bemühte sich nach Kräften, die Maschine gerade zu halten, doch der Sturm schien dem Hubschrauber die Landung unmöglich zu machen. Ein heftiger Aufprall, und mein Problem wäre gelöst, dachte Paul mit grimmigem Grinsen. Leider hatte er keinen Zweifel daran, dass der Helikopter sicher aufsetzen würde. Der Mann an Bord, Avery Cox, würde sich von etwas so Unbedeutendem wie einem Sturm nicht aufhalten lassen.
    Paul war Direktor und leitender Wissenschaftler von Haven und hatte vor Avery Cox, den er seit zehn Jahren kannte, stets Rechenschaft ablegen müssen. Die Anlage, die sich auf einem abgelegenen Privateiland am Nordende des Puget Sound befand, beherbergte einen Stab aus Ärzten, Krankenschwestern, Lehrern und eine Anzahl außergewöhnlicher Kinder. Es gab Schlafsäle, Klassenzimmer, Labors, eine Krankenstation sowie die beste Ausrüstung und die klügsten Köpfe, die man für Geld kaufen konnte.
    Außer auf den Trips nach Langley, um seinen Jahresbericht abzuliefern, hatte Paul Turner kaum Kontakt zu Cox, der meistens Paul die Leitung überließ und nur lieferte, was gebraucht wurde: Geld, Ausrüstung und das Wichtigste – Geheimhaltung. Im Gegenzug erwartete Cox, dass Paul Ergebnisse lieferte, was er auch stets getan hatte, seit er Leiter von Haven Project war.
    Und nun das.
    Paul hatte etwas Unverzeihliches getan. Er hatte die einzige Fehlhandlung begangen, die Cox niemals hinnehmen konnte. Er hatte zwei Kinder verloren.
    Wenn er Zeit gehabt hätte, nur eine Woche, hätte er alles wieder in Ordnung gebracht; niemand hätte etwas gemerkt. Seine Leute hätten die Ausreißer gefunden, und alles wäre ganz normal weitergelaufen. Doch dazu war es nun zu spät. Jemand hatte am Telefon Bericht erstattet, und nun, keine acht Stunden später, war Cox bereits an Ort und Stelle.
    Als Paul nun beobachtete, wie der Helikopter mit wirbelnden Rotoren tiefer ging, wurde ihm klar, dass jeder diesen Anruf hätte machen können. Cox hatte überall Augen und Ohren.
    Einen Augenblick lang dachte Paul an Flucht.
    Es war nicht das erste Mal. Er hatte mehr als genug Geld beiseite geschafft. Wenn es ihm gelang, von der Insel zu entkommen und in Mittel- oder Südamerika unterzutauchen, konnte er für den Rest seiner Tage wie ein König leben. Leider war es ein naiver Traum. Es gab auf der ganzen Welt kein Versteck, wo die Firma ihn nicht aufspüren würde.
    Der Helikopter setzte auf. Paul eilte los, die beiden Passagiere zu begrüßen. »Mr. Cox.« Er hielt den Schirm schräg, um den anderen Mann vor dem Regen zu schützen. »Was für ein unerwarteter Besuch!«
    »Tatsächlich?«
    Paul stammelte etwas
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