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Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
Autoren: Anthony Mark
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kniete nieder und wühlte mit beiden Händen in dem braunen Stoff herum.
    »Travis, Durge!«, rief Lirith hinter ihnen.
    Travis riss den Blick von dem Mann in der schwarzen Kutte los. Die Feydrim rasten die Stufen hinauf. Sie waren noch zehn Schritte entfernt. Dann fünf.
    »Haltet Euch bereit!«, stieß Durge zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor und hielt das Breitschwert vor den Körper.
    Travis zog das malachorianische Stilett aus dem Gürtel. Der Rubin im Griff loderte hell. Die Feydrim bleckten gekrümmte Reißzähne; in ihren gelben Augen leuchteten Hunger und Schmerz.
    Und die Eisentür knallte mit dem Laut eines Kanonenschusses auf und eine silberne Lichtflut strömte in den Turm.

34
    Grace kam die ganze Reise wie ein Traum vor.
    Zum einen verging die Zeit auf seltsame Weise, eben so wie in einem Traum. In dem einen Augenblick stand sie am Bug des Weißen Schiffes und sah dem Sonnenaufgang zu. Dann war die Sonne zwischen zwei Lidschlägen verschwunden, und der Mond segelte auf dem schwarzen Ozean des Himmels. Manchmal wirbelten die Sterne auf Schwindel erregende Weise um die unsichtbare Achse des Himmels, dann hing die Sonne wieder scheinbar stundenlang über dem Horizont und verwandelte die See in geschmolzenes Kupfer.
    Die Leute vom Kleinen Volk, die das Schiff steuerten, waren mit Sicherheit wie Wesen aus einem Traum. Es war so gut wie unmöglich, sie von Angesicht zu Angesicht sehen zu können. Am besten konnte man sie aus dem Augenwinkel erkennen, aber wenn Grace schnell den Kopf drehte, um einen von ihnen anzusehen, dann war da nur ein silbernes Schimmern in der Luft und dann gar nichts mehr.
    Es gab ein paar Gelegenheiten, bei denen sie die Schiffsbesatzung deutlicher sehen konnte. Einmal stand sie neben Beltan in der Nähe des Hecks und sah im Licht des Vollmondes zu, wie ein Kreis aus Ziegenmännern um ein Trio aus schlanken Frauen herumtänzelte, die Zweige als Finger und Blätter als Haare hatten. Als die zotteligen Ziegenmänner den Kreis um die Baumfrauen schlossen, musste sich Grace mit brennenden Wangen abwenden. Aber Beltan lachte nur und sah fröhlich einer anderen Art von Tanz zu.
    Es gab noch andere Begegnungen. Als Grace einmal allein dastand, kam das verschrumpelte kleine Geschöpf mit dem Mooshaar erneut zu ihr und berührte ihre Hand. Bevor es ging, betrachtete es sie mit Augen, die in dem knorrigen Gesicht wie schwarze Steine wirkten, und Grace kam es so vor, als läge sowohl Trauer wie auch Hoffnung in dem Blick.
    Ein anderes Mal brachte ein grüner Mann – er war klein und stämmig, der Bart war aus Eichenblättern und die Augen so braun wie Haselnüsse – Falken einen Holzbecher; an diesem Tag fühlte sich der Barde nicht sehr wohl. Die darin befindliche Flüssigkeit brachte wieder Farbe in seine Wangen, obwohl es nur Wasser zu sein schien. Bei mehreren anderen Gelegenheiten brachte der grüne Mann Vani ebenfalls einen Becher.
    Der T’gol schien es oft übel zu sein. Mehr als einmal konnte Grace beobachten, wie Vani zur Reling stürzte. Ihre Haut wies oft einen grünlichen Schimmer auf, und einen Großteil der Zeit ging sie mit gekrümmten Schultern und auf den Leib gelegter Hand daher. Grace vermutete, dass die T’gol seekrank war. Allerdings schienen die Tränke des grünen Mannes ihr immer zu helfen.
    Das Meer, das sie durchsegelten, war ebenfalls wie aus einem Traum. Sie passierten schwimmende Inseln aus blaugrünem Eis, von den Elementen zu fantastischen Umrissen geformt, die wie Schlösser und kuppelbedachte Paläste aussahen. Dann wendete das Schiff nach Süden, und die Küste, die an Backbord erschien, war mehr Albtraum als Traum.
    Steile schwarze Klippen ragten dreihundert Meter aus dem Ozean, das Meer rannte schäumend gegen sie an, als würde es an den scharfen Felsen zerschnitten. Manchmal entdeckte Grace oben auf den Klippen schwarze Felsfinger in die Höhe ragen. Sie hielt sie für natürliche Formationen. Dann sah sie aus einer der Spitzen gelben Rauch aufsteigen.
    »Wachtürme«, sagte Falken hinter ihr. »Und Gießereien.«
    Auf dem Schiff war es warm, trotzdem war Grace plötzlich kalt. »Was ist das für ein Land, Falken?«
    »Das ist Imbrifale.« Der Blick des Barden war grimmig. »Die Domäne des Fahlen Königs.«
    Danach hielt sie den Blick nach Nordosten gerichtet, bis sie die Felsenküste schließlich hinter sich gelassen hatten.
    Obwohl auf dem Schiff immer dieselbe angenehme Temperatur herrschte, war Grace davon überzeugt, dass das Meer
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