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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung
Autoren: Anthony Mark
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des Nekromanten war.
    Der Schmerz wurde zur unaussprechlichen Qual, nur daß er jetzt aus Travis’ Innerem kam und nicht länger von außen. Dakarreth fing an, sich zu winden.
    Travis’ Worte waren ein Schrei. »Wehrt Euch nicht gegen das Feuer, Dakarreth! Darum tut es weh. Ihr müßt Euch ihm überlassen – laßt es alles wegbrennen!«
    Der Nekromant warf den Kopf in den Nacken. »Ich werde ein Gott sein!« übertönte er die Flammen.
    Der Stein wurde noch heller, sein Licht war jetzt wie brennendes Blut. Travis sah zu, wie sein Arm schwarz wurde und zusammenschrumpfte, aber er ließ den Stein nicht los. Vor ihm strahlte Dakarreth heller als je zuvor.
    Er sah Travis an, grinste. »Ja …«
    Travis fühlte, wie sich sein Fleisch von den Knochen schälte. War es soweit? War der Augenblick gekommen, in dem der Nekromant zu einem Gott wurde und sie alle vernichtete? Lachend verstärkte Dakarreth den Griff um den Stein …
     … und die Hitze verzehrte seine Finger. Sein muskulöser Arm folgte, schrumpfte zusammen, dann wurde die glatte Haut seiner Brust pechschwarz und zersprang.
    Der triumphierende Ausdruck des Nekromanten erstarrte. »Nein!«
    Das Feuer verbrannte Dakarreths Beine zu Stümpfen, sein so schönes Gesicht schlug Blasen und schmolz. Travis konnte fühlen, daß mit seinem Körper dasselbe geschah, daß er verbrannte, aber er ließ den Stein noch immer nicht los.
    »Tut es, Dakarreth«, sagte Travis, während seine Lippen verschlungen wurden und die Zähne freilegten. »Werdet ein Gott!«
    Ihre Blicke trafen sich; sie hielten den Stein fest. Dann verwandelte das Feuer die Wut in Dakarreths Augen in Entsetzen. Ein Schrei aus züngelnden Flammen schoß aus dem Mund des Nekromanten.
    »Der Schmerz!«
    Dann ließ Dakarreth den Stein los.
    Der schwarz verkohlte Körper des Nekromanten fiel zurück und verschwand aus der Sphäre. Travis wurde in ihrem Inneren von den Flammen umhergeworfen wie von Wellen aus Lava. Es war zu spät, um den Stein jetzt noch loslassen zu können. Travis’ Arm war völlig verbrannt. Er fühlte, wie das Fleisch und die Knochen, wie alles, was er war und je gewesen war, von dem Feuer verzehrt wurde.
    Tome hatte behauptet, Krondisar besäße die Macht, diejenigen zu verwandeln, die über den Schlüssel verfügten. Aber wenn das tatsächlich so war, was würde dann aus ihm werden? Würde er überhaupt noch existieren? Und plötzlich verstand Travis – mit seinen letzten noch flackernden Gedanken. Die Worte, die Deirdre vor scheinbar so langer Zeit im Mine Shaft Saloon gesagt hatte, hallten leise in ihm auf.
    Am Ende muß jeder von uns selbst entscheiden, was er werden will.
    Travis dachte an Dakarreth, der ein Gott sein wollte. Und er dachte an den Drachen, der ein Ungeheuer war. Dann erschien ein letztes Bild vor seinem inneren Auge, ein großer Mann mit blonden Haaren und einem Lächeln, das an das Licht des neuen Tages erinnerte.
    Travis traf seine Entscheidung. Er war weder Gott noch Ungeheuer; er war einfach nur ein Mensch. Die letzten Fetzen seines Wesens wurden weggebrannt, und dann war da nur noch …
     … ein Lieht.
    Travis blinzelte. Das Licht kam näher. Es war weich, blau und kühl.
    Eine belegte Stimme fragte: »Ist er …?«
    »Ja«, erwiderte eine rauchigere Stimme, während sanfte Finger seinen Hals berührten. »Er lebt.«
    »Er zittert«, sagte eine dritte Stimme. Sie war tief und melodisch.
    Erst jetzt wurde sich Travis bewußt, daß ihm schrecklich kalt war. Ein Umhang wurde auf seinen Körper gelegt. Der Stoff schmerzte – er fühlte sich rauh und unbehaglich auf seiner empfindlichen nackten Haut an –, aber er zog ihn trotzdem enger um sich.
    »Travis?«
    Hände halfen ihm, sich aufzusetzen.
    »Travis, kannst du mich hören?«
    Ein Gesicht nahm vor ihm Gestalt an, und er lächelte. »Grace.«
    Sie lächelte ebenfalls, dann warf sie die Arme um ihn. »Ich glaubte schon, wir hätten dich verloren.«
    »Vielleicht habt ihr das auch«, murmelte er, dann erwiderte er die Umarmung mit starken, neuen Armen.
    Dann waren da Falken und Durge, die ihn auf die Füße stellten. Der Barde grinste. »Du hast ja eine Rasur dringend nötig gehabt, Travis, aber das hier war übertrieben.«
    Travis strich mit der Hand über seinen kahlen Kopf und den glatten Kiefer. Alles – Haar, Bart, Augenbrauen – war weg. Nur seine Brille und die Rune der Hoffnung sowie der Lederbeutel mit der halben Silbermünze hatten die Flammen irgendwie überstanden. Am ganzen Körper war
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