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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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überlebe, aber ich wusste: Wer immer dafür verantwortlich wäre, dass die Welt plötzlich pitlos ist, Sie würden die Sau in den Knast bringen.«
    »Ich hätte es anders formuliert«, sagte Adalbert, »aber Sie haben recht: Ich hätte nicht eher geruht.«
    Mit einem Mal ging das Licht wieder an.
    Und die Welt war eine bessere als in der Sekunde, da es ausgegangen war.

EPILOG

    Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen …
    … ein Nachschlag wäre schön.
    Es war der Montag danach. Brügge strahlte, die Reflexionen auf dem smaragdgrünen Wasser der Grachten waren golden. Das kleine Ausflugsboot legte sanft vom Rozenhoedkaai ab und tuckerte unter der niedrigen Sint-Jan-Nepomucenus-Brücke hindurch. Pit lehnte sich zufrieden brummend zurück und zog Jacke sowie T-Shirt aus, um seinen Schmerbauch etwas anbrutzeln zu lassen. »Heute Morgen beim Frühstück ist mir ein Gedanke gekommen, Professore«, sagte er, mit geschlossenen Augen die Sonnenstrahlen genießend. »Der Jaguarkrieger hat doch nicht zufällig bei der Bekanntgabe des Weltmeisters diese Show abgezogen.«
    »Ein sehr weise gewählter Zeitpunkt, das muss man schon sagen«, antwortete der Professor und aß eine der Pralinen, welche die Chocolatiers noch in der Nacht als spontanes Dankeschön für die Aufklärung der Mordfälle für ihn produziert hatten. »Sämtliche Medien waren anwesend, ebenso alle wichtigen Persönlichkeiten.«
    »Darunter der Mörder«, sagte Pit mit einem Schnalzen der Zunge. »Und der Jaguarkrieger beschließt, ausgerechnet die Skulptur einzuschmelzen, in welcher sich das Mordinstrument befindet. Eine Skulptur, die eigentlich aussortiert worden war und in einem Nebenzimmer stand …«
    »Zufälle gibt es.«
    »Es gibt Gerüchte …« Misstrauisch beäugte Pit den neben ihm sitzenden Professor.
    »Ach, Gerüchte! Geben Sie bloß nichts drauf! Schauen Sie lieber, wie hübsch sich die Schwäne da vorne anfauchen. Benno ist ganz fasziniert.«
    »… Gerüchte, dass Sie bei der Polizei mehr als ein gutes Wort für die da Costa und diesen Calou eingelegt haben«, sprach Pit weiter, »da ohne deren Mithilfe – die mit Ihnen abgesprochen war – der Täter niemals provoziert und in der Folge hätte gestellt werden können.«
    »Was die Leute so reden.« Adalbert konzentrierte sich auf die vorbeiziehenden Häuserfassaden.
    »Und dass die beiden mitgeholfen haben, obwohl klar war, dass die Polizei sie aufgrund dieser Aktion fassen würde – sie sich also quasi selber gestellt hätten.«
    »Ich meine gehört zu haben«, sagte der Professor und schoss ein Foto mit seiner alten Leica, »dass es heute noch eine Pressekonferenz zu diesem Thema gibt. Also gerüchteweise.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Ich muss um kurz vor drei da sein.«
    Das kleine Schiff tuckerte weiter durch die schmalen Kanäle Brügges. Nur drei Personen konnten in ihm nebeneinandersitzen, so schmal war es gebaut. Es gab auch nur acht Reihen. Überdacht war es nicht, da es sonst zu hoch gewesen wäre, um unter den niedrigen Brücken hindurchzupassen. Brügges Grachten waren einfach nicht für größere Touristenscharen konzipiert worden. Bietigheim mochte das.
    Eigentlich dauerte die Fahrt nur eine Dreiviertelstunde, doch dies war eine Spezialtour. Speziell für den Professor.
    »Schauen Sie, das ist die Bonifatiusbrücke«, erklärte er seinem Nebensitzer nun. »Bonifatius gilt als ›Apostel der Deutschen‹.«
    »Nicht ablenken, Professore. Sie sind gestern ja ganz schnell in die Heia gegangen, deshalb hab ich noch ein paar Fragen, und die Brücke ist mir herzlich egal. Woher wussten Sie, dass Cloizel mich eingesperrt hatte?«
    »Nun ja«, setzte Adalbert an, »es war eine Vermutung. Sehen Sie, seine beiden Opfer hatte er sofort getötet. Warum lagen Sie also nicht irgendwo mit Schokolade auf dem Leib tot herum? Weil er Sie eben nicht ermordet, sondern entführt hatte. Und wohin? Die naheliegendste Möglichkeit waren die Räumlichkeiten seiner eigenen Firma, zu der er Schlüssel und deshalb zu jeder Uhrzeit Zutritt hatte. Ansonsten kennt sich Cloizel hier nicht aus. In unsicheren Situationen wählt man stets das Bekannte. Es schien mir logisch.« Abwiegelnd zuckte er mit den Schultern.
    »Hat er Ihnen gesagt, warum er mich nicht direkt getötet hat?«, fragte Pit.
    »Nein, aber ich vermute, Sie waren seine Rückversicherung, falls etwas schiefging. Seine Reservegeisel sozusagen. Van der Elst war ihm auf der Spur gewesen, deshalb musste er sterben.
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