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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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letztlich nur menschliche Neugier war. Er hatte Karellen als Persönlichkeit kennen gelernt, aber er würde sich erst dann zufrieden geben, wenn er erfahren hatte, was für eine Art Geschöpf er war.
     
    Als Stormgren am nächsten Morgen nicht zur gewohnten Stunde erschien, war Pieter van Ryberg überrascht und etwas verärgert. Obwohl der Generalsekretär häufig verschiedene Besuche machte, bevor er in sein Büro kam, gab er doch immer Nachricht, wenn er es tat. An diesem Morgen waren obendrein mehrere dringende Nachrichten für Stormgren eingetroffen. Van Ryberg rief ein halbes Dutzend Abteilungen an, um ihn ausfindig zu machen, bis er es aufgab.
    Gegen Mittag wurde er unruhig und schickte ein Auto zu Stormgrens Haus. Zehn Minuten später wurde er durch das Heulen einer Sirene erschreckt, und ein Streifenwagen der Polizei kam den Roosevelt Drive entlanggerast. Die Nachrichtenagenturen schienen sehr gute Beziehungen zur Polizei zu haben, denn während van Ryberg das herankommende Auto betrachtete, meldete der Rundfunk, dass van Ryberg nicht mehr Stellvertreter, sondern amtierender Generalsekretär der Vereinten Nationen war.
     
    Hätte van Ryberg weniger zu tun gehabt, hätte er es sehr unterhaltsam gefunden, die Reaktion der Presse auf Stormgrens Verschwinden zu studieren. Während des vergangenen Monats hatten sich die Zeitungen der Welt in zwei scharf abgegrenzte Gruppen geteilt. Die westliche Presse billigte im Großen und Ganzen Karellens Plan, alle Menschen zu Weltbürgern zu machen. Die östlichen Länder dagegen durchlebten heftige, aber meist künstliche Anfälle von Nationalstolz. Einige von ihnen waren kaum länger als eine Generation unabhängig gewesen und glaubten um ihre Errungenschaften betrogen worden zu sein. Die Kritik an den Overlords war weit verbreitet und sehr energisch. Nach anfänglicher äußerster Vorsicht hatte die Presse schnell herausgefunden, dass sie gegen Karellen so grob auftreten konnte, wie sie wollte, ohne dass irgendetwas geschah. Jetzt übertraf sie sich selbst darin.
    Die meisten Angriffe waren, obwohl sehr lautstark, nicht repräsentativ für die große Masse des Volkes. An den Grenzen, die bald für immer verschwinden sollten, waren die Posten verdoppelt worden, aber die Soldaten betrachteten sich mit unausgesprochener Freundlichkeit. Die Politiker und Generäle mochten rasen und toben, aber die schweigend wartenden Millionen spürten, dass nun endlich ein langes und blutiges Kapitel der Geschichte zum Abschluss kommen würde.
    Und nun war Stormgren verschwunden, niemand wusste, wohin. Der Aufruhr legte sich plötzlich, als die Welt erkannte, dass sie den einzigen Menschen verloren hatte, durch den die Overlords zur Erde gesprochen hatten. Eine Lähmung schien die Presse- und Rundfunkkommentatoren zu befallen, aber in diesem Schweigen konnte man die Stimme der Freiheitsliga hören, die angstvoll ihre Unschuld beteuerte.
     
    Es war völlig dunkel, als Stormgren erwachte. Im ersten Augenblick war er zu schläfrig, um sich bewusst zu machen, wie ungewöhnlich das war. Dann schüttelte er die Benommenheit ab, setzte sich mit einem Ruck auf und tastete unsicher nach dem Lichtschalter neben seinem Bett.
    In der Dunkelheit stieß seine Hand gegen eine kahle Steinwand, die sich kalt anfühlte. Sofort erstarrte er, als Geist und Körper durch die Berührung mit dem Unerwarteten gelähmt wurden. Ungläubig kniete sich im Bett hin und tastete zögernd mit den Fingerspitzen die erschreckend unvertraute Wand ab.
    Er hatte gerade erst damit begonnen, als plötzlich ein Klicken ertönte und ein Stück der Dunkelheit erhellt wurde. Er sah die Umrisse eines Menschen vor einem matt erleuchteten Hintergrund. Dann schloss sich die Tür wieder, und die Dunkelheit kehrte zurück. Alles geschah so schnell, dass er keine Möglichkeit hatte, etwas vom Raum zu sehen, in dem er lag.
    Einen Augenblick später wurde er vom Licht einer starken Taschenlampe geblendet. Der Strahl glitt über sein Gesicht, dann beleuchtete er das ganze Bett, das, wie er jetzt erkannte, nur eine auf rohen Brettern liegende Matratze war.
    Aus der Dunkelheit sprach ihn eine leise Stimme in ausgezeichnetem Englisch an, aber mit einem Akzent, den Stormgren zunächst nicht zuordnen konnte.
    »Ah, Herr Generalsekretär, ich freue mich, dass Sie erwacht sind. Hoffentlich fühlen Sie sich einigermaßen wohl.«
    In diesem letzten Satz lag etwas, das Stormgrens Aufmerksamkeit erregte, sodass die ärgerlichen Fragen, die er hatte
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