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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition)
Autoren: John Scalzi
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hier vorbei ist«, sagte Wilson.
    Schmidt antwortete nicht, weil der Schiedsrichter wieder etwas sagte. »Er möchte wissen, ob du einen Sekundanten hast. Wenn du keinen hast, stellt er dir gern einen zur Verfügung.«
    »Habe ich einen Sekundanten?«, fragte Wilson.
    »Ich wusste nicht, dass du einen brauchst«, sagte Schmidt.
    »Hart, bemüh dich bitte, mir eine Hilfe zu sein.«
    »Ich bin nur der Übersetzer.«
    »Ich muss mich auf dich verlassen können«, erwiderte Wilson. »Sag dem Schiedsrichter, dass du mein Sekundant bist.«
    »Was? Harry, das geht nicht. Ich soll neben der Botschafterin im Publikum sitzen.«
    »Und ich sollte in einer Kabine der Clarke sitzen und den ersten Teil der Brüder Karamasow lesen. Dieser Tag scheint für uns beide enttäuschend zu verlaufen. Finde dich damit ab, Hart. Sag es ihm.«
    Schmidt übersetzte, der Schiedsrichter gab eine längere Antwort, wobei sich seine Brust- und Halsplatten verschoben. Wilson blickte sich zur Tribüne um, wo die Diplomaten der Kolonialen Union und die Besatzung der Clarke saßen und unruhig auf den Bänken herumrutschten. Die Sitze waren viel zu niedrig für die Menschen. Sie hockten mit angezogenen Knien da wie Eltern beim Tag der offenen Tür in einem Kindergarten. Sie schienen sich mit der Situation nicht besonders wohlzufühlen.
    Gut so , dachte Harry.
    Der Schiedsrichter verstummte, wandte sich Wilson zu und machte etwas mit seinen Schuppen, das wie eine wellenförmige Bewegung rund um den Kopf aussah. Harry erschauderte unwillkürlich, was der Schiedsrichter als Antwort zu verstehen schien. Dann ging er.
    »Wir werden in wenigen Minuten anfangen«, sagte Schmidt. »Vielleicht wäre jetzt der beste Moment, dich zu entkleiden.«
    Wilson legte die Bongka ab und zog seine Jacke aus. »Ich vermute, du musst keinen Strip hinlegen. Obwohl du immerhin mein Sekundant bist.«
    »In der Stellenbeschreibung hat der Schiedsrichter nichts davon erwähnt«, sagte Schmidt und nahm Harrys Jacke entgegen.
    »Und was ist in deiner Stellenbeschreibung erwähnt?«, fragte Wilson.
    »Ich soll deinen Gegner beobachten und dir Tipps geben, wie du ihn schlagen könntest«, sagte Schmidt.
    »Was weißt du über meinen Gegner?« Harry hatte sein Hemd ausgezogen und machte jetzt mit der Hose weiter.
    »Ich würde darauf tippen, dass er untersetzt ist«, sagte Schmidt.
    »Wie kann ich ihn schlagen?«, fragte Wilson. Er streifte die Schuhe von den Füßen und testete den weichen Boden mit den Zehen.
    »Du sollst ihn nicht schlagen«, sagte Schmidt. »Du sollst ihm einen anständigen Kampf liefern und dich dann geschlagen geben.«
    Wilson brummte und reichte Schmidt seine Hose, die Socken und die Schuhe. »Gehe ich recht in der Annahme, dass es verschiedene Gemüsesorten gibt, die besser für den Job meines Sekundanten geeignet wären als du, Hart?«
    »Tut mir leid, Harry«, sagte Schmidt. »Hier kann ich mich nur auf mein Bauchgefühl verlassen.«
    »Und ich auf das Gefühl meines blanken Hinterns«, erwiderte Wilson.
    »Wohl wahr«, sagte Schmidt. Er musterte seinen nackten Freund und zählte die Kleidungsstücke, die er in den Händen hielt. »Wo ist deine Unterwäsche?«
    »Heute war Waschtag«, sagte Wilson.
    »Du bist ohne Unterwäsche zu einer diplomatischen Veranstaltung gekommen?«, fragte Schmidt mit unüberhörbarem Entsetzen.
    »Ja, Hart, ich bin ohne Unterwäsche zu einer diplomatischen Veranstaltung gekommen«, sagte Wilson und zeigte dann auf seinen Körper. »Und nun nehme ich sogar ohne jegliche Wäsche daran teil, um mir von einem Zwerg Stockschläge verpassen zu lassen.« Er hob seine Bongka auf. »Mal im Ernst, Hart. Sei etwas hilfreicher. Konzentrier dich auf deine Aufgabe.«
    »Na gut«, sagte Schmidt und warf einen Blick auf die Kleidung, die er in den Händen hielt. »Lass mich das nur irgendwo ablegen.« Er lief zu dem Bereich der Tribüne hinüber, wo die Menschen Platz genommen hatten.
    Während Schmidt unterwegs war, kamen drei Korba auf Wilson zu. Einer war der Schiedsrichter, den sie bereits kannten. Ein anderer Korba hatte eine eigene Bongka dabei, deren Länge seiner Körpergröße entsprach. Er war Wilsons Gegner. Der dritte stand einen Schritt hinter ihm. Also vermutete Wilson, dass es sich um seinen Sekundanten handelte, womit er recht hatte.
    Die drei Korba blieben genau vor Wilson stehen. Der mit der Bongka überreichte die Waffe seinem Sekundanten, blickte zu Wilson auf und streckte dann die Hände aus, mit den Innenflächen voran,
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