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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy
Autoren: Linda Fairstein
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normal funktionierenden menschlichen Wesen umgehen mußte.
    Die Stille der Nacht wurde durch das Pfeifen meines Piepsers durchbrochen, der in seiner Halterung an meinem Hosenbund schrille Töne aussandte. Ellen sprang auf, beugte sich vor und entriß mir das kleine schwarze Gerät. Sie schaltete es aus und drückte den Knopf am beleuchteten Display, um die Nummer des Anrufers zu erkennen.
    »Wer sucht nach Ihnen? Die Nummer beginnt mit neun, eins, sieben - wer ist das?«
    »Das muß jemand von meiner Behörde sein. Das geschieht die ganze Zeit, Ellen. Offenbar gibt es einen neuen Fall.« Ich mußte sie dazu bewegen, mich zu einer Telefonzelle zu bringen, wo ich sicher irgendein Notsignal geben könnte, wenn ich mit Mike, Mercer oder Sarah verbunden wäre. »Sie suchen nach mir, falls ich nicht gleich zurückrufe. Bitte, lassen Sie uns anrufen, und
dann können wir diese ganze Angelegenheit vernünftig hinter uns bringen, Ellen. Bitte! Ich bin mit Jed fertig, wir können-«
    »Aber er ist mit Ihnen noch nicht fertig. Und ich auch nicht. Wer will Sie jetzt sprechen?« Sie wiederholte die Ortskennzahl - neun, eins, sieben - und las mir den Rest der Nummer vor.
    Es war Chapmans Handy. Er war wohl ausgegangen, zog um die Häuser, trank vermutlich in irgendeiner Kneipe ein Bier und war sicher dabei, eine Frau am nächsten Tisch anzumachen, ohne zu ahnen, daß ich mit einer Wahnsinnigen unter einem Baum im Central Park zusammensaß. Ich log Goldman an: »Ich kenne die Nummer nicht. Sie könnte von irgendeiner Einheit sein. Ich habe Bereitschaftsdienst, die ganze Nacht. Lassen Sie uns doch einfach zur Straße hochgehen, wir rufen zurück, und Sie können das Gespräch mithören.«
    Chapman hatte versucht, mich bei der Special Victims Squad während der Gegenüberstellungen am Abend zu erreichen, aber ich hatte alle Anrufer abwimmeln lassen. Vielleicht war es Mike, der mich sprechen wollte, als ich gerade in Goldmans Auto eingestiegen war und der Cop von der Treppe des Reviers aus nach mir gerufen hatte. Bestimmt hatte er mit David Mitchell nach dessen Termin mit Jed um halb acht gesprochen. Sie waren vermutlich auf einige Dinge gestoßen und wollten mir darüber berichten. Hatten sie herausgefunden, daß es tatsächlich eine andere Verbindung zwischen Jed und Isabella gab, daß beide von ein und derselben Person verfolgt wurden - die nach ihm verrückt war und die sie unbedingt aus dem Weg räumen wollte? Vielleicht waren sie dahintergekommen, dachten aber nicht im Traum daran, daß sie mir auflauern würde, als ich am Ende dieses langen Abends aus dem Revier kam.
    Die Goldman nahm den verstummten Piepser und steckte ihn in die Jackentasche.
    »Sie sind die Frau, die Jed in Kalifornien kennengelernt hat, nicht wahr?« fragte ich sie, als sie neben mir stand und das Gelände über uns absuchte, um festzustellen, ob die lauten Piepser jemand auf der Straße oder den Wegen angelockt hatten.
    Nimm sie für dich ein, ganz behutsam. Sie ist ansonsten ja ganz normal, wie es im Buch heißt. Sie hat nur diese Wahnvorstellungen wegen Jed. Davon abgesehen ist sie nicht merkwürdig
oder exzentrisch. Hoffentlich wußten diese verdammten Seelenklempner, wovon sie sprachen. »Haben Sie ihn nicht kennengelernt, als er für den Senat in Kalifornien kandidiert hat? Sie waren dort an der Uni.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite und sah mich an. »Wieso, hat Jed mit Ihnen über mich gesprochen?«
    »Ja, ja, das hat er getan.«
    »Hat er gesagt, ich sei verrückt? Hat er Ihnen erzählt, daß er nichts mit mir zu tun haben wollte?«
    Lüg weiter. Du wirst doch auch von allen belogen. »Nein, Ellen, das hat er nie gesagt.« Schmeichle ihr, sag ihr, was sie gern hören möchte. Sag ihr, daß der untreue Mistkerl eigentlich sie gewollt hätte. »Ich hatte ja keine Ahnung, daß er Sie sehr gut gekannt hat, aber er hat mir erzählt, Sie seien zu all seinen Reden und Veranstaltungen gekommen - er sagte, Sie seien verdammt klug.«
    Jetzt dachte sie nach, überlegte, ob in dem, was ich gesagt hatte, ein Körnchen Wahrheit steckte. Es müßte sie doch interessieren, sagte ich mir, daß Jed über sie geredet hatte, nachdem er in den Osten gezogen war. Wenigstens blieb sie stehen, hielt die Messerklinge von mir fern, wie ich so dasaß, mein ganzer Körper wund und mein Verstand bemüht, die Goldman irgendwie wieder in die Wirklichkeit zurückzuholen.
    »Jed liebte mich, wissen Sie. Als wir uns kennenlernten, wollte er mit mir ausgehen«, erzählte mir die
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