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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen
Autoren: Jack Higgins
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Kaffeetas­ se.
    Dillon setzte die Reisetasche ab, behielt jedoch den Akten­ koffer in der Hand. »Meinen Sie, das ist klug, alter Junge?« fragte er mit leicht hochmütiger Stimme.
    »Ich war niemals besonders klug, alter Junge.« Grant schien ihn jetzt nachzuäffen. »Darum bin ich ja in einem Loch wie diesem hier gelandet.«
    Er ging zu seinem Schreibtisch und ließ sich dahinter nieder. Dillon sah, daß eine Landkarte auf dem Tisch lag. Sie zeigte die englische Kanalgegend, die Küste der Normandie, die Anflugrouten für Cherbourg. Es war die Karte, die Dillon sich bei seinem ersten Besuch mit Angel angeschaut hatte.
    »Hören Sie, ich würde wirklich gerne losfliegen, alter Jun­
    ge«, sagte er. »Wenn Sie sich wegen des restlichen Honorars Sorgen machen sollten, so kann ich Sie beruhigen. Ich zahle bar.« Er hielt den Aktenkoffer hoch. »Sie haben doch keine Einwände gegen amerikanische Dollars?«
    »Nein, aber ich habe etwas dagegen, wenn man mich zum
    Narren hält.« Grant wies auf die Karte. »Land’s End, von wegen. Ich habe gesehen, wie Sie sich diese Karte angeschaut haben, als Sie mit dem Mädchen hier waren. Der englische Kanal und die französische Küste. Ich würde gerne wissen, in was Sie mich reinziehen wollen?«
    »Sie sind wirklich sehr dumm, alter Junge«, sagte Dillon.
    Grant zog seine Schreibtischschublade auf und holte seinen alten Webley-Revolver hervor. »Das werden wir noch sehen. Und jetzt stellen Sie den Aktenkoffer auf den Tisch, und treten Sie ein Stück zurück, damit ich nachschauen kann, was drin ist.«
    »Aber klar, alter Junge, kein Grund für einen Streit.« Dillon beugte sich vor, legte den Aktenkoffer auf den Tisch. Im gleichen Moment zog er die Beretta auf seinem Rücken aus dem Hosenbund, zielte kurz und erschoß Grant aus nächster Nähe.
    Grant kippte mitsamt seinem Sessel nach hinten. Dillon ver­ staute die Beretta wieder im Hosenbund, faltete die Landkarte zusammen, klemmte sie sich unter den Arm, nahm Reisetasche und Aktenkoffer in die Hand und ging hinaus. Er stapfte durch den Schnee zur Flugzeughalle. Er benutzte die Schlupftür, entriegelte das große Schiebetor und drückte es auf, so daß Licht hereinfiel und er die beiden Maschinen erkennen konnte. Er entschied sich für die Cessna Conquest, weil sie ihm am nächsten stand. Die Einstiegsleiter zur Tür war herunterge­ klappt. Er warf die Reisetasche und den Aktenkoffer hinein, stieg hinauf und zog die Tür hinter sich zu.
    Er setzte sich auf den linken Pilotensitz und studierte die Karte. Bis zum Flugplatz in St. Denis waren es ungefähr zweihundertsechzig Kilometer. Falls es keine Probleme gab wie zum Beispiel einen extrem starken Gegenwind, müßte er diese Strecke in fünfundvierzig Minuten schaffen. Er hatte den Flug nicht angemeldet, es existierte auch kein Flugplan, daher würde er wahrscheinlich unterwegs auf irgendeinem Radar­ schirm als unbekanntes Objekt auftauchen, aber das machte ihm nichts aus. Wenn er über Brighton direkt aufs weite Meer hinausflog, wäre er längst über dem Kanal verschwunden, ehe jemand irgendeinen Verdacht schöpfte. Heikel war lediglich der Anflug auf St. Denis, doch wenn er die Küste mit weniger als sechshundert Fuß Flughöhe überquerte, befand er sich mit einigem Glück unterhalb der Radarerfassung des MaupertuisFlughafens in Cherbourg.
    Er legte die Karte auf den Nebensitz, wo er sie jederzeit zu Rate ziehen konnte, und ließ die Motoren an, erst den Back­ bord-, dann den Steuerbordmotor. Er lenkte die Conquest aus der Halle und stoppte kurz, um einen schnellen Cockpitcheck durchzuführen. Wie Grant geprahlt hatte, waren die Tanks gefüllt. Dillon schnallte sich an und rollte über den Asphalt­ streifen zum Ende der Rollbahn.
    Er drehte die Maschine in den Wind und startete. Er spürte sofort, wie der Schnee ihn bremste, gab mehr Gas und schaltete schließlich beide Motoren auf volle Kraft. Dabei zog er lang­ sam den Steuerknüppel zurück. Die Conquest löste sich vom Erdboden und gewann an Höhe. Er ging in die Seitenlage und nahm Kurs auf Brighton. Unter sich sah er eine schwarze Limousine zwischen den Bäumen auftauchen und auf die Hallen zurollen.
    »Nun, ich weiß zwar nicht, wer ihr seid«, murmelte er leise, »aber wenn ihr es auf mich abgesehen habt, dann kommt ihr zu spät.« Und er jagte in der Conquest der Küste entgegen.

    Angel saß am Küchentisch und hielt die Tasse Kaffee, die Mary ihr gegeben hatte, in beiden Händen. Brosnan und Harry Flood,
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