Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Leopardin

Titel: Die Leopardin
Autoren: Chadwick Elizabeth
Vom Netzwerk:
niedrigeren
Instinkte zu finden.
    Der Diener servierte Halwa,
frische Feigen und einen Saft aus frisch ausgepreßten Zitronen. Renard
nahm sich eine Feige. Das Halwa schmeckte köstlich, verursachte aber
Zahnfäule, und der Honig erschien ihm manchmal zu penetrant. Wie dieses
Land, dachte er. Anfangs findet man's faszinierend, dann dringt es
einem bis auf die Knochen und droht sie aufzuweichen. Vielleicht sehnte
er sich deshalb nach der feuchten Kälte des normannischen Frühlings,
der einen zwang, Pelze zu tragen. Von Heimweh erfaßt, trank er den
kühlen, etwas bitteren Saft.
    Die Diskussion über die
Frauen endete mit dem Entschluß, die Worte in die Tat umzusetzen.
»Kommt Ihr mit?« fragte de Lorys, stand auf und wischte Reiskörner von
seiner Seidentunika. »Einer unserer Männer erzählte mir, im
›Krummsäbel‹ würde eine neue Tänzerin auftreten.«
    Â»So?«
Renards Interesse erwachte. Der ›Krummsäbel‹ war zwar teuer, aber jedes
Mädchen, das man dort zu sehen bekam, sein Geld wert.
    Â»Eine
Levantinerin, blond an beiden Stellen.« De Lorys, der die Vorliebe
seines Herrn für Blondinen kannte, grinste anzüglich, und Renard hob
sardonisch die Brauen.
    Â»Ich werde nicht fragen, woher dein Informant das weiß«, erwiderte er und bedeutete Johad, die Essensreste wegzuräumen.
    Der
›Krummsäbel‹ platzte aus allen Nähten, aber Renard â€“ in der
Taverne wohlbekannt â€“ bekam nach seiner mehrmonatigen Abwesenheit
sofort einen Platz und ein Getränk. Ein junger Syrer mit Kajal um die
Augen und bemalten Lippen unternahm einen Annäherungsversuch, aber
Madam FitzUrse, die Frau des Wirts, scheuchte ihn zu einigen Genueser
Seemännern und entschuldigte sich: »Ich hätte ihn nicht genommen, aber
manchmal werden wir nach solchen Jungen gefragt. Und man darf seine
Gäste nicht enttäuschen.«
    Lächelnd prostete Renard ihr zu. »Geschäft ist Geschäft.«
    Sie musterte ihn aus den Augenwinkeln heraus. »Wollt Ihr unsere neue Tänzerin sehen, Mylord?«
    Gleichmütig
zuckte er die Achseln. »Meine Männer haben mich hergeschleppt. Nach
monatelanger mönchischer Enthaltsamkeit, zu der ich sie zwingen mußte,
sehnen sie sich nun nach den Freuden des Lasters. Ich bin nur hier, um
zu verhindern, daß sie über die Stränge schlagen.« Dann zwinkerte er
ihr zu. »Aber ich kann mir die neue Tänzerin ja mal anschauen.«
    Â»Ha!«
Sie stieß ihn mit ihrem fleischigen Ellbogen an. »Damit werdet Ihr Euch
sicher nicht begnügen.« Vielsagend rieb sie ihren Daumen am
Zeigefinger. »Aber ich warne Euch, billig ist sie nicht. Sie kostet
eine halbe Mark.«
    Â»Wenn sie mich dermaßen aufregt und
mich veranlaßt, eine halbe Mark zu opfern, werde ich wohl kaum lange
genug durchhalten, um diese hohen Kosten zu rechtfertigen«, entgegnete
er belustigt. »Versucht Euer Glück bei Ancelin oder de Lorys.«
    Entrüstet
starrte sie ihn an. »Würdet Ihr Eure beste Stute von einem Anfänger
reiten lassen? Außerdem haben die beiden schon Gesellschaft.« Sie
tätschelte seinen Arm und eilte zu ihrem Mann, der alle Hände voll zu
tun hatte, um die Becher nachzufüllen. »Wendet Euch an mich, wenn Ihr
Euch anders besinnt!« rief sie zuversichtlich über die Schulter.
    Renard
blickte sich nach seinen Rittern um. Gerade verschwand Ancelin durch
eine Tür, begleitet von einer rundlichen, rothaarigen Armenierin, die
auch manchmal tanzte. De Lorys rang mit einem Gast um die Gunst einer
gähnenden, glutäugigen Syrerin mit faltigem, müdem Gesicht und einem
Körper, so üppig wie die fruchtbare Ebene von Sharon. Eine Oase in der
Wüste â€¦ Renard lächelte über diese Possen und trank seinen Wein.
    Einige
von Madam FitzUrses Mädchen kamen zu ihm. Die meisten kannte er dem
Namen nach oder von intimeren Begegnungen her. Er wies alle ab, denn
die lächerliche Vorstellung, eine halbe Mark für die Nacht mit einer
Hure zu bezahlen â€“ mochte sie auch noch so schön und kunstfertig
sein â€“, erregte seine Neugier.
    Kurz vor dem Beginn
der tänzerischen Darbietungen leerte er seinen Becher und ging hinaus,
um seine Notdurft zu verrichten. Und unter dem östlichen Sternenhimmel
verspürte er plötzlich noch heftigeres Heimweh.
    Die
lallende Stimme eines Betrunkenen drang aus dem Schatten einer Mauer.
Eine Frau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher