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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Tänzerin«, erwiderte er in beiläufigem Ton.
    Sie beugte sich belustigt vor, um eine Weinpfütze vom Tisch zu wischen. »Aye, und sie kann noch viel mehr.«
    Â»Eine halbe Mark â€¦ Warum ist sie so teuer?«
    Â»Laßt
Euch's doch zeigen.« Langsam stand sie auf und stemmte die Hände in die
Hüften. Der gleichgültige Klang seiner Stimme hatte nichts zu bedeuten.
Sie konnte die Gedanken der Männer lesen, eine Fähigkeit, mit der sie
ihren Lebensunterhalt verdiente.
    Â»Soll ich in meiner Würde getroffen werden?« Lachend schüttelte er den Kopf. »Lieber nicht.«
    Ihre
Augen verengten sich, dann zuckte sie die Achseln. »Nun, wenn Ihr nicht
in Stimmung seid â€¦ Ich kann Euch nicht zwingen.« Sie bedeutete
ihrem Mann, der nach ihr rief, sie würde gleich kommen. Vertraulich
tätschelte sie Renards Schulter. »Übrigens, sie heißt Olwen. Falls Ihr
Euch anders besinnt â€“ sie bekommt nur den halben Preis. Die andere
Hälfte steht mir zu.«
    Er setzte sich an den Tisch, um
seinen Wein zu trinken. Jetzt tanzte ein anderes Mädchen, dunkelhaarig
und dünn wie eine Hafenkatze. Renards Sicht war fast völlig verdeckt,
doch die Frau interessierte ihn ohnehin nicht. Olwen. Ein walisischer
Name für ein weizenblondes Mädchen, das wie ein Mann mit dem Dolch
umgehen konnte und wie ein gefallener Engel in einer Taverne
tanzte â€“ in einem Bordell, wo die Ritter und Soldaten von Fürst
Raymonds Palastwache verkehrten â€¦ Ein Rätsel, an das man sich nur
vorsichtig heranwagen durfte â€“ wenn überhaupt.
    Renard
leerte seinen Becher, stellte ihn hin und stand auf, um zu gehen. Aber
da wurde ihm neuer Wein eingeschenkt. Verblüfft starrte er auf die Hand
mit den Goldreifen, die den Krug hielt, in saphirblaue Augen. Deren
Farbe wurde vom Kleid, das die blonde Tänzerin jetzt trug, noch
vertieft â€“ aus mitternachtsblauer chinesischer Seide, aber im
europäischen Stil geschnitten. Der Kopfschmuck war verschwunden, das
goldene Haar hing lose bis zur Taille herab. »Setzt Euch!« befahl sie
und schaute ihn an wie eine Katze, die vor dem Mauseloch lauert.
    Â»Darf
ich Eure Gesellschaft umsonst genießen â€“ oder muß ich eine halbe
Mark bezahlen?« fragte er herausfordernd, nahm aber wieder Platz.
    Ihr
Kleid raschelte, und sie verströmte einen exotischen, würzigen Duft,
als sie sich neben ihm niederließ. »Eine halbe Mark? Hat sie Euch das
erzählt?« Sie warf einen kurzen Blick auf Madam FitzUrse, die kichernd
herüberschaute.
    Â»Ich sagte ihr bereits, ich wäre nicht interessiert.«
    Â»Da
habt Ihr gelogen.« Ein spöttischer Unterton schwang in ihrer
seidenweichen Stimme mit. Sanft fuhr sie mit einem perfekt geformten
Fingernagel über seinen Handrücken und lächelte. »Die Männer lügen
immer.« Ihre Schulter berührte seine. Der Ausschnitt ihres Kleides war
züchtig zugebunden, was ihre Brüste aber eher betonte als verbarg.
    Das
Parfüm stieg Renard zu Kopf. Er spürte, wie sich sein Körper â€“
unabhängig vom Verstand â€“ anspannte, wie das straff gewundene Seil
einer Steinschleudermaschine. Ihr Schenkel drückte sich an seinen, ihre
Fingerspitzen strichen spielerisch über sein Handgelenk. Sein Penis
begann sich zu erhärten, und er rückte ein wenig von ihr ab. Sie spähte
zwischen seine Schenkel, als könnte sie durch die Tunika und das
Beinkleid hindurchblicken. Abrupt fragte er: »Wo habt Ihr gelernt, so
gut mit dem Dolch zu kämpfen?«
    Langsam nahm sie einen großen Schluck von seinem Wein. »Ich wurde mit einem Dolch in der Hand geboren.«
    Â»Und Euer Name lautet Olwen?«
    Â»Manchmal.« Sie senkte den Becher und sah ihn an. »Und wie heißt Ihr?«
    Lächelnd
streckte er die Beine unter dem Tisch aus. »Das hängt von der Frau ab,
mit der ich gerade zusammen bin.« Ein Wortgefecht, dachte er. Einer
versucht den anderen aus der Deckung zu locken. »Vielleicht Cullwch?«
    Ein
rosiger Hauch überzog ihre goldene Haut, und er fühlte, daß sich ihr
Puls beschleunigte, in seinen zu strömen schien wie ein drängender
Nebenfluß. Wieder bewegte er sich und versuchte, den hitzigen Druck
zwischen seinen Beinen zu mildern.
    Â»Ihr kennt die alten Geschichten?« fragte sie.
    Â»Ich
lernte sie von meinem Großvater. Er war ein halber Waliser. Und ich
wuchs an der walisischen
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