Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Leopardin

Titel: Die Leopardin
Autoren: Chadwick Elizabeth
Vom Netzwerk:
abgerungen
worden, die Feindseligkeiten zu begraben â€“ nicht von ihr, sondern
vom Gastgeber und der drohenden Gefahr an den walisischen Grenzen, die
Fürst Owain zu erweitern trachtete.
    Ãœbertrieben jovial
nahm Leicester an den Verhandlungen teil. Aber es wäre auch sehr
schwierig gewesen, sich in dieser angespannten Atmosphäre natürlich zu
verhalten. Die Kinder wurden in anderen Räumen von ihren Nursen
betreut. Lucy, ein süßes, schüchternes Mädchen, war ein Jahr älter als
Hugh, aber das spielte kaum eine Rolle. Offenbar fürchtete sie sich
ganz schrecklich vor ihrem Vater. Wie es die Tradition verlangte, würde
sie mit neun Jahren zu Eleanor übersiedeln, um in ihrem künftigen Heim
aufzuwachsen.
    Matille, die diese Verbindung eingefädelt
hatte, schien sich nicht an der gedrückten Stimmung bei Tisch zu
stören. Sie hatte auch allen Grund zur Heiterkeit. Ihr Vater war im
Austausch gegen König Stephen freigelassen worden und hatte die
Gefangenschaft gut überstanden. Ranulf fand die Entwicklung der Dinge
weniger erfreulich, da ihm der Regent wegen des Treuebruchs grollen
würde. Um so eifriger strebte er nun eine Verbindung mit dem
königstreuen Grafen von Ravenstow an.
    Auch Renard sah
durchaus Vorteile in der Verlobung, vor allem angesichts der
walisischen Bedrohung. Aber es ärgerte ihn ganz gewaltig, mit Ranulf de
Gernons an einer Tafel sitzen und die unzähligen Gänge der festlichen
Mahlzeit ertragen zu müssen. Welch eine Heuchelei â€“ wo sie doch
beide genau wußten, daß sie ihre Messer viel lieber woanders
reinstechen würden als ins Wildfleisch. Grimmig harrte er aus und
beobachtete, wie die Kerzen herabbrannten, sehnte den Augenblick
herbei, wo er sich mit Anstand zurückziehen konnte.
    Während
der Hauptgänge hatten die Musiker Harfe und Laute gespielt. Nun machten
sie einer Gauklertruppe Platz. Renard griff nach seinem Kelch und
stellte fest, daß er leer war, lehnte aber das Angebot eines Edelknaben
ab, der ihm Wein einschenken wollte.
    Nach den Gauklern
traten Volkstänzer auf. Robert von Leicester hatte etwas zuviel
getrunken, um diesen qualvollen Abend zu verkraften. Grinsend stieß er
Renard an. »Das ist was anderes als die letzte Tanznummer, die wir alle
zusammen gesehen haben, was?« kicherte er. Seine laute Stimme drang bis
zu Ranulf hinüber. Sofort erkannte er seinen Fauxpas und fügte hinzu:
»Oh, jetzt bin ich wohl ins Fettnäpfchen getreten.«
    Verlegenes Schweigen folgte diesen Worten, dann fauchte Ranulf: »Sie war nur eine treulose Hure.«
    Â»Die immerhin sich selbst treu geblieben ist«, warf Renard ein.
    Â»Ha! Wißt Ihr, daß sie jetzt mit Owain Gwynedd schläft?«
    Â»Ja, das weiß ich, und ich wünsche den beiden alles Gute.«
    Tückisch
verengten sich Ranulfs Augen. Sollte er Ravenstow von dem Kind
erzählen? Besser nicht. Olwen hatte nie behauptet, der Junge sei
Renards Sohn, wenn der Verdacht auch nahelag. Wenn Jordan bei den
Walisern aufwuchs, würde er vielleicht eines Tages dem eigenen Vater
einen Pfeil mit Gänsefedern ins Herz jagen. »Hoffentlich sterben sie
alle zwei an der Französischen Krankheit.«
    Renard
spürte, wie Eleanor neben ihm zitterte, und sah Leicesters gequältes
Lächeln. Er schluckte eine unentschuldbare Antwort hinunter und griff
statt dessen in seinen Gürtel.
    Im Glauben, Renard würde
seinen Dolch ziehen, tastete Ranulf nach seinem eigenen. Gerade noch
rechtzeitig hielt der Gastgeber ihn am Arm fest. Gelassen streckte
Renard seine Hand aus, auf der eine flache Bronzescheibe lag. »Ich war
mir nicht sicher, ob ich Euch das zurückgeben soll. Aber Ihr sollt es
haben, um unserer Vereinbarung willen.«
    De Gernons lief feuerrot an. Wortlos nahm er das Siegel entgegen, das ihm in Lincoln abhanden gekommen war.
    Â»Nennt
es ein Zeichen meiner guten Absichten«, fügte Renard trocken hinzu,
»ein Symbol unserer gegenseitigen Wertschätzung.« Dann stand er auf und
verneigte sich. Von Eleanor begleitet, verließ er die Tafel und den
Grafen von Chester, dem es die Sprache vorschlagen hatte.
    Â»Renard, ich muß dir etwas gestehen.«
    Er
drehte sich auf der klumpigen Matratze zu Eleanor und strich über ihren
nackten Körper. »Tatsächlich? Und willst du jetzt auf besondere Weise
Buße tun?«
    Nach der Mahlzeit war er wütend gewesen.
Später hatte sich seine Laune
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher