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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Lippen streiften seine Wange,
und sie eilte davon.
    Er hörte ihr Kleid rascheln, roch
ihr Parfüm â€“ Rosen und etwas noch Würzigeres. Dann verwehten die
Düfte. Er kehrte ins Zimmer zurück, wo Adam am Tisch saß, den
Brotkrumen übersäten, und den Becher in der Hand hielt. »Wer ist sie?
Oder darf ich's nicht wissen?«
    Renard zuckte die
Achseln. »Eine Tavernentänzerin. Meine erste Nacht in Antiochia,
nachdem ich von meiner Rundreise in Fürst Raymonds Auftrag heimgekommen
war â€¦Â«
    Â»Bildhübsch«, meinte sein Schwager anerkennend.
    Â»Ja.«
Renard sank auf den Stuhl, den Olwen zuvor benutzt hatte, und wieder
stieg ihm ihr Duft in die Nase. Er formte ein Stück Brot zu einer Kugel
und riß sie auseinander.
    Ein paar Sekunden lang
studierte Adam den Becher in seiner Hand, dann runzelte er die Stirn
und sah Renard an. »Dein Vater wird noch den Schnee des nächsten
Winters sehen â€“ aber danach nichts mehr.« Renard begann zu
frösteln, als er seinem Schwager in wachsender Bestürzung zuhörte. »Die
feuchte Kälte macht seinen Lungen zu schaffen. Während des Hochwassers
im Frühling mußten wir den See durchqueren. Dabei strauchelte sein
Pferd. Er trug seine schwere Rüstung, und es war ein Wunder, daß er
noch lebte, nachdem Harry und ich ihn endlich aus dem Fluß gezogen
hatten. Er bekam eine böse Lungenentzündung. Nur dem Himmel und der
Fürsorge deiner Mutter ist es zu verdanken, daß er's überstanden hat.
Aber er erlitt einen bleibenden Schaden. Er kann nicht mehr wie früher
die Spähtrupps anführen. Sobald es etwas kälter wird, beginnt er zu
husten. Und als ich zur Weihnachtszeit von daheim abreiste, spuckte er
bereits Blut.«
    Krampfhaft schluckte Renard. Seine eigenen Lungen drohten zu versagen, und er mußte nach Atem ringen.
    Â»Dein
Vater schickte mich hierher, mit dem Auftrag, dich nach Hause zu
holen«, fügte Adam mit sanfter Stimme hinzu. »Bevor es zu spät
ist â€¦ Geht es dir nicht gut?« Er beugte sich über den Tisch und
berührte Renards Schulter.
    Â»Mir ist, als hätte mich ein
Blitz getroffen â€¦ Was erwartest du denn?« Renard schüttelte die
mitfühlende Hand seines Schwagers ab. »Erzähl mir lieber gleich
alles â€“ ehe ich mich erholen kann, nur um danach von einem
weiteren Schicksalsschlag getroffen zu werden.«
    Â»Ranulf
de Gernons macht Ärger«, erklärte Adam, »und dein Vater kann ihn nicht
länger abwehren. Harry tut sein Bestes, aber du kennst ihn ja â€“
ein tapferes Herz und im Kopf nur Stroh.«
    Â»Was gibt's denn für Schwierigkeiten?«
    Â»Ranulf
streckt seine gierigen Finger nach Caermoel aus und behauptet, das
Schloß stehe auf einem Stück Land, das ihm gehöre â€“ nicht
Ravenstow.«
    Renards Augen funkelten vor Zorn. »Das ist
eine Lüge! Wir besitzen eine Karte aus den Zeiten der großen
Landvermessung und können das Gegenteil beweisen. Und König Henry
bestätigte unsere Eigentumsrechte, als er Papa in den Grafenstand
erhob.«
    Â»Das weiß ich. Mich brauchst du nicht
anzuschreien.« Adam stand auf und hob beschwichtigend eine Hand. »Aber
im Augenblick kommt es auf die Realität an â€“ nicht auf die
Wahrheit. Zwischen den Chester- und den Caermoel-Spähtrupps gab es
bereits mehrere heftige Scharmützel. Die Beschwerden deines Vaters
stießen auf taube Ohren. Ranulf de Gernons lacht nur darüber, hält zwei
Finger hoch, und Stephen möchte einen seiner mächtigsten Kronvasallen
nicht wegen einer solchen Kleinigkeit erzürnen. Also murmelte er
Platitüden in seinen Bart und schaute in die andere Richtung.«
    Wortlos
umklammerte Renard die Tischkante und starrte auf die weiße Narbe an
einem seiner Fingerknöchel â€“ die Erinnerung an einen Kampf mit den
Walisern, in jenen Tagen, wo er kaum alt genug gewesen war, um ein
Kriegsschwert zu schwingen. Die sonnenbraune Haut würde verblassen wie
ein halb vergessener Traum, doch die Narbe würde ihn sein Leben lang
begleiten.
    Schließlich brach Adam das Schweigen.
»Außerdem deutete de Gernons dem König gegenüber an, eine gewisse
Verlobung müsse gelöst und durch eine andere gewinnreichere Verbindung
ersetzt werden. Wie ich Stephen zugute halten muß, hat er das bisher
kaum zur Kenntnis genommen. Aber wenn man lange genug auf ihn einredet,
könnte man ihn
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