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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman
Autoren: Heyne
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brauchst dich nicht mit ihnen zu belasten. Wir sind frei. Laß andere Ordnung schaffen. Deine Arbeit ist beendet.«

    »Ich kann nicht anders … Harry hat gesagt, eine Krankenschwester im Tal der Bruderschaft hat die Antineos davon verständigt, daß er herauskommen würde. Wer war sie und was ist aus ihr geworden?«
    »Das steht in dem Wartenfelsbericht, aber den hast du ja nur überflogen.«
    »Weil es einfach zu schmerzlich war«, fiel Lennox ihr ins Wort. »Irgendwann einmal werde ich ihn lesen, aber all der medizinische Kram über meinen Bruder - also, ich wollte das jedenfalls nicht lesen.«
    »Die Krankenschwester war eine Assistentin von Greta Fritsch, Krögers Frau. Man hatte sie gezwungen, mit von Schnabe, dem Kommandanten, zu schlafen. Sie ist schwanger geworden und hat dort im Frankenwald Selbstmord begangen.«
    »Den Wartenfels haben wir ja gefunden. Das ist schon ein tolles Ding, praktisch eine ausgewachsene Militärbasis mitten in einem Naturpark!«
    »Jetzt hat man eine riesige Strafkolonie daraus gemacht, ein Gelände von zweitausend Hektar, wo die Gefangenen, Männer wie Frauen, nur Neonaziuniformen tragen, inklusive roter Armbinden. Aber die Armbinden sind vorne auf der Brust aufgenäht, nicht am Arm, so wie die Juden im Dritten Reich den Davidstern tragen mußten.«
    »Unglaublich, wirklich unglaublich.«
    »Das war die Idee von Botschafter Kreitz. Er sagt, das wird sie daran erinnern, warum sie als Gefangene dort sind und nicht als privilegierte Mitglieder der Gesellschaft.«
    »Ja, ich weiß und ich bin immer noch nicht ganz überzeugt, daß ich es gutheiße.«
    Er sah sie von der Seite her an. »Hat Knox Talbot herausgefunden, wer sich Zugang zu den AA-Computern verschafft hatte?«
    »Natürlich, das war auch in den Archiven des Adlernests, ein Mann und eine Frau, die sich sechzehn Jahre lang in der Agency hochgearbeitet hatten. Pfadfinder, Mitglieder im Kirchenchor, Schulsprecher - und die Frau, Tochter eines Presbyterianerpfarrers.«

    »Sonnenkinder«, sagte Drew.
    »Genau.« Karin blickte zu Lennox auf. »Warum siehst du mich so an? So fragend?«
    »Ich habe eben an meine Mutter und meinen Vater denken müssen. Du hast mir nie etwas von deinen Eltern erzählt. Ich weiß nicht mal, wie du heißt, deinen Mädchennamen, meine ich. Wieso eigentlich?«
    »Ist das wichtig?«
    »Nein, verdammt! Aber ich bin einfach neugierig, ist das nicht normal? Ich schätze, in meiner Phantasie dachte ich immer, wenn ich jemals eine Frau fragen würde, ob sie mich heiraten wolle, würde ich zu ihrem Vater gehen müssen und so was Ähnliches wie ›Ja, Sir, ich kann für ihren Lebensunterhalt aufkommen und ich liebe sie‹ - in dieser Reihenfolge. Kann ich das tun?«
    »Nein, ich fürchte, das kannst du nicht. Also kann ich dir ebensogut auch die Wahrheit sagen … Meine Großmutter war Dänin. Die Nazis haben sie entführt und in den Lebensborn gepreßt. Als ihre Tochter, meine Mutter, zur Welt kam, hat sie es geschafft, sie da rauszuholen, und hat dann mit einer Beharrlichkeit, die man sich kaum vorstellen kann, zusammen mit dem Kind den Weg zurück nach Dänemark geschafft, wo sie sich in einem kleinen Dorf an der Nordsee versteckt hielt. Sie fand dort einen Mann, einen aus der Widerstandsbewegung gegen die Nazis, der sie geheiratet und das Kind, also meine Mutter, adoptiert hat.«
    »Du willst also sagen -«
    »Ja, Drew, wenn die Hartnäckigkeit einer Frau nicht gewesen wäre, wäre ich vielleicht auch ein Sonnenkind geworden, so wie Janine Clunes. Unglücklicherweise haben die Nazis ihre Akten sehr sorgfältig geführt, und meine Großmutter und ihr Mann waren dauernd auf der Flucht, hatten nie ein festes Zuhause und damit auch keine Möglichkeit, ihr Kind in eine normale Schule zu schicken. Nach dem Krieg zogen sie schließlich nach Belgien, wo das Kind, das kaum lesen konnte, heranwuchs, heiratete und 1962 schließlich mich zur Welt brachte. Weil meine Mutter praktisch keine richtige Schulbildung genossen hatte, wurde meine Ausbildung für sie zu einer Art Manie.«

    »Wo sind sie jetzt?«
    »Mein Vater verließ uns, als ich neun Jahre alt war, und wenn ich heute zurückblicke, kann ich das verstehen. Meine Mutter war genauso hartnäckig und zielbewußt wie meine Großmutter. Da ihre Mutter alles riskiert hatte - bis hin zum Tod durch den Strang -, um ihr eigenes Kind dem Lebensborn zu entreißen, war meine Mutter von mir besessen. Sie hatte nie Zeit für ihren Mann, ihr ganzes Leben war ihrer Tochter
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