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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman
Autoren: Heyne
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Ende!« Drew rannte zu Monlucs Bett hinüber, wo Nummer Zwei und Dietz sich gerade anschickten, den skelettartigen alten Mann völlig ruhigzustellen.
    »Jetzt!« sagte Dietz. Nummer Zwei griff nach dem dünnen linken Arm und drückte das Fleisch an der Armbeuge auseinander. »Wo ist die Vene?« rief Dietz in Französisch.
    »Er ist alt. Wenn Sie etwas Blaues sehen, drücken Sie einfach zu!«
    »Mein Gott!« schrie das lebende Skelett, und dann quollen ihm plötzlich die Augen aus den Höhlen, und sein Mund verzerrte sich, das Zucken im rechten Auge wurde heftiger. Und was dann folgte, ließ Witkowski kalkweiß werden, und ein Zittern
erfaßte seinen ganzen Körper. Der Erguß, der von den Lippen des alten Mannes kam, krächzend und dennoch durchdringend, war elektrisierend. »Wenn die Berlin bombardieren, werden wir London zerstören! Wenn die hundert Flugzeuge schicken, dann schicken wir Tausende und Abertausende, bis die Stadt nur noch Schutt und Asche ist! Wir werden den Engländern eine Lektion erteilen -« Der alte Mann sank in die Seidenkissen zurück.
    »Puls überprüfen!« sagte Lennox. »Er muß am Leben bleiben.«
    »Er geht schnell, aber ich spüre ihn, Monsieur«, sagte agent Zwei.
    »Wissen Sie, was dieser Hurensohn gerade gesagt hat?« fragte Stanley Witkowski mit bleichem Gesicht. »Das war Wort für Wort das, womit Hitler auf den ersten Bombenangriff auf Berlin reagiert hat. Wort für Wort! … Ich kann das einfach nicht glauben.«
    Unten auf der Straße vor dem Château feuerten jetzt Panzerfahrzeuge der Einsatzgruppe ihre Raketen ab und jagten die Torflügel in die Luft. Eine Stimme aus einem Lautsprecher dröhnte durch die Nacht, daß man sie Hunderte von Metern weit hören konnte. »Werfen Sie alle Ihre Waffen weg, sonst eröffnen wir das Feuer! Kommen Sie heraus und zeigen Sie sich ohne Waffen! Dies ist ein Befehl der Regierung. Unsere Männer werden jetzt dieses Château durchsuchen und auf jeden schießen, der sich in dem Gebäude befindet. Sie haben zwei Minuten, um unserer Anweisung nachzukommen!«
    Langsam kamen Dutzende von Männern und Frauen mit erhobenen Händen heraus. Sie sammelten sich in der kreisförmigen Einfahrt, Wachen, Köche, Kellner und Callgirls. Die Stimme aus dem Lautsprecher fuhr fort: »Dies ist die letzte Aufforderung. Wenn jetzt noch jemand im Gebäude ist, eröffnen wir das Feuer.«
    Plötzlich schlug ein blonder Mann im zweiten Stock eine Fensterscheibe ein und schrie: »Ich komme herunter, aber ich muß zuerst jemanden finden. Schießen Sie meinetwegen auf mich, aber ich muß sie finden. Sie haben mein Wort darauf, hier sind meine Waffen!« Wieder splitterte Glas und eine Pistole krachte auf die Steinplatten der Einfahrt, und gleich darauf
noch eine Maschinenpistole. Dann verschwand die Männergestalt wieder.
    » Entrez !« rief die Lautsprecherstimme, und dann rannten acht Männer in Kampfanzügen auf die verschiedenen Eingänge zu, wie Spinnen, die schnell auf Insekten zukriechen, die sich in ihrem Gewebe verfangen haben. Gelegentlich waren vereinzelte Schüsse zu hören, als einige unbelehrbare Fanatiker den Tod fanden. Schließlich kam ein Offizier zum Eingangsportal heraus und schob einen betrunkenen Jacques Bergeron vor sich her.
    »Wir haben unseren Verräter aus dem Deuxième!« verkündete er. »Und er ist betrunken wie ein echter Politiker.«
    »Genug. Lassen Sie die beiden anderen hinein.«
    Karin und Lieutenant Anthony rannten durch das aufgesprengte Tor auf das Eingangsportal zu. »Er hat gesagt, wir sollen die Treppe hinaufgehen!« rief Karin de Vries, die dem Lieutenant vorausgerannt war.
    »Würden Sie, um Himmels willen, bitte auf mich warten? Ich soll Sie beschützen!«
    »Wenn Sie zu langsam sind, Gerry, ist das nicht meine Schuld.«
    »Wenn man auf Sie schießt, reißt Cons-Op mir die Eier ab.«
    »Ich habe selbst eine Waffe, Lieutenant, machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Vielen Dank, Sie Amazone. Herrgott, tut dieser Arm weh!«
    Plötzlich blieben beide stehen und blickten verblüfft auf das Bild, das sich ihnen auf dem Treppenabsatz im zweiten Geschoß bot. Ein blonder Wachsoldat hielt mit Tränen in den Augen eine junge Frau in den Armen und trug sie die Treppe herunter. »Sie ist verletzt, schwer verletzt«, sagte er, »aber sie lebt.«
    »Sie waren der Mann im Fenster, stimmt’s?« fragte Anthony.
    »Ja. Wir beide sind befreundet. Sie hätte nie an diesen schrecklichen Ort kommen dürfen.«
    »Tragen Sie sie hinunter und sagen Sie den
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