Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)
Autoren: Noelle Mack
Vom Netzwerk:
beißen sich gerne an den Zopfspitzen fest. Und es sind so viele.»
    Angelica nickte. «Zehn Stück bringen ein ganz schönes Durcheinander ins Haus – auch wenn das nicht so schien, als sie noch ganz klein waren und so viel geschlafen haben. Arme Sabatschka. Die Kleinen haben gerade ihre Milchzähne bekommen und wollen alle gleichzeitig an ihren Zitzen saugen.»
    Natalja wandte sich dem ersten Zopf zu und flocht die glänzenden Haarsträhnen. «Die kleinen Biester. Vielleicht sollte ich ihnen mal Schabefleisch in Brühe geben. Das schmeckt ihnen sicher.»
    Angelica klopfte sich das Mehl von den Händen, denn ihre Schürze war schon zu schmutzig, um sie daran abzuwischen. «Du wirst sie noch völlig verwöhnen.»
    «Kinder und junge Tiere müssen ab und zu mal verwöhnt werden», erwiderte Natalja. Nachdem sie den ersten Zopf fertig hatte und ihn sich über die Schulter nach hinten geworfen hatte, machte sie sich sofort an den nächsten. Dabei blickte sie nachdenklich auf den Brotteig, der an der sonnigsten Stelle in der Küche in Schüsseln ruhte. «Der Teig sollte hier gut aufgehen. Au …!»
    Semjon war durch einen anderen Raum in die Küche getreten und hatte an der Spitze von Nataljas fertig geflochtenem Zopf gezogen. «Und was ist mit Männern? Müssen wir nicht auch ab und an verwöhnt werden?»
    «Männer kommen doch schon verwöhnt auf die Welt», erwiderte Natalja. «Eure Mütter fangen damit an, und die Frauen, die euch lieben, setzen es dann fort.»
    «Ein ausgezeichneter Plan», murmelte er, wandte sich dann aber seiner Frau zu. «Und was treibst du so?»
    Sie zeigte auf die glatten Teigkugeln. «Wonach sieht es denn aus?»
    «Du machst aus Bergen Maulwurfshügel, würde ich sagen.»
    Angelica lachte, wedelte ein wenig mit ihrer Schürze und staubte ihn mit einer kleinen Mehlwolke ein. «Komm am Nachmittag wieder, wenn das Brot fertig ist, dann kannst du eine Scheibe mit Butter und Marmelade haben.»
    «Ich bleibe lieber gleich hier und bewache die Marmelade», erklärte er. «Sonst ist nachher keine mehr da. Das letzte Glas ist auch auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Und das war eins von Nataljas besten Jahrgängen.»
    «Von meinem zweitbesten», neckte sie ihn. Natalja war mittlerweile auch mit dem zweiten Zopf fertig, den sie ebenfalls über ihre Schulter nach hinten warf. «Den besten Jahrgang habe ich für Iwan versteckt.»
    «Dann ist er ein echter Glückspilz», sagte Semjon.
    «Sag ihm das mal», erwiderte Natalja, trat vor den Spiegel und steckte die Zöpfe zu einer Krone hoch.
    «Ach, so frisiert, sieht dein Haar einfach wunderschön aus», schwärmte Angelica. «Ich muss das auch mal probieren.» Sie stellte sich hinter Natalja, die gerade die letzte Haarnadel feststeckte und kurz darauf lachend die Küche verließ.
    Nachdem sie allein waren, trat Semjon hinter Angelica, knabberte an ihrem Ohr und schaute dabei in den Spiegel, um zu sehen, ob ihr seine Liebkosung gefiel. Sie lächelte. «Das kitzelt.»
    «Solange es dir nur Vergnügen bereitet, meine liebe Gattin.»
    «Mmmh. Und ob.» Er umfasste zärtlich ihre Taille.
    «Bist du glücklich hier in Heraldshire?»
    «Ja. Aber du hast dein Versprechen noch nicht eingelöst, mir zu erzählen, wieso wir so überstürzt hierhergekommen sind.»
    «Wie nachlässig von mir», erwiderte Semjon, den Mund auf Angelicas Hals gepresst. Dabei zischte er den «S»-Laut mit Nachdruck, sodass sie erneut lächeln musste.
    «Wir sind jetzt schon zwei Wochen hier, Semjon. Die frische Luft ist ja schön, aber …»
    «Aber, was?» Er stellte sich gerade hin und ließ von ihr ab.
    «Ich werde London im Herbst vermissen. Da fangen die Theater- und die Ballsaison an, und in den Akademien werden neue Bilder ausgestellt, über die die Kunstkritiker sich dann das Maul zerreißen können …»
    «Die Stadt hält vielerlei Vergnügungen bereit. Irgendwann werden wir schon dorthin zurückkehren, meine Liebe.» Seine Stimme klang ruhig, und er schien sie wirklich ernst zu nehmen. «Doch nach dem, was geschehen ist, scheint es das Beste, den Sommer hier zu verbringen.»
    «Ich verstehe. Solange wir nur irgendwann zurück können.» Genau das war ihr in den letzten Tagen durch den Kopf gegangen. Aber Semjon war einfach nicht oft genug wach gewesen, um mit ihm darüber zu sprechen.
    «Natürlich.»
    «Hast du Antoscha heute schon gesehen?»
    «Noch nicht.»
    «Ich glaube, er ist hier glücklicher», stellte Angelica fest. «Seine Verletzung bereitet ihm noch immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher