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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)
Autoren: Noelle Mack
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Herzlichen Dank.
In aller Eile, mit Hochachtung etc.
Jasper Congreve

    Victor schaute auf, faltete die Nachricht wieder zusammen und gab sie Sin zurück. «Haben wir denn wenigstens die Kosten für die Feier wieder reinbekommen, Sin?»
    Sin sah seinen Partner mürrisch an. «Glaubst du etwa, ich setze mich gleich am nächsten Tag noch vor Sonnenaufgang an die Bücher und fange an zu rechnen?»
    «Oh, Verzeihung», sagte Victor bissig. «Manchmal vergesse ich einfach, dass ein großer Impresario sich mit derlei Kleinigkeiten gar nicht erst abgibt.»
    «Rechne es doch selbst aus», schlug Sin ihm gelangweilt vor. «Ich hatte fünfzehn Diener angeheuert, und Lucy wollte zwei zusätzliche Dienstmädchen haben. Ein kalter Imbiss, auf Tabletts geliefert. Brot. Ale. Eis. Die Kosten für den Wein waren astronomisch hoch, aber schließlich kann man ihn nicht mit Wasser strecken. Die Gäste müssen schon richtig betrunken sein, damit sie sich von ihrem Geld trennen. Selbst reiche Gäste.»
    «Wie schade, dass Congreve sich nicht an das Geschäft gehalten hat.»
    Sin zog seinen Ärmel hoch und zeigte Victor die Kratzer auf seinem Arm. «Dann hätte sie ihm das vielleicht auch angetan. Und das hätte ihn bestimmt genauso wütend gemacht wie der Verlust der erworbenen Ware.»
    «Ich nehme an, der alte Congreve hätte ein wenig Gegenwehr durchaus genossen. Und seine liebe Frau ebenso.»
    «Du meiner Treu. Bald bist du genauso dekadent wie ich», erklärte Sin trocken. «Und wenn wir nur die Kosten wieder reinbekommen haben – sei’s drum. Aber ich hatte eigentlich vor, ein etwas dauerhafteres Etablissement einzurichten.»
    Victor hob fragend eine Augenbraue. «Bist du dir sicher? Verbotene Feierlichkeiten ohne feste Adresse sind der letzte Schrei. Und sie zu finden ist schon der halbe Spaß.»
    Sin schüttelte den Kopf. «Für derlei modischen Unsinn bin ich zu alt. Aber das Laster ist ein gutes Geschäft. Auch wenn das Ganze so langsam seinen Tribut von mir fordert. Ich habe schreckliche Kopfschmerzen.»
    «Ich werde Lucy bitten, dir ein Pulver zu mischen.»
    Sin presste seine Fingerspitzen auf die Schläfen. «Sag ihr, sie soll was Starkes zusammenrühren. Ich habe das Gefühl, als würde jemand in meinem Kopf sitzen, der die ganze Zeit auf mich einredet.»
    «Ist das vielleicht die Stimme der Vernunft?», meinte Victor scherzend. «Dann solltest du vielleicht doch lieber mal hinhören.»
    «Halt den Mund», knurrte Sin. Er erhob sich aus dem Lehnsessel und machte sich auf den Weg in sein eigenes Zimmer, um seinen Kater auszuschlafen.

    Semjon und Angelica lagen schlafend zusammen. Es war ein Schlaf voller Unruhe, aus dem Semjon irgendwann mit einem Zucken hochschreckte und Angelica sofort näher an sich zog.
    «Ist es die Sonne?», fragte sie schläfrig. «Zieh doch die Vorhänge zu.»
    «Nein, Liebste.» Er küsste sie erst auf die Stirn, dann auf die Lippen. Doch ihre müden Augen öffneten sich nicht. «Aber ich will sie gern schließen, damit du schlafen kannst.»
    Angelica beobachtete, wie er aufstand und ans Fenster trat. Der Anblick seiner animalischen Körperlichkeit und der herrlichen Nacktheit beruhigte sie sofort ein bisschen.
    Ein ganzer Mann. Und durch und durch menschlich.
    Sein Anblick war zwar durchaus beruhigend, ließ die Angst unter ihrer überwältigenden Schläfrigkeit aber nicht ganz verschwinden. Als ihr Geliebter ins Bett zurückkehrte, begrüßte Angelica ihn mit einem liebevollen Murmeln, breitete die Decke über seine kräftigen Schultern und kuschelte sich dann an den feinen dunklen Pelz auf seiner Brust.
    Nachdem er zu ihr hochgekommen und ihr kurz berichtet hatte, dass sich jetzt ein Arzt um den schlafenden Antoscha kümmerte, hatten die beiden sich einfach ausgezogen und waren ins Bett gefallen. Was mit ihr geschehen sollte, danach hatte Angelica nicht fragen wollen.
    Doch jetzt, wo sie ein bisschen wacher war, sah sie besorgt zu Semjon auf. «Oder war es vielleicht doch ein böser Traum, der dich geweckt hat?»
    Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. «Ja. Und die werden uns beide in nächster Zeit sicher noch öfter heimsuchen.»
    «Erzähl mir von deinem Traum», bat sie flüsternd.
    «Ach, Angelica», sagte er. «Ich hatte Glück, dass ich mich nur an so wenig davon erinnern konnte. Aber anscheinend ist doch einiges hängengeblieben. Im Schlaf sehe ich …»
    «Was?»
    «St. Sin. Und zwar als Teufel, der sich hinter der Kleidung eines Gentleman verbirgt. Ich kämpfe mit
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