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Die Leichenstadt

Die Leichenstadt

Titel: Die Leichenstadt
Autoren: Jason Dark
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man sich konzentriert, gibt es ja keine völlige Stille. Irgend etwas im Boot lebt immer. Mal knackte etwas, dann hörte ich ein leises Knarren und vernahm auch die Geräusche, die der Kapitän verursachte.
    Endlich hatte er die Lampe gefunden. Der breite Strahl erhellte den Kommandostand. Eine zweite Lampe bekam der Erste Offizier und außerdem die Anweisung, sich auf dem Boot umzuschauen. »Nehmen Sie alles zu Protokoll!« wurde der Kapitän dienstlich, »und melden Sie es mir.«
    »Aye, aye, Sir!«
    »Sie können sich ruhig wieder setzen, Sinclair«, sagte Neeler.
    Ich nahm Platz. »Sagen Sie mal, wie lange dauert es, bis der Schaden wieder repariert ist?«
    »Da bin ich überfragt. Die Notaggregate haben sich nicht eingeschaltet. Das bereitet mir Sorgen.«
    »Und für wie lange reicht die Luft?«
    »Daran wollen wir gar nicht denken.«
    Es sah also nicht gut aus. Der dritte Tag hatte uns eine höllische Überraschung beschert. Ich kam mir vor wie in einem stählernen Sarg. Und ich glaubte mittlerweile auch, daß dieser totale Energieausfall nicht auf normale Einwirkungen zurückzuführen war.
    Der Kapitän erschien mir ein wenig ratlos. Er schaute öfter auf die Uhr und blickte auch in Richtung Ausgang. Der Erste Offizier hatte die schmale Eisentür nicht ganz geschlossen.
    Ich lehnte mich an die Rechenanlage. Ein Computer-Terminal. Hatte ein Schweinegeld gekostet. Da glühten keine Lämpchen mehr, und auch keine Digitalanzeige gab uns irgendwelche Daten durch. Alles tot, wir konnten uns auf die Elektronik nicht stützen. Jetzt mußte sich der Mensch etwas ausdenken.
    Aber was?
    Wir konnten nicht ewig unten bleiben. Die Frage war: Wie konnten wir wieder auftauchen?
    Der Erste kehrte zurück. »Totaler Energieausfall«, meldete er.
    »Und der Reparaturtrupp?«
    »Arbeitet bisher ohne Erfolg.«
    Neeler nickte. »Hat er schon einen Teilerfolg errungen?«
    »Nein. Die Leute wissen überhaupt nicht, wo sie anfangen sollen. Sie kümmern sich zunächst um den Antrieb.«
    Mir war etwas anderes eingefallen. »Das Boot wird doch durch Atomkraft angetrieben - oder?«
    »Das ist richtig.«
    »Dann sind wir ein Mini-Kraftwerk.«
    »So ungefähr.«
    Mir trat plötzlich der Schweiß auf die Stirn. »Muß die Brennkammer nicht gekühlt werden?« Neeler schluckte.
    »Sie wissen gut Bescheid«. Er gab die Antwort mit heiserer Stimme.
    »Leider, Sir, leider. Wenn die Kühlung auch ausgefallen ist, könnte es da zu einer Katastrophe kommen?«
    »Ich weiß es nicht, Sinclair. Und das ist meine ehrliche Meinung. Vielleicht sind die Reaktionen innerhalb des Antriebs auch ausgefallen.«
    »Wir wollen es hoffen.«
    »Da sagen Sie was.«
    »Und die Atemluft?« kam ich noch einmal auf das Thema zurück.
    »Gehen Sie sparsam damit um«, riet Neeler.
    Es waren die letzten Worte, die wir vorerst miteinander wechselten, denn der Kapitän verließ die Zentrale. Ich blieb zurück. Allein hockte ich, denn der Erste war mitgegangen. Die beiden Männer wollten das Schiff inspizieren. Die Zeit war knapp, die Atemluft ebenfalls. Ich vernahm Stimmen. Sie klangen ruhig. Diese Besatzungen hatten sich hervorragend in der Gewalt. Da wollte keiner auffallen oder durchdrehen. Ich hatte meine Bleistiftleuchte hervorgeholt und knipste sie hin und wieder an.
    Nein, das war nicht normal, was wir hier erlebten. Da spielte eine große Magie die entscheidende Rolle. Wobei ich das Gefühl hatte, den Grund dafür in der Existenz der Leichenstadt zu suchen. Ich glaubte sehr wohl an die Aussagen des Mannes, und ich rechnete damit, daß wir in einer magischen Falle saßen.
    Nach draußen konnte ich nicht schauen. Es gab hier keine Fenster oder Luken. Bilder brachten nur die Kameras, und die liefen eben nicht ohne Strom.
    Neeler kehrte zurück. Ich leuchtete ihn an, traf sein Gesicht und erkannte, daß er nicht gerade begeistert war. Die Mundwinkel wiesen nach unten, er atmete schwer und ließ sich wuchtig auf den schmalen ungepolsterten Drehstuhl fallen.
    »Es sieht also nicht gut aus«, nahm ich ihm das Wort vorweg.
    »Genau.«
    »Und was jetzt?«
    »Haben Sie schon mal Maschinen gesehen, die vollkommen in Ordnung sind und trotzdem nicht laufen?« fragte er mich.
    »Nein.«
    »Aber ich. Und jetzt sagen Sie mir, Sinclair, was ich dagegen unternehmen soll.«
    »Nichts.«
    »Soweit bin ich auch gekommen. Ich habe mit den Technikern gesprochen. Sie stehen vor einem Rätsel. Das haben sie noch nie erlebt. Einen totalen Ausfall der Energie, unmöglich eigentlich.«
    »Haben
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