Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
hatte.«
    »Ich wollte einfach nicht, daß
du vor Mitleid über die arme Witwe schmilzst «, sagte
sie ruhig.
    »Er muß verrückt gewesen sein«,
grollte ich.
    »Wer?«
    »Bruce Williams — wer sonst?
Ein Kerl, der das Glück hat, einen prachtvollen Rotkopf wie dich zu heiraten,
und es dann nicht mal schafft, die Sache zum Klappen zu bringen.«
    »Ich habe Bruce geliebt.« Sie
starrte in die andere Ecke des Restaurants. »Und ich glaube, auf seine eigene,
gequälte Weise hat er auch mich geliebt.«
    »Was soll das heißen?«
    »In den ersten paar Monaten war
alles in bester Ordnung, dann fand er heraus, daß ich ihn beschwindelt hatte. Bruce
war das, was ich wollte; ich liebte ihn, und ich wußte, daß ich ihm eine gute
Frau sein konnte. Also erfand ich eine ganze Story über meine gute, solide
Herkunft im Mittelwesten und wie meine armen Eltern bei einem Autounfall
umgekommen waren, als ich siebzehn war. Meine liebe alte Tante Carrie nahm sich
meiner an, aber sie starb, als ich zwanzig war, und so hatte ich nichts mehr,
was mich dort noch hielt. Auf diese Weise, sagte ich, sei ich nach
Südkalifornien gekommen.«
    »Vermutlich willst du mir alles
erzählen?« fragte ich.
    »In Wirklichkeit verhielt es
sich ein bißchen anders«, sagte sie kühl. »Mein alter Herr starb an einem
Herzschlag in St. Quentin, wo er noch acht Jahre abzusitzen gehabt hätte. Meine
Mutter war eine Säuferin, die permanent in Trinkerheilanstalten untergebracht
war, als ich sechzehn wurde. Ich machte mich nach grüneren Weiden auf, und zwar
mit einem älteren Mann, der knapp siebzehn war. Fünf Wochen später erwischte
man uns, sperrte ihn ein und stellte mich unter Fürsorgeaufsicht. Als ich
zwanzig war, hatte ich ein wirklich interessantes Vorstrafenregister.
Rauschgifthandel, Prostitution, Erpressung — was du willst. Dann wurde ich
klüger, wechselte meinen Namen und mein Aussehen und verschwand nach
Südkalifornien. Ich besorgte mir einen legitimen Job, nahm Unterricht in
Rhetorik und begann sogar, Bücher zu lesen. Zum Zeitpunkt, als ich Bruce kennen
lernte, war ich reif zur Abschlußprüfung .« Sie nahm
ihr Glas in die Hand, trank aber nicht. »Dann, nachdem wir zwei Monate
verheiratet waren, fand er die Wahrheit über mich heraus.« Ihr Mund verzog sich
zu einem gequälten Lächeln. »Es war nicht so sehr meine wirkliche Herkunft, die
ihn aufregte, als die Tatsache, daß ich ihn hereingelegt hatte. Er konnte den
Gedanken einfach nicht ertragen. Also beschloß er, sein ganzes Dasein darauf zu
konzentrieren, sich für den schmutzigen Streich, den ich ihm gespielt hatte, zu
rächen. Es wurde für ihn zur Lebensaufgabe, alles an mir auszulassen. Wenn ihm
bei seiner Arbeit etwas gegen den Strich ging und ihn aufregte, war alles meine
Schuld, und er ließ es mich spüren, wenn er heimkam. Es gab Zeiten, in denen
ich überzeugt war, er blieb nachts wach, nur um sich neue Methoden, mich zu
demütigen, auszudenken.«
    »Warum bist du geblieben?«
fragte ich.
    »Weil ich ihn nach wie vor
liebte. Ich bot ihm anfangs an, sich scheiden zu lassen, aber davon wollte er
nichts hören. Er war wie ein Süchtiger, und ich war sein Rauschgift.« Sie
wandte den Kopf und sah mich direkt an. »Ich fühle mich noch immer
verantwortlich für das, was passiert ist. Er hätte eine Frau wie Goldie Baker
nicht angesehen, wenn er sich nicht eingebildet hätte, mit ihr zu schlafen sei
eine Art Rache.«
    Der
Kellner servierte das Hadesteak, und Helen schob sachte den Teller weg, nachdem
er gegangen war. »Ich glaube, ich habe meinen Appetit verloren. Aber du mußt
dir deine Kräfte erhalten, Al.«
    »Darf
ich dir einmal etwas sagen?« fragte ich gelassen. »So wie du Bruce Williams
beschreibst, war er ein kranker Mann — ein Verrückter — , und wenn du wegen
seines Todes Schuldgefühle hegst, so bist du ebenfalls verrückt.«
    »Du bist ein netter Kerl, Al«,
flüsterte sie und wandte hastig den Kopf ab.
    Ich aß das Hacksteak, denn ich
war hungrig und was, zum Teufel, sollte ich tun? Helen hatte sich wieder unter
Kontrolle, als ich fertig war, und verlangte einen frischen Martini.
    »Ich weiß wirklich nicht, wieso
wir auf die Schwierigkeiten meiner Vergangenheit zu sprechen kamen«, sagte sie,
nachdem uns der Kellner erneut mit Martinis versorgt hatte. »Du hast mehr als
genug eigene am Hals. Was willst du tun, Al?«
    »Nun, da du alles verdorben
hast«, sagte ich, »habe ich keine Ahnung.«
    »Marco rief an, kurz bevor ich
das Büro verließ und sagte, er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher