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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)
Autoren: Frank Demant
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erst dann bekommt er von uns das Original ...“
    „... das wir ihm vorher als Kopie geschickt haben und eh bloß eine Fälschung ist ...“
    „... zugesendet. Glaubst du, er läßt sich darauf ein?“
    „Was bleibt ihm anderes übrig?“
    „Ganz schön durchtrieben, das.“
    „Gelle.“ Mit einem Ruck stand Melibocus auf. „Autsch“, hatte er seine Kopfschmerzen vergessen. „Ich mache mich sofort an die Arbeit.“
    „Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“
    „Du?“
    „Na ja, immerhin habe ich mir ein paar Bücher zugelegt. Darin sind etliche Dokumente aus der betreffenden Zeit abgebildet. Das erleichtert deine Arbeit vielleicht.“
    „Oha. Dann aber los, marsch, marsch. Ich erwarte dich in spätestens zehn Sekunden zurück.“
    Für seine Verhältnisse spurtete Herr Schweitzer geradezu. Alles lief wie geschmiert.
    Einige Tage später feierte Herr Schweitzer sein 50jähriges Bestehen. Das Datum aber war seit jeher Quell und Anlaß zu allerlei Spott und dummen Sprüchen seitens seiner Freunde und Bekannten. Pünktlich zum Karnevalsbeginn am 11.11. hatte er vor einem halben Jahrhundert das Licht der Welt erblickt. Schon seine Mutter hatte ihn in seiner Kindheit immerfort damit geneckt und ihn „mein kleiner Faschingsprinz“ gerufen. Wenn es nach ihm, Herrn Schweitzer, gegangen wäre, so hätte sie die Schenkel getrost noch ein paar Minütchen zusammenpressen dürfen. Dann wäre er nämlich nach Mitternacht geboren, und der kleine Faschingsprinz wäre zwar immer noch klein, jedoch kein Faschingsprinz mehr gewesen. Nicht, daß Herr Schweitzer das Amüsement an sich grundsätzlich ablehnte, doch Karneval in Deutschland hatte für ihn immer etwas Groteskes an sich. Es war ihm unbegreiflich, wie man bei Eiseskälte und im kurzen Röckchen sich den Arsch abfrierend fröhlich und locker sein konnte. Karneval in Rio – das hatte was. Da würde sogar er sich ein Röckchen überstreifen wollen. Hätte der Deutsche auch nur einen Hauch von Flexibilität in seinem Blut, Karneval würde im Juli oder August stattfinden. Bei Sonnenschein und quasitropischen Temperaturen. Selbst die Queen in dem vor Traditionalisten nur so wimmelnden Großbritannien verlegte Jahr um Jahr ihre Geburtstagsfeier, um der Schlechtwetterperiode auszuweichen. Da konnte man sich doch mal ein Beispiel nehmen.
    Doch alles Lamentieren half nichts, Herr Schweitzer hatte Geburtstag. Und da er sich an diesem Ehrentag nicht lumpen lassen wollte, hatte er das komplette Eichkatzerl angemietet und alle, aber auch alle eingeladen. Okay, fast alle. Bei Belle machte er eine Ausnahme. Am Montag war er nämlich versehentlich im Weinfaß aufgetaucht. Und nachdem er diese Schlaftablette hinterm Tresen erblickt hatte, genau so schnell wieder gegangen wie er gekommen war. Seitdem zierte ein Zettel seine Wohnungstür, der ihn stets daran erinnern sollte, das Weinfaß an Montagen fürderhin zu meiden.
    Gleich nach dem Aufwachen hatte er von Maria einen Berg voller kunstvoll verpackter Geschenke bekommen. Die meisten enthielten farblich aufeinander abgestimmte Kleidungsstücke. Dies war natürlich nicht ohne Hintergedanken geschehen, denn wer wollte sich schon mit einem Hinterwäldler in Modefragen, wie Herr Schweitzer einer war, in der Öffentlichkeit zeigen. Für kurze Irritation sorgte eine Schachtel mit der Aufschrift Viagra und „Na ja, jetzt, wo du doch fünfzig bist.“ Die Empörung legte sich, als er dem Päckchen ein edles Kugelschreiberset entnahm.
    Den ganzen Tag über nahm Herr Schweitzer telefonische Glückwünsche entgegen.
    Er hatte schon die Schuhe angezogen, um sich mit Maria ins Eichkatzerl zu begeben, als ein letztes Mal das Telefon klingelte. Ein völlig überdrehter Melibocus wollte von ihm wissen, ob er im Fernsehen die letzten Nachrichten gesehen habe. Da sei ein Bericht über Claude Heidenbrück Junior gekommen. Und ihr Plan sei voll aufgegangen. Aber er, Melibocus habe jetzt überhaupt keine Zeit, ins Detail zu gehen, die morgige Ausgabe vom Sachsehäuser Käsblättche warte auf den letzten Feinschliff. Aber zum Glück habe er die Sendung aufgenommen, nicht wegen Heidenbrück, das sei reiner Zufall gewesen, sondern wegen was anderem, aber das tue hier nichts zur Sache. Man sehe sich ja sowieso noch heute abend, da würde er die CD mitbringen. Die könne sich Herr Schweitzer dann in aller Ruhe reinziehen. Allerdings würde er, Melibocus, erst sehr, sehr spät erscheinen können. Die Arbeit, die liebe Arbeit, mein Freund. Aber er, Herr
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