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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord
Autoren: James Barclay
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war Tessaya.
    Was Dystran am meisten zusetzte, war nicht die Tatsache, dass der Lord der Wesmen es geschafft hatte, seine Krieger zu sehr wirkungsvollen Vorstößen anzustacheln und sie, wenn nötig, sofort wieder zurückzunehmen. Offenbar wusste er auch, wie schwach Xetesks Verteidigung war, was Magier und Soldaten anging, und schickte deshalb immer neue Angriffswellen, um die Verteidiger zu zermürben. Welche Spione hatten ihm dies verraten?
    Tessayas Ziel war eine Weile vorher deutlich geworden, und deshalb hatte Dystran eine Reihe von Magiern abgezogen, um die Dimensionsmagier zu verstärken und den Spruch für das nächste Fenster vorzubereiten. Ein Fenster, das sich hoffentlich bald öffnete.
    Chandyr hatte die Wesmen nicht zurückschlagen können, was Dystran zugleich überraschend und bedauerlich fand. Xeteskianische Soldaten und Bogenschützen sollten doch wohl in der Lage sein, mit ein paar Leitern fertig zu werden. Wieso war den Wesmen etwas gelungen, das eigentlich niemand je hätte schaffen dürfen?
    Vielleicht hätte er gründlicher nachforschen sollen.
    Doch als er sein Audienzzimmer im dritten Stock erreichte, hörte er schon eilige Schritte hinter sich. Er öffnete im schwach beleuchteten Raum die Blenden vor dem Balkon und sah den vollen Umfang der Bedrohung, der seine Stadt ausgesetzt war. Rasch verstärkte er mit einem
Spruch seine Sicht, um auch die kleineren Details zu erkennen.
    Rings um einen mehr als zweihundert Schritt langen Abschnitt brannten helle Lichter. Dort wimmelte es von Wesmen, doch es herrschte noch kein Gedränge. Sie griffen nach links und rechts die nächsten Türme an und hatten in Richtung der Stadt einen Schildwall errichtet, größtenteils aus frisch geschnittenem Holz. Bogenschützen erzielten hin und wieder einen Treffer, konnten aber den Vorstoß der Wesmen auf den Mauern nicht aufhalten.
    Chandyr hatte die Türme zur Verteidigung stark besetzt. Die Wesmen erlitten beträchtliche Verluste, doch ohne die Sprüche der Magier war es nicht möglich, sie zu den Leitern zurückzudrängen, und letzten Endes würden sie allein dank ihrer Überzahl den Sieg erringen. Wie bald schon, das konnte man nicht sagen. Höchstwahrscheinlich noch vor der Morgendämmerung.
    »Verdammt aber auch«, keuchte er. »Wo habe ich mich geirrt?«
    »Mylord«, sagte jemand hinter ihm.
    »Sharyr«, antwortete Dystran, ohne sich zum neuen Leiter der Dimensionsmagier umzudrehen. Er war kaum mehr als ein Adept, aber der Beste, den er noch hatte. »Kommt her und sagt mir, was Ihr seht.«
    Darauf hörte Dystran ein nervöses Scharren und angestrengte Atemzüge, teils übertönt vom Schlachtlärm auf den Mauern. Nun drehte er sich zu Sharyr um, der das Geschehen beobachtete und sich fragte, was er nun eigentlich wahrnehmen sollte. Er trampelte unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und zuckte unsicher mit den Achseln.
    »Die Wesmen auf den Mauern?«, fragte er mit bebender Stimme.

    »Ausgezeichnet«, sagte Dystran. »Macht Euch das Angst?«
    »Ja, Mylord«, sagte Sharyr. »Ich habe Angehörige in der Stadt.«
    »Dann haben sie Glück, denn Ihr werdet persönlich dafür sorgen, dass ihnen nichts passiert, nicht wahr?«
    »Ich? Aber ich …«
    »Die Entfernung zwischen den Mauern der Stadt und denen des Kollegs ist für ein tobendes Wesmen-Heer ein Kinderspiel. Weniger als eine Meile, oder was würdet Ihr sagen?«
    »Mylord?«
    »Diese Stadt ist nicht groß«, fuhr Dystran fort. »Was meint Ihr, wann werden die Wesmen einen jener Türme erobern?«
    Sharyr starrte ihn fassungslos an.
    »Ihr müsst nämlich wissen«, klärte Dystran ihn auf, »dass sie Zugang zu unseren Straßen und vor allem zum südlichen Torhaus haben werden, wenn dies geschieht. Draußen warten Tausende von Kriegern nur darauf, dass sie endlich hereinkommen können.«
    »Ja, Mylord.«
    »Ich will Euch damit sagen, dass diese nicht näher bestimmte, aber höchstwahrscheinlich kurze Frist genau der Zeitrahmen ist, in dem Ihr bereit sein müsst, den Spruch Eurer Wahl zu wirken.«
    »Ich …« Sharyr wich einen Schritt zurück.
    Dystran folgte ihm. »Ihr begreift doch, dass keiner dieser Männer jemals das Kolleg erreichen darf, nicht wahr? Wenn Chandyr sie nicht aufhalten kann, dann werdet Ihr es tun. Nicht wahr?«
    »Die … die Ausrichtung der Dimensionen wird erst morgen Nacht um diese Zeit vollendet sein«, quetschte Sharyr hervor.

    »Oh, du meine Güte.« Dystran schlug sich eine Hand vor den Mund. »Was werdet Ihr denn nun
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