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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
Autoren: James Barclay
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traf sie mit voller Kraft und wehte den Kreis der Sieben und ihre verwirrten Protektoren auseinander wie Spreu im Wind. Denser hörte Metall auf Stein klappern. Auch die Soldaten und Magier, die er nicht sehen konnte, wurden erfasst.
    Mühsam drehte er sich um und konnte Porrack und Jaruul erkennen, die sich ähnlich wie er an Vorsprüngen festhielten. Marack und Harroc wurden gegen die Wand gepresst und konnten sich kaum noch bewegen.
    Denser hatte keine Wahl. Er ließ sich auf Hände und Knie sinken, stützte sich an einer Wand ab und kroch zu seiner Frau, ins Zentrum des Sturmes hinein, in dessen Auge sie hilflos am Boden lag. Ihr Bewusstsein wurde mit jedem Herzschlag weiter zerstört. Hinter ihr tobte das Chaos. Die Rabenkrieger waren ins Zentrum des Verteilers geweht worden und lagen dort, hilflos der Gewalt des übersinnlichen Windes ausgeliefert. Kriechend versuchten sie, die Distanz zwischen sich und dem Feind zu vergrößern. Auum und seine Tai schlugen sich tapfer, was ein entscheidender Vorteil sein konnte.
    Handbreit um Handbreit kämpfte Denser sich weiter und musste aufpassen, nicht in den Gang zurückgeweht zu werden. Er durfte nicht scheitern. Der Rabe brauchte ihn, und ganz besonders brauchte ihn Erienne. Die letzten paar Schritte kroch er flach auf dem Bauch durch den heulenden Wind. Erienne lag im Zentrum und im Brennpunkt der Energien.
    Als er sie erreicht hatte, wurde es still. Er lag dicht neben ihr, hörte ihren stoßweisen Atem und sah das Blut aus Ohren und Nase rinnen, den Speichelfaden vor ihrem Mund und die Augen, die panisch unter den Lidern zuckten. Sie bebte am ganzen Körper, alle Muskeln waren zum Zerreißen
gespannt, ihr Nervensystem war in Aufruhr. Ihr war heiß, mit dieser hohen Körpertemperatur konnte sie nicht lange überleben. Gesicht und Hände waren von einem Schweißfilm überzogen.
    »Halte durch, Liebste«, sagte er und schob für den Augenblick seine Emotionen zur Seite. »Ich bin da, halte nur durch.«
    Er wusste, was er zu tun hatte. Er konnte sie vor dem xeteskianischen Mana abschirmen und dem Einen seinen Brennstoff nehmen. Aus diesem Grund war der Kreis der Sieben gekommen. In ihrer typischen überheblichen Art hatten sie geglaubt, sie könnten Erienne damit schützen, bis sie die Kräfte in ihr verstanden und sie wieder wecken konnten. Es war eine lächerliche Dummheit gewesen, und sie hatten Eriennes Leben aufs Spiel gesetzt.
    Natürlich waren sie im Vorteil. Sie waren sechs mächtige Magier, die den Spruch unendlich lange aufrechterhalten konnten. Er war nur einer, und er war jetzt schon erschöpft. Er schaute auf und sah Auum. »Macht euch bereit«, hauchte er, aber er war nicht einmal sicher, ob der Elf es verstanden hatte. Dann machte er sich ans Werk.
    Er teilte seine Aufmerksamkeit und stimmte sich einerseits aufs Mana-Spektrum ein, um eine ovale Form zu erschaffen, die voller pulsierender Mana-Energie war. Das war ein Teil. Dann musste er die Konstruktion in eine Drehbewegung versetzen und dafür sorgen, dass sie das Mana aus der Umgebung an sich zog. Gleichzeitig suchte er das Zentrum des Sturms. Was er sah, erschreckte ihn so sehr, dass er beinahe die Konzentration verloren hätte. In diese dunkle Grube, die Eriennes Bewusstsein jetzt war, wurde das Mana gezogen wie das Wasser in einen Abgrund.
    Aus dem Zentrum dieses Lochs wurde zugleich die Kraft wieder ausgestoßen. Dunkelbraun verfärbt, sprudelte
die xeteskianische Energie wieder aus ihr heraus und breitete sich überallhin aus. Sie hätte aber nicht mehr die xeteskianische Farbe haben sollen. In seiner Ausbildung hatte er gelernt, dass das Mana, das in ein dordovanisches Bewusstsein eindrang, zwangsläufig als lebhaftes Orange wieder zum Vorschein kam, weil Erienne nach ihrer Ausbildung gar nichts anderes hervorbringen konnte.
    Er holte tief Luft und schob die ovale Konstruktion nach vorn, gegen den Druck der ausbrechenden Energie, mitten durch den Tumult hindurch. Er musste alle seine Erfahrungen aufbieten, die er durch Dawnthief gewonnen hatte, und arbeitete sich langsam weiter vor. Eriennes Bewusstsein konnte er nicht mehr sehen, doch er wusste, wo es sich befand. Er bremste die Rotation des Spruchs, öffnete ihn an einer Seite, stieß ihn in den Abgrund und versiegelte den Abgrund.
    Die Wirkung war ringsherum sofort zu spüren. Er hatte nicht mehr genug Kraft, um sich sofort wieder zu erheben, konnte aber wenigstens die Augen öffnen und sich umsehen. Auum, Duele und Evunn hatten als Erste
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