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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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warf einen Blick zurück. Die Festung war nahe, näher, als sie vorher gewesen war. Vor ihm lagen die grünen Hügel, welche die sentrische Ebene schützten. Sie schimmerten und wichen vor ihm zurück, verhöhnten ihn mit ihrer Ruhe. Er lief schneller. Ein Schatten fiel über ihn. Die Tore der Festung öffneten sich. Er wehrte sich gegen die Kraft, die ihn zurückzog. Er schrie und bettelte. Doch die Tore schlössen sich, und er war wieder mitten in der Schlacht, ein blutiges Schwert in der zitternden Hand.
    Er erwachte, die Augen weit aufgerissen, die Nasenflügel gebläht. Ein Schrei wollte sich seiner Lunge entringen. Eine zarte Hand streichelte sein Gesicht, und sanfte Worte beruhigten ihn. Sein Blick wurde klar. Es war kurz vor der Morgendämmerung; das rosa Licht eines jungfräulichen Tages drang durch das Eis auf der Innenseite seines Schlafzimmerfensters. Er drehte sich um.
    »Du hattest eine unruhige Nacht«, sagte Besa, deren Hand über seine Stirn strich. Er lächelte, schlug die Gänsedaunendecke zurück und zog das Mädchen zu sich unter die Decke.
    »Jetzt bin ich nicht mehr unruhig«, sagte Rek. »Wie könnte ich auch?« Die Wärme ihres Körpers erregte ihn, seine Finger liebkosten ihren Rücken.
    »Heute nicht«, sagte sie, küßte ihn leicht auf die Stirn und machte sich los. Sie warf die Decke zurück, schauderte und lief durch den Raum, um ihre Kleider aufzusammeln. »Es ist kalt«, sagte sie. »Kälter als gestern.«
    »Hier drin ist es warm«, erklärte er und richtete sich auf, um ihr beim Anziehen zuzusehen. Sie warf ihm einen Kuß zu.
    »Es ist schön, mit dir herumzutollen, Rek. Aber ich will keine Kinder von dir haben. Und jetzt raus aus dem Bett. Heute morgen kommt eine Reisegruppe hierher. Das Zimmer ist vermietet.«
    »Du bist eine schöne Frau, Besa. Wenn ich einen Funken Verstand hätte, würde ich dich heiraten.«
    »Dann ist es gut, daß du keinen hast. Denn ich würde dich abweisen, und das würde dein Selbstbewußtsein nie verkraften. Ich suche einen Mann, der solider ist.« Ihr Lächeln nahm ihren Worten die Schärfe. Fast.
    Die Tür ging auf, und Horeb kam geschäftig herein. Er trug ein Kupfertablett, auf dem Brot, Käse und ein Krug standen.
    »Was macht der Kopf?« fragte er und stellte das Tablett auf den hölzernen Tisch neben dem Bett.
    »Gut«, antwortete Rek. »Ist das Orangensaft?«
    »Ja, und er kostet dich einiges. Nessa hat einen vagrischen Händler abgefangen, als er das Schiff verließ. Sie hat eine Stunde gewartet und Frostbeulen riskiert, nur um Orangen für dich zu bekommen. Ich glaube nicht, daß du das wert bist.«
    »Wohl wahr«, lächelte Rek. »Traurig, aber wahr.«
    »Willst du heute wirklich nach Süden aufbrechen?« fragte Besa, während Rek am Orangensaft nippte. Er nickte.
    »Du bist ein Narr. Ich dachte, du hättest genug von Reinard.«
    »Ich werde ihn meiden. Sind meine Kleider gereinigt?«
    »Dori hat Stunden damit verbracht«, sagte Besa. »Und wofür? Damit du sie im Gravenwald wieder schmutzig machst.«
    »Darum geht es nicht. Man sollte immer möglichst gut aussehen, wenn man eine Stadt verläßt.« Er warf einen Blick auf das Tablett. »Ich kann den Anblick dieses Käses nicht vertragen.«
    »Macht nichts«, erklärte Horeb. »Er steht trotzdem auf der Rechnung.«
    »In diesem Fall werde ich mich zwingen, ihn zu essen. Reisen heute noch mehr Leute?«
    »Eine Gewürzkarawane bricht nach Lentria auf - sie werden durch Graven ziehen. Zwanzig Männer, schwer bewaffnet. Sie nehmen die Ausweichroute nach Süden und Westen. Eine Frau reist allein - aber sie ist schon weg«, erklärte Horeb. »Und schließlich ist da noch eine Gruppe von Pilgern. Aber sie brechen nicht vor morgen auf.«
    »Eine Frau?«
    »Nicht ganz«, meinte Besa. »Aber fast.«
    »Na, na, Mädchen«, sagte Horeb, breit grinsend, »du bist doch sonst nicht so boshaft. Ein großes Mädchen mit einem guten Pferd. Und sie ist bewaffnet.«
    »Ich hätte mit ihr reisen können«, sagte Rek. »Dann wäre die Reise vielleicht vergnüglicher geworden.«
    »Und sie hätte dich vor Reinard beschützen können«, sagte Besa. »Sie sah danach aus. Jetzt komm schon, Rek, zieh dich an. Ich habe keine Zeit, hier zu sitzen und dir beim Frühstück zuzusehen wie einem Grafen. Du hast in diesem Haus schon genug Unordnung gestiftet.«
    »Ich kann nicht aufstehen, solange du da bist«, protestierte Rek. »Das schickt sich nicht.«
    »Du Idiot«, sagte sie und nahm das Tablett. »Sieh zu, daß er

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