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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
Autoren: K. A. Stone
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Wünschen vergebens ist.
02
    Meine Mutter suchte, während ich in ihrem Körper heranwuchs, nach ihren Schwestern. Ein den Skriek eigener Instinkt führte sie zu ihrer Stammsippe, wo sie bereits sehnsüchtig von ihren beiden Schwestern und all den anderen Sippenmitgliedern erwartet wurde, die in einer hoch oben gelegenen Höhle nahe den Pastallischen Hainen lagerten. Es war damals für alle keine glückliche Zeit, da nicht nur meine Mutter, sondern auch ihre Schwestern großes Leid in sich trugen. Mahansata, die ältere, hatte erst wenige Monate vor meiner Niederkunft ihren geliebten Seelenpartner verloren. Er war unglücklicherweise einem überaus gereizten Troll über den Weg gelaufen. Puntamina, die jüngere, litt immer noch in ihrer Seele unter dem plötzlichen Tod ihres jüngsten Sohnes, der vor eineinhalb Jahren von einer Felslöwin getötet worden war. Wie schon erwähnt, die Skriek haben nur wenig Talent zum Überleben. Und so waren die drei Schwestern in jener Zeit, als meine Mutter mit mir schwanger war, einander Stütze und Hilfe und versuchten, sich in ihrer Seelenqual beizustehen und zu trösten. Und alle, auch die restlichen fünfzehn Sippenmitglieder, erwarteten schon gespannt meine Geburt. Meine Mutter hatte nämlich allen vorbehaltlos von ihren schlimmen Erlebnissen mit den Nordmännern und von ihrer Vergewaltigung durch einen von ihnen, die schließlich zu meiner Zeugung geführt hat, erzählt.
    Bei den Skriek gab und gibt es diesbezüglich keine falsche Scham. Was auch immer ihre großen, reinen Seelen belastet, muss ans Tageslicht gebracht werden, damit es sich nicht als böse Dunkelheit in ihnen einnistet. Darum erzählen die Skriek jederzeit frei von sich, ihren Gedanken, Gefühlen, Ängsten, Sorgen, Träumen und Wünschen. Später hielt es meine Mutter auch so mit mir. All ihr Wissen, ihre Lieder, ihre Geschichten und Erlebnisse breitete sie vor mir aus und ließ mich so an ihrer Seele und ihrem Leben teilhaben. Ich selbst erfuhr von ihr höchstpersönlich einige Jahre nach meiner Geburt all die Umstände, die zu meiner Zeugung geführt hatten. Meine Mutter sprach oft über ihre ewige Liebe zu Soltanisono, über die Schmerzen, die ihr mein Vater Chandrion zugefügt hatte und davon, wie sie seinen Unterleib mit ihren Krallen aufgeschlitzt hatte. Manches Mal erzählte sie auch von ihrer langen und mühsamen Rückkehr nach Allunien, bis sie schließlich ihre Schwestern und deren Familien in den Pastallischen Heinen gefunden und sich auf meine Geburt vorbereitet hatte, bis ich schließlich geboren wurde.
    Ich kam auf jene Welt, die Bahluna in ihrer Weisheit und Güte erschaffen hatte. Alle Skriek aus der Sippe meiner Mutter beäugten mich skeptisch und interessiert. Sie waren im Zustand des mahamsanazu . Wie würde ich, ein Mischling zwischen Menschenmann und Skriekfrau, wohl sein? Würde ich eine große, reine Seele haben? Und vor allem, würde Bahluna mich annehmen?
    Meine Mutter weinte lange, als sie erstmals meine grünen Schuppen sah, die nicht einmal meinen ganzen Körper bedeckten. Grün war die Farbe der Pflanzen, aber auch der faulenden Verderbnis. Hatte mich Bahluna für immer mit einem Makel gezeichnet? Es beunruhigte die Skriek, dass ich, der ich ja ein Knabe war, keine blauen Schuppen hatte. Anfangs, im frühen Stadium der Entwicklung, waren die Schuppen bei einem gesunden Skriekknaben von einem zarten Hellblau, um sich schließlich bei Erreichen des Mannesalters, zu einem satten, dunklen Blau zu verfärben. Wie, fragten sich die Skriek, werden meine Schuppen wohl aussehen, wenn ich erst erwachsen bin? Auch die Krallen an meinen Fingern und Zehen waren untypisch für einen Skriek. Sie waren zu kurz, zu breit und zu wenig spitz zulaufend. Besorgnis machte sich innerhalb der Sippe breit und sie sahen einander an. War nur mein Äußeres missgestaltet, oder mein ganzes Wesen? Es dauerte lange, bis die Tränen meiner Mutter versiegten. Doch schlussendlich legte sie mich an ihre Brust und ich begann zu saugen. Nach einer Weile strich sie mir zärtlich über den Kopf und gab mir den Namen Hamalalenno.
    Zwei Wochen später wollten die Skriek weiterziehen. Sie meinten, den Ruf Bahlunas zu vernehmen. Aber sie zögerten, ihre Gürteltaschen zu schnüren und zu ihren Stäben und Knochenflöten zu greifen. Und das lag an mir. Noch immer war nicht geklärt, ob ich ein schlechtes Omen für die Gemeinschaft bedeutete. Reisen waren gefährlich, vor allen für die Skriek, die von allen angefeindet und
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