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Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Titel: Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora
Autoren: Michael J. Hallowfield
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einfache Stuhl des Angeklagten stand. Der maremoranische Krieger nahm Platz und sah den Ratsmitgliedern entgegen, aus deren Reihen sich der Ankläger erhob. Es war keine Überraschung, dass es sich um Eydis Vacheu handelte.
    »Verehrte Ratsmitglieder, Angeklagter Haemvil Bralda«, begann er. »Wir haben uns unter den Augen Pachoms des Gerechten versammelt, um darüber zu beraten, was jüngst in der Halle der Prophezeiung vorgefallen ist, und welche Schuld Haemvil Bralda bei den Geschehnissen trägt.« Haemvil konnte die meckernde Stimme dieses Fanatikers bereits nicht mehr ertragen und Zorn wallte in ihm auf, doch er wusste, dass er gezwungen war, sich zu beherrschen, wenn er dies überstehen wollte.
    »Wir erbitten den Segen Pachoms des Starken, dass er uns leiten möge und wir uns seiner würdig erweisen.« Eydis Vacheu verneigte den Kopf, verharrte und alle bis auf den Angeklagten folgten seinem Beispiel. Dieser dachte sich, dass es im Grunde gerecht wäre, würde Pachoms Bildnis hinter ihm lebendig werden und diesem Widerling den Kopf abschlagen. Da nichts dergleichen geschah, erläuterte Vacheu, was sie in der Halle der Prophezeiung vorgefunden hatten. Haemvil gefiel ganz und gar nicht, wie Vacheu subtil seinen geschwächten Zustand mit den Überresten des Sehers verband und so bereits seine vermeintliche Schuld an dessen Tod andeuten wollte. Nur Feiglinge versuchten, um Dinge herum zu reden, statt einen Konflikt offen und ehrlich auszutragen, wie es sich unter Männern ziemte.
    Es begann eine Diskussion zwischen den Ratsmitgliedern, die immer erregter wurde, je länger die Verhandlung andauerte. Haemvil durfte bis auf Antworten zu gelegentlichen Nachfragen nichts äußern, doch dies verschaffte ihm die Gelegenheit, einen Überblick über die Machtverhältnisse im Rat zu erlangen.
    Er gewann den Eindruck, dass zwei Gruppierungen gegeneinander kämpften. Der Historiker Manael Hastcanel, Ebias Agrarain, Laedras Beccomant, Eydis Vacheu natürlich und zwei weitere schienen begierig zu sein, ihn zu verurteilen, während der einstige Botschafter von Inzilbeth, Beveleris Peravales, Signar Stalrod, Pemyn Culiesin, der einstige Calfallus des Tempels der Corinathalla, Kenan Mancorres, der einstige Stadtherr seiner Geburtsstadt Camlan, und zwei weitere versuchten, Haemvil zu verteidigen. Er hatte nicht das Gefühl, als seien seine Ankläger an der Wahrheit interessiert. Er schnaubte kurz. Nicht einmal von seinen Verteidigern konnte er mit Sicherheit sagen, sie seien an der Wahrheit interessiert. Es schien, dass Haemvil zwischen die Machtmühlen des Rates der Ältesten geraten sei - ein Spielzeug und ein Instrument, um des einen Ratsherrn Macht auf Kosten eines anderen zu erhöhen, während die Gefahr für ganz Maremora übergroß draußen lauerte und die ganze Verhandlung zu einer Farce machte.
    Nach einigen ermüdenden Stunden wurde die Verhandlung unterbrochen und am folgenden Tag weitergeführt. Haemvil war mittlerweile weder vom großen Rat der Zwölf eingeschüchtert, noch war er ein zitterndes Opfer, das um Gnade winseln würde. Mit jeder Stunde wuchs sein Zorn auf die Ungerechtigkeit, die ihm zuteilwurde und es beschämte ihn, dass er so lange Zeit ehrenhaft vom Rat der Zwölf gesprochen hatte. Mit Ehre hatte diese Verhandlung nichts zu tun. Eydis Vacheu lief zur Höchstform auf und überraschte den gesamten Rat und auch Haemvil, als er von den Wachen einen Zeugen in den Gerichtssaal führen ließ.
    Harun Balc, der Wirt der Taverne "Zum trinkfreudigen Narren", trat eingeschüchtert und händeringend vor den Rat. Er trug sogar noch seine speckige Lederschürze, als habe man ihn direkt vom Tresen hergebracht.
    »Berichtet dem Rat, wie sich der Angeklagte verhalten hat«, forderte Eydis Vacheu den Wirt auf.
    Harun Balcs Blick streifte Haemvil kurz, dann blickte er auf den Boden. »Haemvil … ich meine der Angeklagte, war in der Nacht seiner Ankunft seltsam abwesend. Ich sah, wie Batti, eines unserer Schankmädchen, ihn aufforderte, sich zu der fröhlichen Runde unten in der Taverne zu gesellen. Meine Taverne ist eine gut besuchte und ehrbare Gastwirtschaft, edle Herren. An diesem Abend waren recht viele Gäste im Schankraum anwesend und es wurde gesungen, es wurde getrunken und es wurde gelacht. Mein Vater, möge er im Reich Helcallionas wandeln, hatte stets gesagt "Das ist wahre Musik, Harun, mein Junge. Die Geräusche einer Taverne. Glückliche Gäste, klingende Münze.«
    »Der Angeklagte!« schnarrte Eydis Vacheu
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