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Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Titel: Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora
Autoren: Michael J. Hallowfield
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wäre.
    Dann beschloss er, diese eigentlich nicht mögliche Erkenntnis zu seinem Vorteil zu nutzen und versuchte sich zu erinnern, wo sein Vater damals Waffen aufbewahrt hatte. Der erste Stock war waffenfrei gewesen, damit der kleine Haemvil nicht zu früh den Kontakt zu scharfen Waffen erhielt und sich nicht verletzte. Doch im Schlafzimmer seines Vaters befanden sich eine Reihe von Schwertern und Schilden.
    Rasch öffnete er das Sicherheitstor an der Treppe und schlich geduckt hinunter. Traumwandlerisch sicher fand er seines Vaters Schlafzimmer und trat vorsichtig ein.
    Wider Erwarten hüllte sich das Zimmer nicht in Dunkelheit, sondern eine Kerze brannte auf dem Nachttisch neben dem Bett. Haemvil stockte erneut der Atem. Es handelte sich nicht um das Einzelbett, in dem sein Vater seit dem Tod von Haemvils Mutter schlief, sondern um das Doppelbett, das er so gut kannte. Wie oft war er hineingekrochen und hatte vor allem bei seiner Mutter Schutz vor Alpträumen gesucht, die ihn nachts quälten? Nicht genug waren nicht nur die Laken auf der väterlichen Seite des Bettes zerwühlt, sondern auch auf der Schlafstatt daneben.
    »Das kann nicht sein«, hauchte Haemvil und seine Unterlippe begann zu zittern. Lebte seine Mutter? Was geschah hier? Völlig verwirrt riss er sich von dem Anblick des Bettes los, ergriff Schwert und Schild von der Wand und war im Begriff, das Zimmer zu verlassen, als ihm der Kleiderschrank seiner Eltern auffiel. Sich dem Feind zwar bewaffnet, aber lediglich in Unterwäsche zu stellen erschien ihm nicht als angenehme Vorstellung. Daher legte er die Waffen auf das Bett und zog sich rasch einige bequeme Kleidungsstücke seines Vaters und passende Stiefel an.
    Gedankenverloren blickte Haemvil auf den Spiegel neben der Tür und stockte. Die Spiegelfläche war tiefschwarz und gab kein Spiegelbild zurück. Vorsichtig näherte er sich dem seltsamen Spiegel. Ein warnendes Gefühl verbot ihm, die schwarze Fläche zu berühren, sodass er sich auf die Beobachtung beschränkte. Der Anblick erinnerte ihn an den Blick in einen schwarzen Weiher tief in einem Tannenwald. Zischend presste er die angehaltene Luft durch die zusammengebissenen Zähne. Also war doch Schattenmagie am Werk!
    Die Maremoraner glaubten wie alle Völker an das Wirken des Weltenverschlingers überall in den Reichen und auf dieser Welt. Er führte viele Namen, von denen Nergal und Naebos die bekanntesten und verbreitetsten waren. Dargestellt wurde er stets als gewaltiger, schwarzer Dämon mit gigantischen, langen Klauen und mit einem gehörnten Helm, zwischen denen eine grelle Sonne ihre tödlichen Strahlen aussendete. Zwar verrichteten auch gute Götter in der Welt ihr Werk, doch an die Allmacht eines Nergal kamen sie nicht einmal annähernd heran. Zwar beschützte Haicea, die Immergrüne, die Wälder und ihre Lebenskraft, doch Weiher im Wald, genährt von Fäulnis, waren Nergal geweiht. Die schwarzen Wasser waren Portale für seine Macht und Ursprung vielerlei dunkler Kräfte. Nicht zuletzt waren sie auch die Quelle für Bilder, die aus der Vergangenheit und Zukunft stammten. Der Preis, um sie zu sehen, war jedoch viel zu hoch, auch wenn es Menschen gab, die es versucht hatten. Jeder Maremoraner mit Verstand machte einen großen Bogen um Weiher im Wald - so lehrten die Mütter und Kindermädchen es jedem heranwachsenden Maremoraner bereits in der Wiege.
    Haemvil ließ den Spiegel nicht aus den Augen, bevor er wieder mit Schwert und Schild bewaffnet den Raum verließ und aufatmete. Mit dem vertrauten Schwert in der Hand fühlte er sich deutlich besser, doch er wurde sich bewusst, dass sich seine nächtliche Suche plötzlich geändert hatte. Denn im Grunde suchte er nicht länger nach einem Dieb, sondern nach seiner Mutter, die er so sehr vermisste. Im gleichen Moment schalt er sich für diesen Unsinn, denn es konnte nicht sein. Dennoch diktierten ihm Trauer, Leidenschaft und die unsterblichen Blutsbande sein Handeln, während der Verstand verstummte.
    Sorgfältig schlich er durch das gesamte Haus, doch bis auf weitere Hinweise darauf, dass er sich in einer Zeit vor etwa dreißig Jahren befand, konnte er nichts Ungewöhnliches entdecken und erst recht keinen fremden Eindringling. Schließlich stand er vor der Treppe, die in den weiträumigen Keller führte und seine Sinne flüsterten ihm zu, dass er das Geheimnis am offensichtlich dunkelsten Ort des Hauses lüften würde. Er packte den Schwertknauf fester und stieg grimmig die Treppe hinab,
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