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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen
Autoren: Robin Hobb
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Sechs Provinzen drohte. Wie Chade es mich gelehrt hatte, machte ich mein Bewußtsein zu einem tiefen, stillen Teich. Der Wald um uns hatte etwas Feierliches.
    Ich begriff, weshalb Eyod sich weigerte, die majestätischen Bäume fällen zu lassen. Wir saßen auf dem dicken weichen Nadelteppich und atmeten ihren kräftigen, harzigen Duft. Sich einfach hinlegen und schlafen können, wie Nosy neben mir. Wenigstens war es ihm vergönnt, seinem Schmerz im Schlaf zu entfliehen.
    »Weshalb glaubst du, daß August uns helfen würde?« fragte Burrich. »Vorausgesetzt, er ließe sich überreden, mit hierherzukommen.«
    Seine Worte holten mich von meinem Gedankenflug zurück. »Ich glaube nicht, daß er mit ihnen unter einer Decke steckt. Ich glaube, er ist nach wie vor dem König treu ergeben.« Was ich wußte, hatte ich Burrich als das Ergebnis gründlichen Nachdenkens präsentiert. Er war nicht der Mann, der sich von belauschten Geisterstimmen in meinem Kopf hätte überzeugen lassen. Folglich konnte ich ihm nicht erzählen, daß Galen nichts davon gesagt hatte, August zu töten, und das bedeutete möglicherweise, daß er nichts von ihrer Verschwörung ahnte. Ich selbst vermochte mir nicht zu erklären, was ich erlebt hatte. Edel konnte nicht ›denken‹. Und selbst wenn doch, wie war es möglich, daß ich ein fremdes Gedankengespräch belauscht hatte? Nein, das mußte etwas anderes gewesen sein, Zauberei. Galens Zauberei? War er so mächtig? Ich wußte es nicht. So vieles wußte ich nicht, aber all das mußte ich vorläufig ruhen lassen. Für den Augenblick paßte es zu den vorhandenen Tatsachen besser als alles andere, was mir einfallen wollte.
    »Wenn er dem König ergeben ist und keinen Verdacht gegen Edel hegt, dann ist er auch Edel ergeben«, gab Burrich zu bedenken, als hätte er es mit einem Dummkopf zu tun.
    »Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als ihn zu zwingen, irgendwie. Veritas muß gewarnt werden.«
    »Natürlich. Ich gehe einfach hinein, halte August ein Messer an den Rücken und komme mit ihm hierherspaziert. Niemand wird uns aufhalten.«
    Ich zermarterte mir den Kopf »Und jemanden bestechen, damit er ihn herlockt? Dann kannst du dich auf ihn stürzen.«
    »Selbst wenn ich jemanden fände, der sich bestechen ließe, was soll ich ihm anbieten?«
    »Das hier.« Ich tippte an meinen Ohrring.
    Burrich warf einen Blick darauf und zuckte zusammen. »Wo hast du den her?«
    »Philia hat ihn mir gegeben. Kurz bevor wir aufbrachen.«
    »Sie hatte kein Recht dazu!« Und in ruhigerem Ton: »Ich dachte, er hätte ihn mit ins Grab genommen.«
    Ich schwieg und wartete.
    Burrich schaute zur Seite. »Er gehörte deinem Vater. Ein Geschenk von mir.«
    »Ein Geschenk aus welchem Grund?«
    »Aus keinem besonderen.« Es war offensichtlich, daß er nicht darüber sprechen wollte.
    Ich hob die Hände, um den Schmuck aus dem Ohr zu lösen.
    »Nein«, sagte er barsch. »Laß ihn, wo er ist. Das taugt nicht als Entgelt für eine unehrenhafte Tat. Außerdem lassen sich diese Chyurda nicht kaufen.«
    Damit hatte er recht. Ich versuchte, mir etwas anderes auszudenken. Die Sonne ging auf, es war Morgen. Der Morgen des Tages, an dem Galen handeln wollte. Vielleicht bereits gehandelt hatte. Ich hätte gerne gewußt, was im Palast unten vor sich ging. War mein Verschwinden entdeckt worden? Traf Kettricken Vorbereitungen, sich einem Mann anzugeloben, den sie hassen würde? Waren Sevrens und Rowd schon tot? Wenn nicht, konnte ich sie mir zu Verbündeten machen, indem ich sie warnte?
    »Es kommt jemand!« Burrich duckte sich zu Boden. Ich legte mich zurück, bereit, mich ohne Gegenwehr in mein Schicksal zu fügen. Für ein Handgemenge besaß ich nicht die Kraft. »Kennst du sie?« flüsterte Burrich.
    Ich hob ein wenig den Kopf. Jonqui, begleitet von einem kleinen Hund, der nie wieder für Rurisk auf einen Baum klimmen würde. »Des Königs Schwester.« Weshalb flüstern? Sie hatte eins meiner Nachthemden in der Hand, und einen Moment später tanzte der kleine Hund vergnügt um uns herum. Er bemühte sich, Nosy zum Spielen aufzufordern, aber der sah ihn nur kummervoll an. Gleich darauf stand Jonqui vor uns.
    »Du mußt zurückkommen«, sagte sie ohne Einleitung zu mir. »Und du mußt dich beeilen.«
    »Aber ich habe es gar nicht eilig, in den Tod zu gehen«, antwortete ich und schaute an ihr vorbei nach weiteren Verfolgern aus. Burrich war aufgestanden und hatte sich schützend neben mich gestellt.
    »Nichts von Tod«, versicherte sie mir
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