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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe
Autoren: Kathryn Lasky
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durch ein Netz aus lauter Edelsteinen.
    „Und wo wohnen nun die Glaux-Brüder?“, fragte die Fleckenkäuzin.
    „Keine Ahnung.“
    „Wi e – du bist doch unsere Navigatorin!“
    „In der Luft schon. Dort kann ich mich an den Sternen orientieren. Aber nicht hier unten.“ Gylfie schaute sich trotzdem nach allen Seiten um, konnte aber nichts entdecken, was auf die Glaux-Bruderschaft hinwies. Also flogen sie weiter durch den von der Morgensonne verzauberten Wald. Erst nach einer knappen Stunde lichteten sich die Bäume und Gylfie erspähte endlich etwas Auffälliges. „Lass uns landen“, raunte sie Otulissa zu.
    Die beiden jungen Eulen ließen sich auf einem schlanken Tannenast nieder. „Da drüben!“, flüsterte Gylfie. Otulissa blinzelte erstaunt. Hinter den Tannen schimmerten schneeweiße Birkenstämme. Die Birken standen in einem vollkommenen Kreis. Und wenn man ganz genau hinsah, entdeckte man noch etwas anderes.
    Gylfie stupste Otulissa an. „Da ist eine Eule.“
    „Wo?“
    „Da unten vor dem Baum.“ Gylfie zeigte mit der Zehe auf eine der Birken.
    „Ich sehe kein e … huch! Das ist ja eine Schnee-Eule!“
    Und nicht nur ein e – sechs Schnee-Eulen standen wie Wachposten jede vor einem Baum. Mit ihrem weißen, hier und da dunkel gefleckten Gefieder hoben sie sich kaum von der Birkenrinde ab. Gylfie und Otulissa hatten die Glaux-Brüder gefunden.

Am Reißzahnfjord

    „Der Name gefällt mir gar nicht.“ Digger schaute auf den schmalen Meeresarm hinunter.
    „Welcher Name denn?“, fragte Soren.
    „Reißzahnfjord. Immerhin haben wir bereits Erfahrung mit Reißzähnen gemach t … und keine guten.“
    „Du meinst den Luchs damals? Pah!“, sagte Morgengrau abfällig. Auf der langen Wanderung zum Großen Ga’Hoole-Baum hatten sie eine höchst unerfreuliche Begegnung mit einem ausgehungerten Luchs gehabt. Digger, Soren und Gylfie hatten noch nie solche Furcht einflößenden Zähne gesehen, Morgengrau dagegen schon of t – behauptete er jedenfalls. Der Bartkauz war als Waise aufgewachsen. Er hatte sich das Fliegen selbst beibringen müssen und schon viele Abenteuer und Gefahren überstanden, ehe ihm überhaupt die ersten Federn gesprossen waren.
    „Wenn ich mich recht entsinne, hat dir der Luchs auch ganz schön Angst eingejagt“, gab Soren zurück. Er ärgerte sich nicht zum ersten Mal darüber, dass Morgengrau sich angeblich vor nichts und niemandem fürchtete. Das ging ihm noch mehr auf die Nerven als das ständige Eigenlob des Bartkauzes.
    „Na ja, ‚Angst‘ würde ich das jetzt nicht nenne n …“
    „Du meinst, du fandest unseren Zusammenstoß mit dem Räuber eher aufregend?“, mischte sich Digger ein.
    „Genau so war’s!“, bestätigte Morgengrau eifrig und Soren dachte wieder einmal bei sich, dass Digger einfach zu nett war.
    „Aufregung und Angst sind oft schwer zu unterscheiden“, sagte Digger. „Mir jagen jedenfalls alle Zähne, die länger als fünfzehn Zentimeter sind, Todesangst ein. Und der Fjord unter uns trägt seinen Namen bestimmt nicht ohne Grund. Hoffentlich hat unsere Suche nach Ezylrybs altem Kriegerfreund Moss wenigstens Erfolg.“
    Eglantine mischte sich ein. Das Schleiereulenmädchen flog zwischen Morgengrau und dem Höhlenkauz und hatte bis dahin nur zugehört. Jetzt sagte sie erklärend: „Der Begriff ‚Fjord‘ bezeichnet einfach nur einen lang gestreckten Meeresarm, der tief ins Festland einschneidet.“
    Digger blieb der Schnabel offen. „Meine Güte, Eglantine, man könnte dich glatt mit Otulissa verwechseln! Aber es ist nicht der ‚Fjord‘, der mich beunruhigt, sondern der ‚Reißzahn‘ davor.“
    „Hast du dir schon mal überlegt, dass der Fjord vielleicht deswegen so heißt, weil er lang und gekrümmt ist?“
    „Du meinst, es geht nur um die Form?“
    Doch bevor der Höhlenkauz den Meeresarm noch einmal in Augenschein nehmen konnte, stieß Soren seinen schrillsten Schleiereulen-Schrei aus.
    „Was ist los?“, fragte Digger, und alle folgten Sorens Blick, der senkrecht nach unten gerichtet war. Dort trieben die letzten spätsommerlichen Eisschollen friedlich im Wasser des Fjords. Doch über eine Scholle ergoss sich Blut. Ein riesiges, weißes Raubtier hatte eine Robbe erbeutet und riss sein zappelndes Opfer mit Zähnen und Klauen in Stücke. Als das Biest den Kopf zurückwarf, erblickten die Eulen gewaltige, blutverschmierte Reißzähne.
    „Na, wie gefällt dir dieses Gebiss, Morgengrau?“, fragte Digger. „Die Pranken sind auch ziemlich
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