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Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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schlummert.“
    „Was ist Ga’, Onkel Gränk? Und haben Eulen wirklich Samenkörner im Magen?“
    „Nein. Und wenn doch, wären die Samen so winzig, dass man sie nicht sehen könnte. Ga’ ist ein anderer Ausdruck für überragende Charakterstärke. Es bedeutet, dass man sich gegenüber allen Lebewesen großmütig und anständig verhält. Diese Fähigkeit gelangt nur bei sehr wenigen Eulen zu voller Blüte.“
    „Bist du schon mal einer solchen Eule begegnet?“
    Gränk blickte Hoole eindringlich an. „Nein, mein Junge. Bis jetzt noch nicht. Solche Eulen sind sehr, sehr selten.“ Aber seine Augen verschleierten sich und er schien plötzlich mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Gränk war nämlich doch schon einer Eule begegnet, die seiner Meinung nach überragendes Ga’ besaß – Hooles Mutter, Siv.
    Hoole war so versessen aufs Fliegen, dass ihm die Nächte nicht ausreichten. Oft wartete er ab, bis die Erwachsenen schliefen. Dann schlüpfte er aus der Baumhöhle und unternahm Ausflüge in die Umgebung. Als er einmal gegen Mittag zurückkehrte, fiel sein Blick zufällig auf das Feuer in der Esse. Täuschte er sich oder bewegte sich da etwas in den Flammen? Was konnte das sein? Hooles Magen zog sich zusammen. Zum ersten Mal in seinem jungen Leben spürte er schmerzhaft, dass ihm etwas fehlte. Aber was? Er landete vor der Feuerstelle.

Siv sah zu, wie Svenka mit ihren Jungen spielte. Noch wurden die Kleinen ,Nummer Eins‘ und ,Nummer Zwei‘ gerufen. Svenka hatte erklärt, dass Eisbärenkinder erst nach mehreren Monaten richtige Namen erhielten, weil sie oft kurz nach der Geburt starben und sie ihrer Mutter ohne einen Namen nicht so ans Herz wachsen würden.
    Siv hielt das für Unsinn. Sie hatte Svenka bereits seit Wochen beobachtet. Die Eisbärin liebte ihre Jungen schon jetzt heiß und innig, auch wenn sie noch namenlos waren.
    Gerade benutzten die beiden Kleinen den Rücken ihrer Mutter als Rutschbahn. So lernten sie Schwimmen. „Guck mal, was ich kann, Tante!“, rief das Eisbärenmädchen Siv zu, als es ins Wasser glitt.
    „Ich kann’s besser!“, rief ihr Bruder.
    Siv ertrug es kaum, dem munteren Geplantsche zuzuschauen. Sie hatte schreckliche Sehnsucht nach ihrem eigenen Kind. Bestimmt unternahm ihr Sohn inzwischen schon seine ersten Flugversuche. Und sie konnte nicht dabei sein! Dass ihr Küken ein Sohn war, wusste Siv von Gränk. Seine Sehergabe hatte es ihm offenbart, bevor das Küken geschlüpft war. Hoffentlich hatte ihm Gränk eine schöne Erster-Flug -Feier ausgerichtet. Natürlich hat er das! Wie komme ich dazu, an meinem besten Freund zu zweifeln? , tadelte sie sich im Stillen.
    Siv versuchte, tapfer zu sein. Svenka und ihre Jungen sollten ihr nicht anmerken, wie traurig sie war. Es war ein sonniger Tag. Der Frühling stand bevor. Bald würde das Eis auf dem Fjord schmelzen und die Hägsdämonen würden sich nicht mehr hertrauen. Ohne seine Dämonenverstärkung würde sich auch Arrin nicht in diese abgelegene Gegend wagen. Allerdings würde im Frühling auch der Eisberg tauen, der Siv so lange Schutz geboten hatte. Sie musste sich bald nach einer neuen Unterkunft umschauen. Wenn ich bloß wüsste, wo mein Sohn ist! Aber ich darf nicht nach ihm suchen. Damit würde ich ihn in Gefahr bringen.
    Am Abend nach dem Säugen kuschelten sich die Eisbärenkinder unter Svenkas warmen, pelzigen Bauch. Sie hatten milchverklebte Schnäuzchen und schlummerten bald selig ein. Siv nutzte die Gelegenheit, ihre Freundin in ihre Überlegungen einzuweihen.
    „N’yrthgar ist ein riesiges Land. Ich habe keine Ahnung, wo Gränk meinen Sohn hingebracht hat.“
    „Und wenn dein Sohn gar nicht mehr in N’yrthgar ist? Vielleicht hat er ja sogar den Norden verlassen.“
    Dieser Gedanke war Siv noch gar nicht gekommen. Aber der Kleine war ja auch noch viel zu schwach, um lange Strecken fliegen zu können. Bis in den Süden war es zu weit. Und was ist mit den Hinterlanden? Hat Gränk ihn vielleicht dorthin mitgenommen? Dort lebt Gränks Freund, der Wolf Fengo … Ach, wenn ich doch nur wie Gränk im Feuer lesen könnte!
    „Ich will und muss zu meinem Kind, Svenka.“
    „Und wie willst du deinen Sohn finden?“
    Wenn ich das nur wüsste … Auf diesen Punkt läuft es immer wieder hinaus , dachte Siv. Doch dann hatte sie eine Eingebung. „Ich werde mich wieder als Stromerin tarnen. Die Stromer kennen sich in N’yrthgar so gut aus wie sonst niemand. Sie bleiben nie lange an einem Ort, sondern ziehen kreuz und
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