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Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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war es ihnen gelungen, ihre Pläne in die Tat umzusetzen.
    Als die Glaux-Brüder noch am Gletscher gelebt hatten, waren sie oft in Sivs und H’raths Palast gekommen. Die Brüder hatten für ihre Besuche die Monate abgewartet, in denen das Schweigegebot gelockert war. Dann durften sie sprechen, wenn auch nicht den ganzen Tag. Siv und H’rath hatten diese Zusammenkünfte immer sehr genossen, und Siv hatte sich damals vorgenommen, dass sie ihre Küken von einem Glaux-Bruder unterrichten lassen würde.
    „Sie sind auf eine Insel im Bittermeer gezogen, heißt es. Bis dorthin ist der Krieg noch nicht vorgedrungen.“
    „In dieser glauxverlassenen Gegend gibt’s ja auch nicht viel, worum man kämpfen könnte. Hier ist das anders. Die Dämonin Ygryk soll keine zehn Flugstunden von hier gesichtet worden sein.“
    Ygryk? Siv unterdrückte ihre Panik nur mit Mühe. Sie musste sofort ihre Tarnung verbessern, damit die Dämonin sie nicht erkannte! Sie schaute sich um und entdeckte ein Häufchen Rentierflechten. Eine der tanzenden Stromerinnen hatte sich die Flechten so um den Kopf gewunden, dass ihr Gesicht halb verdeckt wurde. Siv beschloss, es ihr nachzumachen, lauschte dabei aber weiterhin der Unterhaltung der Stromer.
    „Das Bittermeer friert das ganze Jahr nicht zu. Fürst Arrins Dämonen werden niemals übers offene Meer fliegen. Regen macht ihnen komischerweise nichts aus.“
    „Weil sie nicht das Wasser, sondern nur das Salzwasser fürchten. Es lässt ihr Gefieder vereisen. Außerdem tötet es die Halb-Hägs. Wenn sich das Gift der kleinen Biester mit Salzwasser vermischt, erfrieren sie.“
    Halb-Hägs waren bösartige Parasiten. Sie ernährten sich von Läusen und anderem Ungeziefer, das im Gefieder ihrer Wirte – der Hägsdämonen – lebte. Die Schnäbel der Halb-Hägs enthielten ein Gift und ihre Bisse konnten tödlich sein. Die Dämonen waren allerdings unempfindlich gegen das Gift.
    Siv sah wieder vor sich, wie H’rath mit Fürst Arrin gekämpft hatte. Ein Schwarm Halb-Hägs hatte H’rath umzingelt und gebissen. Ihr Gift war in seinen Blutkreislauf gelangt. Doch es war Arrin gewesen, der H’rath den Todesstoß versetzt hatte. Danach hatte der Dämon Penryck H’rath den Kopf abgeschlagen und das abgetrennte Haupt auf sein Eisschwert gespießt. Für solche Grausamkeiten waren die Hägsdämonen berüchtigt. Siv kniff die Augen zu, als könnte sie auf diese Weise den Ansturm der schaurigen Bilder abwehren.
    Das Bittermeer friert das ganze Jahr nicht zu … Warum war sie nicht schon eher darauf gekommen? Eine Insel mitten im salzigen Meer – es gab keinen besseren Ort, um ein Ei vor den Dämonen zu retten!

Fürst Arrin traf sich mit seinen Offizieren und den obersten Dämonen in einer Höhle am H’rathgar-Gletscher. Die zwanzig Offiziere befehligten jeweils zehn Eulenkrieger. Jeder Einheit war ein Hägsdämon zugeordnet. Zusätzlich gab es sechs reine Dämoneneinheiten, nicht zu vergessen die unzähligen Halb-Hägs. Die Höhle war brechend voll. Hinter Arrin saß Penryck. Er führte eine der reinen Dämoneneinheiten an. Penryck trug den Beinamen „Sklardrog“, das bedeutete „Himmelsdrache“ auf Krakisch. Seine Schlauheit und seine Zauberkräfte waren gefürchtet. Arrin hatte ihn im Lauf des Krieges als mächtigen Bundesgenossen schätzen gelernt.
    Der Fürst hatte sich vorgenommen, den Gletscherpalast zu erobern. Er wollte die Festung belagern, bevor die katabatischen Herbstwinde über den Gletscher fegten.
    Aber was nützte der schönste Palast, wenn die Königin ausgeflogen war? Wo steckten bloß Siv und ihr Küken? Arrin hatte den Verdacht, dass der junge Prinz womöglich über ungewöhnliche Fähigkeiten verfügte. Penryck hatte Arrin darauf hingewiesen. Nach der Schlacht, in der König H’rath gefallen war, war Siv mit ihrem Ei und ihrer Dienerin Myrrthe geflohen. Doch es war Penryck gelungen, einen Blick auf das Ei zu werfen. Es hatte ein weißes Licht verströmt, noch heller als das gelbe Licht aus den Augen der Hägsdämonen. Das Fyngrott war einfach von dem Ei und von Siv abgeglitten.
    Das hatte die Dämonen zugleich erstaunt und erschreckt. Sie hatten gespürt, dass Siv – und vor allem ihr ungeschlüpftes Küken – durch übernatürliche Kräfte geschützt waren.
    Die Dämonen konnten nicht zulassen, dass außer ihnen noch jemand magische Kräfte besaß. Darum hatten sie sich bereitwillig mit Arrin verbündet. Weil sie jedoch das Salzwasser fürchteten, beschränkten sich ihre
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