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Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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Arrin. König H’rath und Königin Siv hingegen haben sie stets vertraut. Sie werden nichts unternehmen, was den Königssohn in Gefahr bringen könnte.“
    „Sie dürfen niemals erfahren, dass Hoole ein Königssohn ist! Niemand darf das erfahren!“, rief Gränk aufgebracht. Dann sprach er in ruhigerem Ton weiter: „Ich zweifle ja gar nicht daran, dass uns die Glaux-Brüder nichts Böses wollen. Trotzdem wird sich irgendwann herumsprechen, dass auf dieser Insel zwei Eulenmännchen ein verwaistes Küken großziehen.“
    „Die Brüder verlassen ihre Gemeinschaft nur selten. Sie befassen sich hauptsächlich mit ihren Studien.“
    „Wie dem auch sei, ich schlage vor, dass wir das Feuer in der Schmiedeesse löschen. Vielleicht haben die Brüder den Rauch ja noch nicht entdeckt. Das übernimmst du, Theo. Aber gib acht, dass die Glut nicht erlischt. Dann können wir sie mitnehmen, wenn wir die Insel verlassen.“
    „Wird gemacht.“
    Die Schmiedeesse war ein großer, gespaltener Felsen. Durch den Luftzug im Felsspalt brannte das Feuer besonders heiß. Wozu will Gränk die Glut mitnehmen, wenn wir woanders hinfliegen? , grübelte Theo. Soll ich etwa noch mehr Waffen schmieden? Oder will er im Feuer lesen?
    Gränk besaß eine seltene Gabe. Er war ein Feuerseher. Die Flammen offenbarten ihm vergangene und zukünftige Geschehnisse. Sie zeigten ihm auch, was sich anderswo auf der Welt abspielte. Das war eine wertvolle Fähigkeit.
    Theo dachte wieder an die Glaux-Brüder. In früherer Zeit hatten sie die Ergebnisse ihrer Forschungen in Eisblöcke eingeritzt. Die besondere Sorte Eis, aus der die Blöcke bestanden, hieß Issen bür, die beschriebenen Blöcke nannte man Bürer. Leider waren die Bürer zu schwer, um sie mitzunehmen, wenn die Gemeinschaft weiterzog. Darum hatten sich die Brüder darauf verlegt, Tierhäute zu beschreiben und daraus sogenannte Bücher anzufertigen. Vor jeder Mahlzeit zogen sie den erjagten Tieren das Fell ab. Das war sehr ungewöhnlich für Eulen, die ihre Beute sonst im Ganzen hinunterschlingen. Aber die Brüder waren Entbehrungen gewohnt.
    Das alles ging Theo durch den Kopf, als er die Glut in selbst geschmiedeten Eisenbehältern verstaute. Anschließend deckte er die glimmende Asche in der Esse sorgfältig mit Erde zu.
    Zum ersten Mal, seit Gränk auf der Insel eingetroffen war, stieg kein Rauch mehr auf.
    „Komm sofort wieder rein, Hoole! Ich sag’s nicht noch mal!“
    Der kleine Eulerich hockte auf der Spitze eines Astes. „Du hast gesagt, dass wir heute Ästeln üben, Onkel Gränk!“, protestierte er. „Ich hab doch jetzt Flugfedern.“
    „Komm rein!“, sagte nun auch Theo.
    Hoole verstand die Welt nicht mehr. Onkel Gränk und Theo waren doch sonst nicht so streng. Was hatte er denn Schlimmes gemacht? Endlich war er flügge und jetzt durfte er noch nicht mal auf einem Ast sitzen? Unauffällig schob er sich wieder in Richtung Höhleneingang und lugte nach draußen.
    „Weg da!“, schimpfte Gränk.
    Aber Hoole hatte einen Umriss am Himmel erspäht. Jetzt raschelte es weiter oben in der Baumkrone. Hoole wurde ganz aufgeregt. Außer Gränk und Theo kannte er keine anderen Vögel.
    Vor drei Tagen hatte Theo das Feuer gelöscht – zu spät. Sie bekamen Besuch.

Bruder Berwick war ein rundlicher, gutmütiger Raufußkauz.
    „Na, Kleiner? Deine Flugfedern sehen mir noch so neu aus. Wie klappt’s mit dem Ästeln?“
    „Ich darf ja nicht“, sagte Hoole kleinlaut.
    „Hat meine Ankunft dir etwa alles verdorben? Dann versuch’s doch jetzt noch mal.“
    Gränks und Theos Argwohn legte sich auf Anhieb. Berwick musste man einfach mögen.
    Unter Anleitung der drei Erwachsenen hüpfte Hoole wieder auf den Ast vor der Höhle und von dort aus auf den benachbarten Ast. Erst hatte er ein bisschen Angst, aber nach einer Weile ging es wie von selbst. Er traute sich sogar, auf weiter entfernte Äste überzuwechseln, und genoss den kurzen Augenblick, wenn er im freien Fall war.
    „Dein Sohn ist ein Prachtkerl. Er wird mal ein richtiger Meisterflieger.“
    Soll ich ihn aufklären, dass Hoole nicht mein Sohn ist? , schoss es Gränk durch den Kopf. Doch Hoole selbst kam ihm zuvor. „Ich bin nicht sein Sohn. Er ist mein Onkel, stimmt’s, Onkel Gränk?“
    Gränk wunderte sich. Er hatte Hoole nie erklärt, was der Unterschied zwischen einem Vater und einem Onkel war. Er hatte nicht einmal behauptet, mit Hoole verwandt zu sein. Er hatte einfach nur gesagt: „Nenn mich Onkel Gränk.“
    „Ja, das ist
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