Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
tja.«
    »Wenigstens waren es keine Gheele. Also – wie viele von uns haben überlebt, Sir?« Apium setzte sich ächzend neben Brynd auf den Boden.
    »Wir drei.«
    »Bei allen Drachengöttern Varltungs!«, erwiderte der Hauptmann und schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Diesen Namen würde ich im Moment nicht erwähnen.«
    »Ihr vermutet, die Angreifer kamen von dort?«
    »Wer weiß!«
    »Und was ist Euch widerfahren, Kommandeur?«
    »Ich wurde wohl vom Schiff in den Wald geschleudert«, erklärte Brynd. »Aber die Äste müssen meinen Sturz gemildert haben. Und Ihr?«
    »Ich war an Land, als Euer Schiff … in die Luft ging. Als ich die Bogenschützen in den Wald verschwinden sah, bin ich ihnen gefolgt. Einen hab ich erwischt und zwei andere bei meiner Rückkehr tot daliegen sehen. Ich habe nach einem Katapult gesucht, denn diese Flammenbälle müssen ja geschleudert worden sein, doch es war nichts zu entdecken. Nur eine leere Lichtung. Wir waren am Ufer mindestens zu viert – außer mir noch Gyn, Boldar und Awul – , doch als ich zurückkehrte, waren sie alle weg.«
    Schweigen.
    In der Armee musste man damit rechnen, seine Kameraden sterben zu sehen. Natürlich war das hart. Man bildete eine verschworene Gemeinschaft. Die Männer wurden zu einer Familie im weiteren Sinne. Gemeinsam sahen sie mehr von der Welt als die meisten Liebespaare. Es würde sicher getrauert werden, wie dies stets der Fall war. Doch Brynd durfte das jetzt nicht an sich heranlassen.
    »Habt Ihr eine Ahnung, wer das getan hat?«, fragte Apium. »Ich rede nicht von den Clans-Leuten, sondern von denen, die dahinterstecken.«
    Nach einer Pause brummte Brynd: »Das war eine Falle. Jemand in Villjamur wollte, dass es so kam.«
    »Aber warum?«
    »Damit wir für die Winterstarre nicht richtig gerüstet sind, nehme ich an. Andere Vermutungen habe ich nicht.«
    »Da wurden wir ganz schön abgezockt«, sagte Apium. »Ob wir einen Kultisten auf die Reise hätten mitnehmen sollen?«
    »Das sagt sich jetzt so leicht, doch alle wollten, dass diese Mission unauffällig erledigt wird. Darum ging es schließlich. Kultisten hätten nur Aufmerksamkeit erregt. Und sie hätten dann auch davon gewusst , was dem Zweck des Ganzen widerspräche. Ich frage mich allerdings, weshalb um so ein bisschen Brennstoff ein solches Geheimnis gemacht wird. Johynn möchte offenbar, dass wir weniger auf die Kultisten angewiesen sind. Bevor wir auf diese Reise gingen, hat er mir sogar gesagt, sie würden während der Eiszeit vermutlich ihr eigenes Süppchen kochen. Es ist nicht gerade ein Geheimnis, dass er die Dinge gern ohne die Kultisten geregelt bekäme und sich an ihre Abwesenheit gewöhnen möchte. Er mag mitunter etwas seltsam sein, aber diese Überlegungen sind – um es vorsichtig zu sagen – sicher nicht vollkommen unklug.«
    »Hmm!« Apiums Miene zeugte von Verunsicherung. »So eine Begleitung wäre dennoch hilfreich gewesen.«
    »Ich werde ein paar heikle Fragen stellen, wenn wir wieder daheim sind.«
    »Ihr meint also, dass wir in Schwierigkeiten geraten werden?«, erkundigte sich Apium.
    »Das ist ganz und gar kein Notfall. In den Wäldern des Kaiserreichs steht Holz genug, um die Herdfeuer in Gang zu halten. Unsere Mission ging eher von Johynn aus. Er war überzeugt, wir bräuchten das Feuerkorn – und Ihr wisst, wie es in letzter Zeit um seine geistige Gesundheit stand.«
    Apium unterdrückte ein Lachen und wies durch die Bäume hindurch.
    Zwei Monde waren zwischen den hohen Hügeln zu sehen, die sich links und rechts des Fjords erhoben. Der eine war deutlich größer als der andere, doch beide waren von himmlischem Weiß und standen knapp überm Horizont. Astrid, der kleinere Trabant, wirkte mitunter wie aus bleichem Erz geschmiedet, ja, wie am falschen Ort, und diese Eigenschaft zog Brynd an.
    Die Männer betrachteten die Monde ein Weilchen. Ein Gefühl der Stille breitete sich aus. Die Sterne konturierten die Hügel zunehmend deutlicher.
    »Sie sehen diese Nacht hübsch aus, nicht wahr?«, sagte Apium. »Seltsam, dass ausgerechnet sie die Ursache sind?«
    »Wofür?«
    »Für die Eiszeit. Seltsam, dass ausgerechnet die Monde sie bewirken.«
    »Wenn man logisch darüber nachdenkt –«
    »Seht Ihr, das ist Euer Problem. Ich habe gerade gesagt, dass es sich um eine sonderbare Sache handelt. Ihr denkt über die Dinge eben nie einfach.«
    »Die Welt ist nun mal nicht einfach, Hauptmann.«
    »Ihr solltet öfters vögeln«, brummte Apium, machte es sich auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher