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Die lebenden Puppen des Gerald Pole

Die lebenden Puppen des Gerald Pole

Titel: Die lebenden Puppen des Gerald Pole
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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war da. Und er sah, dass sie in die Fläche eindrang. Sie hatte sich aufgelöst, sie war weich geworden, sodass er in den Spiegel hineingreifen konnte.
    »Nein«, flüsterte er, »nein, das gibt es nicht. Das kann nicht sein …«
    Und doch war es so. Er hatte sich nicht geirrt. Es gab keine harte Fläche mehr, und seine Hand steckte bis zum Knöchel drin.
    Das wurde ihm erst jetzt so richtig bewusst. Sein Erschrecken war gewaltig. Er riss den Mund auf, stand für einen Moment unbeweglich, gab sich einen Ruck und zog die Hand wieder zurück.
    Ja, das war zu schaffen!
    Er schaute auf sie nieder.
    Es war seine Hand, und sie hatte sich auch nicht verändert. Das ließ ihn schon aufatmen. Nur die Tatsache, dass sie in einer Spiegelfläche gesteckt hatte, die wollte ihm nicht in den Kopf. Das war für ihn auch nicht erklärbar.
    Was tun?
    Es war irrational gewesen, was er da erlebt hatte, aber das hatte es gegeben, darüber musste er sich klar werden. Er hatte sich nichts eingebildet, und dass diese Spiegelfläche aufgeweicht war, das musste einen Grund haben.
    Aber welchen?
    Musste man sich vor ihm fürchten oder war der Grund genau auf ihn zugeschnitten?
    Er hatte keine Ahnung. Er sah nur ein, dass es nicht normal war und dass dieser veränderte Spiegel möglicherweise die Tür zu etwas ganz Neuem war.
    Ja, das konnte stimmen.
    Etwas tat sich vor ihm. In der Tiefe des Spiegels war es zu sehen. Dort gab es eine Bewegung. Es war ein heller Fleck zu sehen, der nicht auf der Stelle blieb, sondern sich bewegte und dabei nach vorn drängte.
    Gerald Pole wusste nicht, was sich dort ankündigte. Es blieb bei einem Licht, das allerdings nicht starr stand, sondern sich bewegte, und das nur in eine Richtung, nach vorn nämlich.
    Wer oder was kam dort?
    Plötzlich spürte Gerald Pole wieder den eigenen Herzschlag. Er war zu einem dumpfen Trommeln geworden, das in seinem Kopf dröhnte.
    Und es gab noch den Spiegel.
    Dort und nur dort schaute er hinein, denn da spielte die Musik. Woanders wollte er gar nicht hinschauen. Er sah das Helle, er sah es funkeln, und es kam immer näher. Wenn er seine Seite des Spiegels als Ausgang betrachtete, dann huschte das Licht dort lautlos hin. Und es nahm seinen weiteren Weg, ohne dass es seine Richtung veränderte.
    Er war jetzt in der Lage, etwas mehr zu erkennen. Das war nicht nur ein Licht. Das war sehr wohl vorhanden, aber es umgab etwas anderes wie einen Schleier. Man konnte beinahe von einem Papier sprechen, das einen Gegenstand schützen sollte.
    Aber welchen?
    Er war hell, das sah Gerald Pole schon. Und er war nicht nur hell, es gab noch etwas ganz anderes, womit er in seinem Leben nie hatte rechnen können.
    Das Licht fächerte auseinander. Innerhalb des Spiegels breitete es sich aus. Dabei gab es für das Licht keine Grenzen. Es war nicht zu stoppen, aber auch nicht mehr so zu sehen wie sonst.
    Es hatte sich verändert oder verwandelt.
    Aus ihm waren Gestalten geworden, die allerdings von einer Lichtglocke umgeben waren.
    Gestalten, aber keine Menschen. Denn jetzt schaute Gerald Pole auf die wahre Botschaft.
    Was ihm da entgegenschwebte, waren Skelette!
    ***
    Knochenmänner im Licht!
    Eine andere Bezeichnung fand er für sie nicht. Pole hatte kaum mitbekommen, dass er zurückgewichen war. Das Bild hatte ihn erschreckt. Er streckte die Arme nach vorn, als wäre es ihm so möglich, die Skelette aufzuhalten.
    Nein, er hielt sie nicht auf. Und als sie den Spiegel verließen, da stand für ihn fest, dass er keiner Täuschung erlegen war. Es gab diese Geschöpfe wirklich, die aus sehr hellen Knochen bestanden, als hätten diese in irgendeinem Licht gebadet.
    Es war für ihn nicht zu fassen. Er wollte lachen. Das schaffte er nicht. Er wischte über seine Augen und musste sich selbst gegenüber zugeben, dass dieses Bild blieb.
    Keine Täuschung. Sie waren wirklich vorhanden. Und sie reagierten wie nach einem Plan, denn sie hatten die Spiegelfläche kaum verlassen, da fingen sie damit an, sich zu verteilen. Sie bauten sich überall im Raum auf und gaben dabei eine Helligkeit ab, die dem Zuschauer mehr als ungewöhnlich vorkam.
    Vier Skelette zählte er. Und er sah noch mehr, denn das Licht schien zwischen ihren langen Knochenfingern hin und her zu springen. Da war es nicht mehr starr, sondern hatte sich in Funken verwandelt, die an den Knochen entlang liefen.
    Aus den Funken wurde wieder Licht, und der Puppenspieler konnte nur groß schauen, als er sah, was da passierte. Das Licht hatte sich von
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