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Die lebenden Puppen des Gerald Pole

Die lebenden Puppen des Gerald Pole

Titel: Die lebenden Puppen des Gerald Pole
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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nieder!
    Ihre Blicke begegneten sich, und Gerald Pole dachte über ein neues Phänomen nach. Er hatte in den Augen der Vampirpuppen einen Ausdruck entdeckt oder so etwas wie eine Botschaft. Die Blicke waren nicht mehr leer und leblos.
    Die Augen funkelten ihn an.
    Er schüttelte den Kopf, weil er es nicht fassen konnte. Hier musste er sich mit etwas Lebendigem auseinandersetzen, aber das hier war kein normales Leben für ihn.
    Darauf nahmen die Vampire keine Rücksicht. Sie waren nicht erschienen, um nichts zu tun. Sie bewegten sich. Sie streckten die Arme und die Hände in die Höhe, dann sackten sie kurz in den Knien ein und stießen sich ab.
    Der Sprung brachte sie ein Stück höher, sodass sich ihre Hände in Kniehöhe in den Stoff seiner Hose krallen konnten.
    Genau das war ihre nächste Startposition, die beiden schafften es, sich im Stoff des Schlafanzugs festzuklammern. Der gab ihnen den nötigen Halt, den sie brauchten, um an der Vorderseite in die Höhe klettern zu können. Es war klar, wohin sie wollten. Vampire brauchten Blut, und ihre Lieblingsbissstellen waren die Hälse der Opfer.
    Gerald Pole tat nichts. Er ließ sie einfach klettern. Er reagierte nicht aus Faulheit. Er war einfach noch zu sehr überrascht von den Aktivitäten. Und so kletterten sie weiter. Sehr bald spürte Pole, dass ihre Finger an den Enden sehr spitz waren. Der dünne Stoff bot ihnen nur wenig Widerstand.
    Sie hatten längst seine Körpermitte überwunden und kletterten an seiner Brust hoch. Pole hätte sie nur zu packen und abzupflücken brauchen, doch das schaffte er nicht.
    Er schaute zu, wie sie weiterkletterten und sich kurz vor seinem Hals teilten. Da nahmen sie den direkten Weg zu den Schultern, um dort ihre Plätze zu finden.
    Sie hockten sich nieder.
    Jetzt war sein Hals nicht mehr weit von ihren Mäulern entfernt, aber der Puppenspieler konnte sich immer noch nicht vorstellen, dass sie zubeißen und ihre Zähne in seinen Hals hacken würden.
    Er spürte die Bewegung auf seinen Schultern und versuchte, einen Blick auf die Puppen zu erhaschen.
    Das gelang ihm nur schwer, aber er bekam mit, dass die Puppen ihre Mäuler geöffnet hatten. Die Zähne stachen besonders weit hervor. Sie hatten ihre Beißer nicht grundlos gezeigt, das wusste Gerald Pole. Sie wollten an sein Blut. Sie würden …
    Nein, das war verrückt. So etwas konnte nicht sein. Auch wenn sich die Figuren bewegten, waren es noch immer Puppen.
    Oder doch nicht?
    Sekunden später gab es das Erschrecken und das Grübeln zugleich für ihn, denn da hörte er zwei Stimmen, die wie eine klangen.
    »Bisher haben wir dir gehört. Jetzt ist es umgekehrt. Ab nun gehörst du uns, Gerald Pole …«
    ***
    Der Puppenspieler stand auf der Stelle wie jemand, der aus eigener Kraft nichts mehr tun konnte. Er hatte etwas Unglaubliches gehört und auch erlebt. Da hatte jemand zu ihm gesprochen, der dazu eigentlich nicht in der Lage sein konnte.
    Seine Puppen!
    Von der Seite her hatten ihn die Stimmen erreicht, die wie eine klangen. Die Vampirpuppen hatten gemeinsam gesprochen, und nun wusste Gerald Pole endgültig Bescheid.
    Wieso?
    Warum hatten sie plötzlich Stimmen? Wer hatte ihnen das Reden beigebracht?
    Er kannte die Antwort, auch wenn sie ihm schwerfiel. Es gab nur eine Alternative. Beigebracht worden war es ihnen von den Mächten, die ihn ebenfalls besucht hatten. Die Kräfte der Hölle waren sehr mächtig und brauchten sich um vieles nicht zu kümmern.
    Ja, und er war ihnen auf den Leim gegangen!
    Es war schwer für ihn, einen Blick auf die beiden Puppen zu werfen. Er konnte den Kopf nicht so weit drehen, wie er es gern gehabt hätte. An einem gewissen Punkt war Schluss. Und doch tat er es.
    Einmal nach rechts, dann nach links.
    Ja, es gab etwas zu sehen, aber er bekam seine Figuren nur nicht als Ganzes zu Gesicht. Dafür sah er ihre Bewegungen und hörte auch ihre Stimmen.
    »Hast du alles verstanden?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Dann ist es gut. Dann wirst du jetzt auf das hören, was wir dir sagen. Ist das klar?«
    »Ja.«
    »Sehr schön.«
    »Und weiter?«
    »Ach, nicht mehr viel. Das andere wird sich regeln lassen. Du bist jetzt unser Lakai, und das wirst du auch bleiben. Denk immer an deine Figuren. Ihnen darf nichts zustoßen, aber sei auch nicht zu wehleidig und geh deine Feinde an.«
    Es waren völlig neue Töne, die er da hörte. Gerald Pole wollte eine Antwort geben, war dazu aber nicht mehr in der Lage. Ihm hatte es die Sprache verschlagen. Er musste erst
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