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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition)
Autoren: Dieter Beckmann
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Sachsenherzog schritt durch die Halle und kratzte sich am Kinn. »Wer ist hier im Recht? Ich vermag das nicht zu beurteilen, doch ich weiß, dass du, Mathilde, zu deinem Gemahl
    gehörst, mag er auch in diesem Zwist mit König Heinrich auf der falschen Seite stehen. So ist es recht und so will es Gott!« Dabei blickte er auf seine Tochter, die immer noch zu Boden schaute. Er wandte sich Janus zu, dann wanderte sein Blick zu Wilfried. »Ich kann sehen, dass ihr Euch hasst. Gott allein weiß, was zu tun ist. Ich bin zu alt, um König zu werden. Die Fürsten müssen einen anderen zum König wählen.«
    »Erlaubt mir, Graf von Esken zu töten«, zischte Wilfried von Breyde.
    Der alte Sachse grinste. »Meint Ihr, dass Ihr das könnt?«
    Janus wusste, was das bedeutete. Otto von Northeim verlangte ein Gottesurteil.
    »Nun, geht hinaus in den Burghof und tragt Euren Streit aus. Gott mag entscheiden, wem er seine Gunst schenkt, und der Gewinner soll die Heilige Lanze behalten und mit ihr tun, was ihm beliebt!«
    Janus wusste, hier würde sich sein Schicksal entscheiden. Otto von Northeim gab ihm die Möglichkeit, Wilfried zu töten. Er verspürte seltsamerweise keinerlei Furcht, auch keinen Hass, keine Regung. Es erschien ihm, als ergriff eine innerliche Kälte von ihm Besitz, die er so intensiv noch nicht kannte, und er konzentrierte sich auf seinen Gegner. Im Burghof legten sie Rüstung Helm und Schild an, nahmen einander gegenüber Aufstellung und zogen ihre Schwerter.
    Janus dachte an den Tag auf Burg Gleiberg. Wilfried führte das Schwert sehr schnell, doch auch Rudolf von Rheinfelden hatte diesen Ruf gehabt. Noch einmal würde Wilfried ihn nicht an die Burgmauer drängen! Noch einmal würde er es nicht schaffen, ihn zu besiegen!
    Wilfried stürzte auf ihn zu. Janus parierte den Schlag und auch den nächsten und übernächsten. Wie ein wütender Stier griff Wilfried Janus immer wieder an und der Kampf zog sich hin, genau wie es Janus geplant hatte. Er wollte Wilfried von Breyde müde machen. Je länger das Gefecht dauerte, umso erschöpfter wurden beide. Doch Janus wollte den Vorteil seiner Jugend nutzen. Er würde länger durchhalten als Wilfried und ihn besiegen. Der Kampf erschien endlos und sie senkten die Schwerter immer wieder. Wilfried wusste wohl, dass er den Kampf beenden musste, bevor ihn die Kräfte völlig verließen, denn in einem Akt der Verzweiflung rannte er auf Janus zu und hielt das Schwert hoch über seinem Kopf. Janus tauchte unter ihm hinweg. Wilfrieds Schwert streifte Janus´ Unterarm, den nur die Filzwickel schützten. Blut quoll aus der Wunde und sein Schwert fiel zu Boden. Wehrlos stand er ein weiters Mal vor seinem größten Widersacher. Janus fluchte innerlich. Wie konnte das sein? Nur einen Wimpernschlag hatte er nicht achtgegeben.
    »Nun werde ich Euch endgültig in die Hölle schicken, Janus von Esken!«, keuchte Wilfried siegesgewiss, doch er stieß nicht zu.
    Warum zögerte er? Janus hielt zitternd mit seiner linken Hand die Wunde. Tränen des Zorns bahnten sich den Weg in seine Augen. Diese Ausgeburt des Teufels hatte es abermals geschafft. Das konnte nicht sein! Wo war Gottes Gerechtigkeit? Wie versteinert wartete er auf den tödlichen Stoß, doch der blieb aus. Warum? Der Sieg gehört doch ihm, dachte Janus verwirrt. Wilfried jedoch bewegte sich nicht. Sein Blick wirkte seltsam abwesend, fast wie aus Glas. Was geschah hier?
    Vielleicht hatte Gott Janus doch nicht verlassen. Ohne nachzudenken zog er das Messer seines Vaters aus der Scheide und rammte es Wilfried in den Bauch. Fast verdutzt blickte der ihn an. Blut strömte aus der Wunde, er knickte zusammen und starrte Janus seltsam, fast lächelnd an: »Grüßt Eure Schwester von mir, Janus von Esken.«
    Janus hob sein Schwert vom Boden auf und stach es ohne Zögern in Wilfrieds Kehle.
    »Für meinen Vater«, flüsterte Janus.
    Er hörte Mathilde aufschreien und blickte zu Otto von Northeim, der seinen Arm hob. »Gott hat entschieden! Ihr habt gesiegt, Graf von Esken!« Dann ließ er die Heilige Lanze bringen und überreichte sie ihm. »Ihr seid frei und könnt gehen. Nehmt die Lanze an Euch.«
    Janus nahm das unscheinbare Bündel an sich und verbeugte sich vor ihm. »Was geschieht mit Eurer Tochter?«
    »Ich schicke sie zurück zu ihrem Gemahl.«
    Janus nickte. »Ich gab Konrad von Werl mein Versprechen, ihm seine Gemahlin zurückzubringen. Vertraut mir Eure Tochter an, ich werde sie sicher zurück nach Arnesberge geleiten.«
    Otto
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