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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze
Autoren: Jocelyn Kelley
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sein Vetter zu sein, trug es, als er Elspeth zu töten versuchte. Er verriet, dass Bradwr ap Glew meinen Tod will. Ich hatte gehofft, Ihr würdet wissen, was es bedeutet.«
    »Von meinen Mitbrüdern wird es nicht getragen.«
    »Habt Ihr ihn jemals mit etwas Ähnlichem gesehen?«
    Bruder Dewey wollte antworten, wurde aber von Glockengeläut unterbrochen. »Ich muss gehen. Die Vesper nähert sich dem Ende. Ich muss mich zu Meditation und Gebet in meine Zelle begeben. Fürst Tarran, nie sah ich Bruder Bradwr mit einer Perle wie dieser.« Er blickte von Elspeth zu Tarran. »Ich werde für Euch beten.«
    Er stürzte hinaus, ehe Elspeth ihm danken konnte.
    »Nun weißt du es«, sagte Tarran, in der Hand die Lederschnur mit der Perle, die er hin und her pendeln ließ, »warum meine Leute nicht in diesen Mauern bleiben wollten. Der Gestank des Verrats unseres Gegners hängt inmitten der Heiligkeit.«
    Der Schein der einzigen Kerze im Raum fing sich in der Glasperle und warf ein bläuliches Licht in Kaskaden auf die Wand, wie eine Perle es in der St. Jude’s Abbey getan hatte. Stimmen aus der Erinnerung stürmten auf sie ein. Die Stimme der Äbtissin und jene Schwester Avisas, als sie über eine ähnliche Glasperle sprachen, die Avisa gebracht hatte.
    »Ich weiß, welche Bedeutung sie hat!«, stieß sie hervor.
    »Sie?«
    »Die Perle!«
    »Sag schon.« Er setzte sich neben sie, die Perle fest in der Hand.
    »Es ist eine uralte Geschichte, und deshalb trägt Druce vielleicht eine solche Perle. Diese Perlen sollen große Kraft in sich bergen.«
    »Alle?«
    Sie schloss die Augen und versuchte, die Erinnerung wachzurufen. »Eine Perle soll so viel Kraft besitzen, dass sie ihrem Träger die Herrschaft über Wales garantiert. Diese Wunderkraft kann jede Armee besiegen.«
    »Ist es diese?« Er öffnete die Hand.
    »Nein, diese hier ist unverfälscht blau. Die Wunderperle hat blaue Spiralen auf klarem Glas.«
    »Und die Perle befindet sich in England?«
    »Da bin ich nicht sicher. Ich glaube, sie gab sie jemandem zur Aufbewahrung.«
    »Sie?«
    »Avisa de Vere. Sie war auch Schwester in St. Jude’s Abbey und …« Sie stöhnte auf, als ihr klar wurde, was sie eben verraten hatte.
    »Schwester? St. Jude’s Abbey? Willst du damit sagen, dass du einem Orden angehörst?«
    Sie sah ihn forschend an, neugierig, wie er diese Enthüllung aufnahm. »Ja, aber …«
    Er legte den Kopf in den Nacken und lachte.
    Sie konnte ihn nur anstarren. Vielleicht war ihr Kopf stärker getroffen worden, als sie geahnt hatte. Oder der Heiltrunk raubte ihr den Verstand. Wie sonst sollte sie sich erklären, was sie sah und hörte? Seit sie Tarran kannte, hatte er nie so gelacht wie jetzt.
    »Tarran …«
    Er sah sie an und lachte noch mehr.
    Sie zog eine Grimasse und machte Anstalten, aufzustehen. Ihre Beine wollten sie nicht tragen. Sie setzte sich wieder aufs Bett und stöhnte. Der Raum drehte sich wieder um sie, und ihr Kopf fühlte sich merkwürdig leicht an.
    Er wischte sich die Lachtränen ab. »Leg dich hin. Ich mache den Lappen wieder nass, und du erzählst mir noch mehr lustige Geschichten.«
    Sich vorsichtig zurücklehnend, schloss sie die Augen und versank ins Weiche. Das feuchte Tuch linderte den Schmerz in ihrer Stirn. Sie öffnete ein Auge und sagte: »Keine Geschichte, sondern die Wahrheit.«
    »Du? Eine Klosterschwester?« Wieder lachte er. »Was ist das für eine Nonne, die den Kampf mit dem Stock beherrscht und über eine Stange läuft? Soll ich etwa glauben, dass man dir diese Dinge beibrachte, damit du im Konvent einen Mann entwaffnest?«
    »Es ist eine Abtei. St. Jude’s Abbey.« Sie fasste nach seinem Ärmel. Beim ersten Versuch entglitt er ihren Fingern, beim zweiten schaffte sie es. »Außerhalb des Klosters wird darüber nicht gesprochen, aber du sollst die Wahrheit wissen. St. Jude’s Abbey ist nicht wie andere Klöster. Es ist anders. Die Schwestern sind anders.«
    Sie erklärte ihm nun, was sich hinter den Mauern der Abtei verbarg. Er schwieg, bis sie geendet hatte, dann stand er auf und ging zur Tür. Wollte er ohne ein Wort gehen?
    Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass er etwas sagte. Als er die Hand auf den Riegel legte, durchschoss sie ein Schmerz, heftiger als jener in ihrem Kopf. Er kam aus dem Herzen, das sich danach sehnte, ihm zu gehören.
    Er hob den Riegel, und sie biss sich auf die Lippen, um ihn nicht anzuflehen, er möge sich umdrehen und zu ihr zurückkommen.
    »Deine Geschichte erklärt so viel«, sagte
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