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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen
Autoren: Brenda Joyce
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ihr oder irgendeiner anderen Frau ins Bett zu gehen.“
      Sie war schrecklich erleichtert. „Es tut mir leid.“
      „Das muss es nicht. Und ich gratuliere dir zu der Art und Weise, wie du mit ihr umgegangen bist“, fügte er hinzu.
      Blanche hielt noch immer seine Hand. „Bist du jetzt böse mit mir?“
      „Selbst wenn ich es wäre – was nicht der Fall ist –, ändert das nichts an meinen Gefühlen für dich. Oder an den Gelübden, die wir abgelegt haben.“
      Sie sah ihn an, dachte an ihre Freundinnen, die sich trotz Ehemann einen Liebhaber nahmen, und dann dachte sie an seine außergewöhnliche Familie, in der Vertrauen und Loyalität eine so große Rolle spielten. Sie zweifelte keinen Moment daran, dass seine Brüder und Stiefbrüder – und auch sein Vater – ihren Frauen treu waren. Tatsächlich konnte sie sich nicht vorstellen, dass ein de Warenne oder O’Neill auch nur in Gedanken untreu werden würde.
      „Von Zeit zu Zeit werden wir uns streiten, das liegt in der menschlichen Natur. Es könnten heftige Streitigkeiten sein, wenn ich die Leidenschaft, die ich gerade gesehen habe, richtig deute. Aber das ändert nichts an der Verbindung, die wir zueinander haben. Und es wird niemals etwas an dem ändern, was ich in meinem Herzen fühle.“
      Blanche schlang die Arme um ihn. „Manchmal erkenne ich mich selbst nicht wieder“, flüsterte sie. Nie zuvor in ihrem Leben war sie so außer sich gewesen wie eben mit Anne. Sie war auch noch nie so glücklich gewesen. Und nachts, in den Armen von Rex, war sie so leidenschaftlich wie eine Kurtisane.
      „Dann ist es ein Glück, dass ich dich wenigstens immer wiedererkenne“, flüsterte er.
      Blanche sah ihm in die Augen und strich über seine Wange. Sie liebte diese Stoppeln. „Vielleicht sollte Meg etwas essen, während wir auspacken.“
      „Ja, vielleicht sollte sie das.“
      
    Eine Woche später saß Blanche neben Rex in einem einspännigen Gig. Er hatte sie für ein paar Einkäufe in die Stadt mitgenommen und zu einem kleinen Mittagessen im Gasthaus. Jetzt, am späten Nachmittag, waren sie gerade auf dem Nachhauseweg, als Rex auf Lanhadrons Hauptstraße anhielt. „Macht es dir etwas aus, einen Moment zu warten, während ich zu Bennet’s gehe, um zu sehen, ob meine Zigarren schon eingetroffen sind?“
      Blanche lächelte ihn an. „Natürlich macht es mir nichts aus“, sagte sie. „Schließlich hast du geduldig mit mir zusammen ein Dutzend Blumentöpfe und Vasen gekauft.“
      Er stellte die Bremse des Wagens fest und stieg hinunter auf die Straße. „Mir gefällt es, wie du Bodenick veränderst“, sagte er. „Es sieht jetzt aus wie ein Zuhause.“
      Blanche hatte die Woche damit verbracht, die Einrichtung der neuen Turmzimmer zu planen und die Ausweitung der Gärten hinter dem eigentlichen Turm. Rex hatte bereits zusätzliche Gärtner eingestellt, die eifrig Sträucher pflanzten und Beete anlegten, und ihre nächsten Anstrengungen galten dem Hof. „Es ist ein Zuhause. Unser Zuhause“, sagte sie sanft.
      Er lächelte sie an. Voller Zufriedenheit sah sie ihm nach, wie er die beinahe leere Straße überquerte. Wer hätte je gedacht, dass das Eheleben so befriedigend und erfüllend sein könnte? Und sie vermisste die Stadt überhaupt nicht.
      Sie sah das Bild ihrer Mutter vor sich, das Gesicht von Angst verzerrt. Jetzt fürchtete Blanche sich nicht mehr vor ihren Erinnerungen, denn sie hatte schon mehrmals Kopfschmerzen gehabt, die jedoch nicht von Anfällen begleitet wurden. Die Erinnerungen tauchten so plötzlich und regelmäßig auf wie ihre Trauer. Wenn sie jetzt an ihre Mutter dachte, empfand sie nur Traurigkeit.
      Dann glaubte sie plötzlich, Musik zu hören.
      Sie wusste, dass sie sich das nur einbildete, doch als sie sich umdrehte, konnte sie deutlich eine Geige hören. Blanche sah die Straße hinunter und bemerkte, dass einige seltsam bunte Wagen herankamen, in Rot, Blau und Gelb, umgeben von Menschen. Jetzt war die Melodie deutlicher zu hören, und Blanche begriff, dass eine Gruppe von Zigeunern in die Stadt kam.
      Sie vergaß ihre Mutter und beobachtete die herannahende Gruppe. Sie hatte noch nie Zigeuner gesehen, nur gelegentlich eine Wahrsagerin auf einem Jahrmarkt.
      Männer, Frauen und Kinder in bunten Kleidern gingen neben ihren bunten Wagen auf der Straße. Die Dorfbewohner kamen aus ihren Geschäften und Häusern und sahen der Parade zu. Die Frauen in regenbogenfarbigen
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