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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen
Autoren: Brenda Joyce
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Röcken warfen den Männern Blumen zu. Ein großer dunkelhaariger Mann in der vorderen Reihe blieb stehen, um mit Frauen und Kindern zu sprechen. Sie sah, wie er sich vor zwei hübschen jungen Frauen schwungvoll verneigte. Die beiden erröteten kichernd.
      Blanche schlang sich die Arme um die Taille und sah hinüber auf die andere Straßenseite, wo Rex in einem Geschäft verschwunden war. Sie erinnerte sich daran, dass er gleich zurück sein würde, aber sie konnte nicht anders, sie hasste öffentliche Menschenansammlungen, und der Umstand, dass sie nun eine verheiratete Frau war, änderte nichts daran. Starr vor Anspannung stand sie da, als die ersten Zigeuner auf sie zukamen, vorneweg der dunkelhaarige Mann.
      Er war groß und gut aussehend, trug Stiefel und ein weißes Hemd sowie eine leuchtend rote Schärpe. Als er sie sah, lächelte er freundlich. Blanche erwiderte das Lächeln nicht. Sie sah zu, wie der erste Wagen vorüberfuhr, dann flog ihr Blick zu Bennet’s. Von Rex war nichts zu sehen.
      Ihr Herz klopfte aufgeregt, und sie sagte sich selbst, dass die Leute harmlos seien, zumindest tagsüber. Und abgesehen von ihrer niederen Stellung hatten sie nichts gemeinsam mit dem Mob, der ihre Mutter getötet hatte. Aber sie war eine kluge Frau, und sie brauchte keine Kristallkugel, um zu wissen, dass eine solche Situation sie möglicherweise in die Vergangenheit zurückschleudern würde. Sie wartete auf den stechenden Schmerz.
      Der dunkle Zigeuner sah jetzt in ihre Richtung, während der zweite Wagen zusammen mit ein paar Kindern an ihrem Gig vorbeifuhr. „Mylady, Sie scheinen nicht in Feierstimmung zu sein. Kann ich das möglicherweise ändern?“ Sein Lächeln war hinreißend, ebenso wie seine blauen Augen. Er hatte ein Grübchen im Kinn, Grübchen in den Wangen, weiße Zähne und lockiges Haar. Ein Mann, der zweifellos den meisten Frauen den Kopf verdrehen würde.
      Beinahe hätte Blanche zurückgelächelt, so ansteckend war sein Strahlen. „Ich werde wieder in Feierstimmung sein, wenn mein Mann zurückkommt“, sagte sie leise.
      Er schwieg, betrachtete aufmerksam ihr Gesicht, dann lächelte er. „Eine Frau, die liebt, ist ein schöner Anblick. Eine Frau, die ihren Mann liebt, noch mehr. Sie müssen frisch verheiratet sein.“
      „Sie sind sehr aufdringlich“, entgegnete Blanche, aber sie lächelte dabei. „Ja, ich habe erst kürzlich geheiratet.“
      „Dann sind Glückwünsche angebracht“, sagte er und verneigte sich anmutig. „Nun, wenn Sie nicht mehr so frisch verheiratet sind, könnten Sie vielleicht an mich denken. Ich hätte nichts dagegen.“
      Blanche spürte, wie sie sich entspannte. „Das wird nie der Fall sein“, entgegnete sie leise. „Sie müssen Ihre Affären woanders suchen.“
      Er lachte und legte die Hände auf sein Herz. „Ich bin untröstlich, schöne Dame!“
      „Blanche!“
      Beim Klang von Rex’ Stimme drehte Blanche sich um. Er stand auf der anderen Straßenseite, und sie wusste sofort, dass er Angst um sie hatte. Auch wenn sie sich noch immer etwas angespannt fühlte, war sie doch erleichtert, daher winkte sie, damit er wusste, dass es ihr gut ging.
      Der dunkelhaarige Zigeuner drehte sich ebenfalls um und folgte ihrem Blick. „Ein starker, gut aussehender Bursche, der zweifellos einen Titel und auch Vermögen besitzt. Da kann ein Zigeunerprinz nicht mithalten.“ Er verneigte sich wieder und ging davon.
      Blanche sah ihm nach. Sie war amüsiert, was er auch beabsichtigt hatte, und dann sah sie dem Zug der Zigeuner und ihrer Wagen zu. Rex stand noch immer auf der gegenüberliegenden Seite und wirkte beunruhigt, konnte aber die Straße nicht überqueren. Blanche holte tief Luft und wartete darauf, dass ihr Herzschlag sich beruhigte. Dann war der letzte Wagen vorbeigefahren, und Rex kam rasch auf sie zu. Er öffnete die Wagentür. „Geht es dir gut?“, fragte er, während er einstieg und sich neben sie setzte.
      „Ja, überraschenderweise“, antwortete sie und rückte näher zu ihm.
      Prüfend musterte er sie. „Hattest du Angst?“, fragte er dann.
      „Ein wenig.“ Sie dachte darüber nach. „Aber es war nicht so schlimm. Ich musste nicht gegen Erinnerungen kämpfen. Ich dachte an die Zigeuner im Vergleich zu dem Mob, aber das war schon alles.“ Endlich lächelte sie, als die Erleichterung sie überkam. „Ich war nicht in Gefahr, davonzuschweben.“
      „Gut.“ Er nahm ihre Hand und küsste sie. „Es geht
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