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Die Kunst, anders zu leben

Die Kunst, anders zu leben

Titel: Die Kunst, anders zu leben
Autoren: Chris Guillebeau
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Fall des Erfolges.
    Diese Bekanntmachung war kühn, wagemutig – und äußerst wirksam. Shackleton hatte zwar viele Geldsorgen und auch jede Menge Ärger mit Frostbeulen, aber er hatte niemals ein ernsthaftes Problem damit, Matrosen für seine Expeditionen zu finden. Nachdem er das Flugblatt über seine »gefährliche Reise« verteilt hatte, bewarben sich über 5000 Leute um eine Teilnahme an dieser Expedition, bei der Shackletons Leute später über ein Jahr lang in der Antarktis festsaßen und sich während dieser Zeit ausschließlich von aufgetautem Wasser und erlegten Seehunden ernährten.
    Vielleicht müssen Sie nicht in der Antarktis campen und brauchen Ihr Abendessen auch nicht erst selbst zu erlegen, bevor Sie es sich zu Gemüte führen dürfen, doch wenn Sie sich für eine unkonventionelle Reise entscheiden, werden wahrscheinlich auch Sie sich hin und wieder einsam fühlen. Zum Glück werden Sie aber auch das Gefühl haben, sehr lebendig zu sein. Und viele Menschen haben festgestellt, dass dieses Gefühl sie reichlich für alle negativen Konsequenzen entschädigt, die es mit sich bringt, selbst über sein Leben zu bestimmen.
    Ein paar gefährliche Ideen
    Wir haben in diesem Buch verschiedene gefährliche Ideen analysiert. Die Vorstellung, dass man sich auf der Suche nach beruflicher Sicherheit eher auf sich selbst verlassen sollte als auf einen konventionellen Job, ist zum Beispiel sehr gefährlich. Auch die Idee, dass Sie Ihr Leben auf Aktivitäten aufbauen können, die Ihnen Freude machen, und dass das nichts mit Egoismus zu tun hat, ist nicht allgemein anerkannt. Die meisten Menschen glauben nach wie vor an den konventionellen Mythos des Belohnungsaufschubs  – dass man die produktivsten Jahre seines Lebens damit zubringen sollte, ein Vermögen anzusparen, das man erst Jahre oder Jahrzehnte später genießen kann.
    Das Prinzip, dass man die meiste Zeit seines Lebens tun sollte, was man möchte, empfinden manche Leute als unangenehm und beunruhigend. Und auch die Überzeugung, dass es in unserem Leben um mehr gehen sollte als nur um unsere eigenen engstirnigen Interessen, ist vielen Menschen fremd. Doch bevor wir zur Attacke übergehen und die Festung stürmen (»First we take Manhattan ...«), wollen wir uns noch ein paar weitere gefährliche Ideen anschauen, die zu verbreiten sich lohnt.
Studenten könnten revoltieren, um die an den Universitäten herrschenden Bedingungen zu verändern und das Mächtegleichgewicht so zu verschieben, dass diejenige Gruppe, der die Hochschulen ihre Existenz verdanken, die meiste Macht erhält. In keiner anderen Institution der Welt überlässt eine so große Mehrheit bereitwillig einer winzig kleinen Minderheit so viel Macht. Benotungen könnten abgeschafft oder modifiziert werden, und die Lehrpläne könnte man so umschreiben, dass Versuch und Irrtum darin mehr belohnt werden als stupides Auswendiglernen.
Gemeinden könnten 98 Prozent des Obdachlosigkeitsproblems lösen, wenn sie genügend Platz für »Zeltstädte« schaffen und Obdachlosen bis zu einem Jahr lang kostenlos Unterkunft gewähren würden. (Trotz zahlreicher Einwände wurde dies bereits in mehreren Städten im Staat Washington und in Quebec praktiziert.)
Warum sollen wohltätige Organisationen weiter existieren, wenn es ihnen nicht gelingt, die Probleme zu lösen, um derentwillen sie gegründet wurden? Wenn ein Unternehmen keinen Erfolg hat, geht es bankrott und macht dicht. Wohltätige Organisationen sollten Probleme lösen und anschließend das Feld räumen.
Statt nichtgewalttätige Verbrecher ins Gefängnis zu sperren, könnte man sie in »offenen« Zentren unterbringen, in denen sie jeden Tag einchecken und einer überwachten Tätigkeit nachgehen, die dem Wohl der Gesellschaft dient und ihnen hilft, in ein nichtkriminelles Leben zurückzufinden. (In Dänemark und den Niederlanden wird das bereits versuchsweise praktiziert.)
Mit genügend Engagement von Einzelpersonen und Gruppen könnten systemische Armut, Unterernährung und Analphabetentum innerhalb von ein paar Jahren komplett ausgemerzt werden, und zwar ohne finanzielle Unterstützung vonseiten der Regierungen.
    Diese Ideen gefallen Ihnen nicht? Kein Problem – aber wie lautet Ihre gefährliche Idee? Menschen, die gefährliche Ideen vorbringen, verteidigen und weiterentwickeln, übernehmen persönlich die Verantwortung dafür. Sie sind unzufrieden mit dem Status quo und engagieren sich dafür, ihn zu verändern. Während andere einfach tatenlos
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