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Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: L. J. McDonald
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Solie bat ihn nicht, seinen Griff zu lockern. Mace würde es aufregen, und er tat dem Mann nicht wirklich weh, obwohl sie wusste, dass er sich das wünschte. Hätte es ihren Befehl nicht gegeben, wäre der Fremde schon tot.
    Sie betrachtete den Mann. Er schien vollkommen gewöhnlich. Schweiß rann ihm von der Stirn und zog Spuren durch den Dreck auf seiner Haut. Er roch nach einer langen Reise wie viele Männer, die in die Stadt kamen, und starrte schweigend auf den Boden. Früher einmal hätte sie ihn vielleicht für einen ganz normalen Mann gehalten, der vor Angst schwieg – aber jetzt nicht mehr.
    Solie war trotz ihrer fast heiligen Stellung bei den Sylphen immer noch ein normaler Mensch. Aber einer der Vorteile, die Meisterin eines Sylphen zu sein, war, dass sie die Gefühle spüren konnte, die ihr geschickt wurden. Während eine normale Meisterin jedoch nur spüren konnte, was ihre eigene Sylphe tat, konnte sie als Königin die Gefühle jeder Sylphe spüren, und sie konnten ihr senden, was sie von anderen auffingen. Dieser Tatsache hatte sie es zu verdanken, dass sie fühlen konnte, wie die Gedanken des Mannes auf der Suche nach einem Ausweg rasten.
    Er war tatsächlich gekommen, um sie zu töten. Früher einmal hätte ihr das schreckliche Angst gemacht, aber sie war nun bereits seit sechs Jahren Königin und schon lange nicht mehr das naive kleine Mädchen, das sie einst gewesen war. Weder die Umstände noch ihre eigenen Ratgeber hätten das zugelassen.
    Sie warf einen kurzen Blick zu Devon Chole und wünschte sich, er wäre nicht der Einzige ihrer drei Ratgeber, der momentan im Tal war. Aber Thorn Galway war wie oft in den Wäldern unterwegs, und Leon hielt sich auf der anderen Seite des Meeres auf und suchte dort nach seiner entführten Tochter. Devon Chole war viel jünger als die anderen, nur fünf Jahre älter als sie selbst. Trotzdem, er hatte ein gutes Herz, mochte die Menschen und stellte für sie eine echte Bereicherung dar. Er war derjenige, der ihren Terminkalender führte und Audienzen ansetzte. Irgendwie gelang es ihm, stets zu wissen, mit wem sie sprechen musste und wann und wie man ihre Zeit so einteilen konnte, dass sie alles Nötige erledigen konnte und trotzdem noch Zeit für sich selbst und Hedu hatte.
    Devon trug die gleiche blaue Uniform wie die Kriegssylphen, um zu zeigen, dass er ihr diente, aber an seinem Anzug war deutlich weniger goldener Besatz. Das Letzte, was Solie wollte, war, dass jemand ihn für einen Kriegssylphen hielt und zum Kampf herausforderte. So etwas war schon geschehen. Der einzige Grund, warum jemand diese Art von Dummheit überlebte, war ihr dauerhafter Befehl.
    Leon trug bei der Arbeit dieselbe Art von Anzug, aber er konnte sich selbst verteidigen. Galway machte sich die Mühe nie. Der alte Trapper hatte ihr auch keine Treue geschworen wie Leon und Devon – nicht, dass es eine Rolle gespielt hätte. Wie auch immer er es gelernt hatte, Galway war ein unendlicher Quell des Wissens über die Funktionsweise einer Marktwirtschaft und die Frage, wie man den Handel belebte. Im Haus des Mannes lebten sieben Kinder, und drei von ihnen waren nicht von ihm. Er wusste, wie man notwendige Kompromisse einging.
    Aber für den Moment hatte sie nur Devon und jede Menge zornige Krieger an ihrer Seite.
    »Erkennst du ihn?«, fragte sie Devon.
    Devon sah den Mann unsicher an und dachte nach. In der Stille des Audienzsaals bewegten sich seine Haare, weil eine unsichtbare Luftsylphe mit ihnen spielte.
    »Erkennst du ihn, Airi?«, fragte Solie auch das kleine Wesen.
    Ich bin mir nicht sicher, schickte die Sylphe. Ich glaube nicht.
    »Ich glaube auch nicht«, gab Devon zu, weil er seine Sylphe genauso problemlos gehört hatte wie Solie. »Ich denke nicht, dass ich ihn schon je gesehen habe.« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn er aus Eferem ist, würde Leon es wissen.«
    Solie verzog das Gesicht. Leon war König Alcors Sicherheitsoffizier und oberster Meister der Krieger gewesen. Fast wäre er selbst zu ihrem Meuchelmörder geworden, und er war seinem Ziel weitaus näher gekommen als dieser Mann.
    Sie sah tief in das Herz des Auftragsmörders und fand dort Feindseligkeit. Sie bezweifelte, dass er sich je zu einem ihrer besten Freunde entwickeln würde, wie es bei Leon der Fall gewesen war. Auf jeden Fall musste sie entscheiden, was sie mit ihm tun sollte. Für die Krieger war es einfach: ihn umbringen. Das konnte Solie nicht tun – und zwar nicht nur deshalb, weil sie dazu erzogen
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