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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine
Autoren: Petra Gabriel
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Gebiet, auf dem die Kolonialstadt in der Folgezeit entwickelt wurde, war zur Zeit der deutschen Besetzung 1897 nicht unbewohnt. Neben den seit einigen Jahren bestehenden chinesischen Armeeunterkünften existierten mehrere Ansiedlungen. Das Dorf Qingdao bestand aus mehr als 300 Haushalten, die weitgehend vom Fischfang lebten. Zur offenen Seeseite entstand ein der europäischen Bevölkerung vorbehaltenes Wohn- und Geschäftsviertel, an das sich unmittelbar nördlich – hinter einem Berggrat und zur Jiaozhou-Bucht gerichtet – der Stadtteil für die chinesische Bevölkerung anschloss. Dieser trug den Namen des dortigen Ursprungsdorfes Dabaodao.
    Eine Bauordnung legte die Gebäudegrößen fest. Die Straßen wurden großzügig angelegt und zum Teil begrünt. Die Häuser erhielten im Laufe der Zeit Trinkwasser- und Kanalisationsanschluss, das Wasser wurde aus weit entfernt liegenden Brunnen herangeführt. Die Wohngebäude und die Funktionsgebäude der Europäersiedlung (Gouvernement, Residenz, Schulen, Kirchen, Lazarett, Geschäftshäuser, Gewerbebetriebe) errichtete man zumeist aus Backstein und in den deutschen Baustilen der Jahrhundertwende, aber durchaus mit kolonialen Varianten.
    Neben dem chinesischen Stadtquartier Dabaodao (Tapautau) wurden für chinesische Hafen- und Bauarbeiter zwei weitere Wohnsiedlungen errichtet, allerdings räumlich vom urbanen Zentrum entfernt: Taidongzhen (Tai tung tschen) und Taixizhen (Tai hsi tschen).
    Im hügeligen Hinterland der Stadt ließen die Behörden drei Kasernen und weitere Baracken für die deutschen Soldaten bauen. Stadtbefestigungsanlagen entstanden zur Zeit des «Boxer»-Krieges und wurden danach verstärkt. Östlich der Europäersiedlung war die Stadt durch lockere Villenbebauung gekennzeichnet. Am größten Strand (Auguste-Viktoria-Bucht) entstanden Hotel- und Villenbauten, die teilweise an vergleichbare Gebäude an der deutschen Ostseeküste erinnerten. Diese erste Freizeit- und Tourismuszone wurde durch Sportanlagen und einen Forstgarten ergänzt.
    Etwa drei Kilometer nördlich der Stadt entstand in fünfjähriger Bauzeit der Große Hafen. Ein über vier Kilometer langer Damm in der Kiautschou-Bucht, der gegen die Nord-West-Winde schützen sollte, umfasste das Hafenbecken. An dessen Ende, auf einer natürlichen Insel gelegen, entstand zuerst eine Marinewerkstatt, später – zwischen 1905 und 1907 – die kaiserliche Werft mit einem der größten Docks in Asien. In der mit dem einzigen Schwimmdock Ostasiens ausgestatteten Werft arbeiteten etwa 1500 Chinesen und 50 Europäer. An der Landseite des Hafens dienten zwei Molen zum Anlegen für größere Schiffe. Der Hafen erhielt einen 150 -Tonnen-Kran und Gleisanschlüsse. In einiger Entfernung entstand eine Petroleummole. In der Übergangszone zwischen Stadt und Hafen wurden Werkstätten, Kontore und Lagerschuppen angelegt. Dort gab es auch den Kleinen Hafen, der insbesondere Dschunken für den betriebsamen chinesischen Handel aufnahm.
    Zur Infrastrukturentwicklung im Pachtgebiet gehörte neben einem Bahnhof auch die telegraphische Vernetzung. Kabel wurden unter anderem von Qingdao in die Provinzhauptstadt Jinan und nach Shanghai verlegt. Die Reichspost im Kiautschou-Gebiet, die der deutschen Verwaltung vor Ort nicht unterstand, richtete Postämter in der ganzen Provinz ein und gab provisorische Briefmarken heraus. Ab 1900 erschienen einheitliche Kolonialbriefmarken mit dem Aufdruck «Kiautschou».
    Qing-Zeit: Die Mandschuherrschaft auf dem chinesischen Kaiserthron begann 1644, als die Ming-Dynastie abgelöst wurde, und endete erst 1911 mit der Errichtung der Republik China.
    Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert herum kämpfte die Dynastie ums Überleben. Die gerade mühsam aufgebaute Kriegsflotte war im Krieg von 1894/95 von den Japanern zerstört worden, wobei Formosa, Korea und andere Gebiete verlorengingen. China wurde in Einflusssphären aufgeteilt, die Europäer und Japaner unterhielten nun dort Kriegsflotten und Truppen. Das Kaiserhaus wurde von Kaiserinwitwe Cixi dominiert, die von 1861 an die meiste Zeit für die minderjährigen Kaiser Tongzhi und Guangxu regierte. 1911 kam es zum Sturz des letzten Kaisers Pu Yi durch Yuan Shikai und Sun Yat-sen. Dieser rief am 1. Januar 1912 die Republik China aus.
    Rangabzeichen: Chinesen nahmen es mit der Staatsverwaltung äußerst genau, besonders (unter Einfluss des Konfuzianismus) mit der Hierarchie; es gab verschiedene Rangabzeichen: die aufgenähten Rangquadrate,
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