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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord
Autoren: Kjell Ola Dahl
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plante, Sie zu töten, haben wir eingegriffen.«
    Lena betrachtete ihre Hände. Sie zitterten.
    »Ich dachte, es sei meine Schuld gewesen, dass er ins Meer gefallen ist.«
    Der Mann antwortete nicht.
    »Er hätte mich in der Wohnung erschießen können.«
    »Das bezweifle ich«, sagte der Mann. »Das hätte seinen Kumpel Gjerstad in eine sehr schwierige Situation gebracht.«
    Lena schloss die Augen. Sie griff nach der Türklinke.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Raus«, sagte Lena. »Weg von hier!«
    Doch Lena ging nicht weg. Sie blieb reglos im Korridor stehen, bis sich die Tür öffnete und Ingrid Kobro aus dem Verhörraum trat.
    »Hat er unterschrieben?«
    »Ja.«
    Ingrid Kobro faltete ein Blatt Papier zusammen und sah auf die Uhr. »Es ist schon nach Mitternacht. Jetzt können wir einander wirklich frohe Weihnachten wünschen.«
    Lena nickte matt. Sie drehte sich um und ging in ihr Büro. Das Wort Weihnachten hatte einen Alarm in ihrem Kopf ausgelöst.
    Es war Weihnachten, und sie hatte es tatsächlich geschafft zu vergessen, die Hammelrippchen ins Wasser zu legen. Das würde Mama ihr niemals verzeihen.
    Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Mama um Vergebung bitten? Wegen Hammelrippchen. Wie tickte sie eigentlich?
    Sie schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Lange stand sie so da. Schließlich hörte sie Schritte auf dem Korridor. Die Schritte entfernten sich.
    Das musste Gunnarstranda sein, der Steffen in die Untersuchungshaft brachte. Sollte sie? Sollte sie nicht? Keine Frage, sie musste!
    Sie riss die Tür auf und ging schnell den Korridor entlang. Im Treppenhaus sah sie, dass der Fahrstuhl schon auf dem Weg nach unten war. Sie lief die Treppen hinunter und kam untenan, als Gunnarstranda gerade die Schleuse zum Zellentrakt öffnen wollte.
    »Steffen!«
    Beide blieben stehen und drehten sich um.
    Lena fragte: »Warum hast du das getan?«
    Steffen sah sie mit leerem Blick an. »Was getan? Die Buchhaltung wurde beträchtlich revidiert, aber ich weiß nicht, ob du das weißt?«
    »Warum hast du den Brand mit geplant? Warum hast du den Mann in deiner Wohnung auf mich warten lassen?«
    Steffen drehte sich fragend zu Gunnarstranda herum, der mit den Schultern zuckte und sagte: »Ich höre sowieso nichts von dem, was hier gesagt wird.«
    »Geteilte Schuld«, sagte Steffen. »Stian konnte nicht akzeptieren, dass du seine Identität kanntest, und wollte etwas dagegen tun. Tatsächlich hast du mich selbst auf die Idee gebracht, als du dich an dem Kirschkern verschluckt hast.«
    Lena musste innerlich bis zehn zählen. Sie stützte sich gegen die Wand.
    Sie und Gunnarstranda wechselten einen Blick.
    Dann fasste Gunnarstranda Steffen am Arm, um weiterzugehen.
    »Warte«, sagte sie.
    Beide drehten sich um. »Du hältst dich offenbar ja für unglaublich schlau, Steffen«, sagte Lena. »Aber es gibt da eine kleine Sache, die du wissen solltest.«
    Er sah sie fragend an.
    »Du hättest Sveinung Adeler gar nicht umbringen müssen.«
    Steffen starrte sie mit leerem Blick an.
    »Er schreibt es in seinem Bericht. Hast du den nicht gelesen? Dann erzähle ich dir, was er auf der letzten Seite schreibt: In diesem Falle , schreibt er, ist es notwendig, an eine Grenze zu gehen . Ich kann es auswendig, Steffen, ich habe es mir eingeprägt, um es dir zu sagen, wenn wir uns treffen. MacFarrell Ltd. hat ausschließlich Interessen an den Produktionsanlagen, sie haben selbst keinen Anteil an der Produktion , schreibt Adeler. Weil die Firma notwendigerweise Erträge aus diesen Aktivitäten erwirtschaftet und durch ihre Besitzanteile indirekt auch die Produktion in den besetzten Gebieten aufrechterhält, wird es immer strittig sein, ob solche Interessen gegen anerkannte völkerrechtliche Prinzipien verstoßen oder nicht. Andererseits , schreibt er, sind diese Besitzanteile vom Volumen her nicht groß genug, um direkten Einfluss auf die Beschlussfassung der Produktionsgesellschaft auszuüben .«
    Lena machte eine Kunstpause, bevor sie fortfuhr: »Deshalb kam Sveinung Adeler zu der sensationellen Empfehlung, dass der Ölfonds die Firma MacFarrell nicht von seiner Liste streichen müsste. Auch wenn alle das Gegenteil glaubten. MacFarrell hatte Angst, rausgekickt zu werden. Frikk Råholt war sicher, dass der Ölfonds MacFarrell rauskicken würde, und bekam ein Spitzenhonorar dafür, die Beschlussgremien zu beeinflussen. Er war sich so sicher zu wissen, was die Ermittlungen des Sekretariats ergeben würden, dass er dich dafür
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